Gedanken zu Open Data aus Bibliotheken und der Problematik von Non-commercial-Lizenzen

Diese quick&dirty zusammengestellte Übersicht zum Thema Open Linked Data und Bibliotheken diskutiert die Frage von Entscheidungen bzgl. einer etwaigen Lizenz zur Veröffentlichung von Katalogdaten. Gerade die Frage, ob eine kommerzielle Nutzung erlaubt werden soll oder nicht, ist immer wieder diskussionswürdig.

Das HBZ stellt seine Lizenzen komplett in die Public Domain, während die UB Mannheim etwas schwammig formuliert, aber kommerzielle Nutzung zunächst definitiv ausschliesst. Auch der Linked Data Service der Deutschen Nationalbibliothek lässt eine kommerzielle Nutzung nicht [Änderung 30.8.2010:] nur nach Absprache zu.

Die für mich fundierteste Übersicht zum Thema Open Linked Data und Bibliotheken bieten Adrian Pohl und Felix Ostrowski. Sie schreiben in einem der in ihrem Blog verlinkten Texten mit dem Titel „Open Data im hbz-Verbund“ (S. 5-6):

Weiterlesen

Zur Archäologie von Metadaten – ein Erfahrungsbericht

Auf dem BibCamp wurde ich von Adrian Pohl nach Literatur zur Geschichte der Katalogisierung und von Metadaten gefragt. Bisher habe ich leider keine Zeit gefunden, hier mal zu schauen, was dazu schon veröffentlicht wurde. Die Aktivitäten der Brücke kann man sicher dazu zählen, vgl. die Folien 25 und 26 meiner Präsentation "Information damals".

Aber auch aktuell genutzte Metadaten haben eine Geschichte, was ich an zwei Beispielen illustrieren möchte.
Weiterlesen

Nachdenken über … Gedanken zum Bibcamp 2010 in Hannover

Das Bibcamp in Hannover am 7. und 8. Mai 2010 war wirklich eine aussergewöhnliche Veranstaltung, dank all der Teilnehmenden, Organisatoren und Sponsoren! Ein paar allgemeine Bemerkungen zum Bibcamp:

  • Bei sonstigen Bibliothekskonferenzen reist man an, weiss schon vorher genau, wer zu welchen Themen vorträgt. Manchmal weiss man sogar im voraus, was derjenige sagen wird. 😎 30 Minuten Vortragszeit wird von den Vortragenden meistens zu 90% ausgenutzt und dann bleibt maximal noch Zeit für ein, zwei Fragen. Diskussionen passeren selten und wenn nur privat in den Pausen.
  • Ganz anders das Bibcamp! Man fährt hin, ohne genau zu wissen, was einen erwartet. Man weiss, man kann selbst eine Session vorschlagen, ist sich aber unsicher, ob es dafür überhaupt genug Zuhörende gibt. Die Vorschläge bei der Sessionplanung zeigten dann ganz schnell, dass man sich eigentlich drei- oder vierteilen müsste, um all diese interessanten Themen mitzubekommen. Man kann dann nur auf eine gute Dokumentation im Bibcamp-Wiki hoffen! Lange Vorträge sind tabu und die Nutzung von Folien wird kritisch hinterfragt. Bei allen Sessions, die ich besucht habe, wurde in der Regel mit mindestens einem Diskussionsbeitrag vom gröten Teil der Session-Teilnehmenden etwas beigesteuert!
  • Weiterlesen

Vom Aprilscherz zur Zukunft des Bibliothekskataloges

Eigentlich war das Ganze als April-Scherz geplant: Um deutlich zu machen, dass es Open-Source-Komponenten für Bibliothekskataloge und lokale Bibliothekssysteme gibt, die durchaus mit kommerziellen Lösungen (wie Touchpoint und Primo) mithalten können, sollte ein auf der Nutzung der Software vufind basierter Fake einer neuen Oberfläche für den Katalog der Universitätsbibliothek der TU Hamburg-Harburg angeboten werden. Schnell wurde bei den beiden Kollegen Oliver Marahrens und Heiko Weier, die diese Idee hatten, deutlich, dass hier mehr rauskommen kann und innerhalb kurzer Zeit (ohne irgendwelche Fokusgruppen-Interviews und Usability-Tests) war eine gut funktionierende Oberfläche verfügbar, die dann am 1. April als Beta-Version online ging. Nun wirft das Ergebnis dieses Aprilscherzes auch Fragen nach der Zukunft von Bibliothekskatalogen überhaupt auf!

Im Sinne der Zukunftswerkstatt hat die TUHH-Bibliothek einfach etwas ausprobiert, und damit herumgespielt. Web 2.0 heisst eben mitmachen, mitproduzieren und selbst ausprobieren. Und wie es mein Kollege Heiko Weier ausdrückt:

„Vielfalt ist das Schlagwort. Manche mögen OPC4, andere Beluga, oder Touchpoint, oder Primo oder eben Vufind…“

Weiterlesen

Das britische Netzwerk für Forschungs-Information

Angeregt durch einen Hinweis von Sheila Webber in ihrem Blog auf einen Guide zum Thema Peer Review habe ich die Website des britischen Research Information Networks (RIN) etwas genauer angeschaut, wahrlich eine Fundgrube (vgl. z.B. die "current news"). Schade, dass es so etwas nicht in Deutschland gibt!

Themen des RIN sind:

  • Using and accessing information resources
  • Communicating and disseminating research
  • Data management and curation
  • Research funding: policy and guidance
  • Researcher development and skills

Challenges for academic libraries in difficult economic times heisst zum Beispiel ein Report, der erst vor kurzem veröffentlicht wurde!

Informationskompetenz plus – zur Zukunft der Bibliotheken : Beobachtungen vom Bibliothekskongress in Leipzig 2010

Bibliothekskongresse oder Bibliothekartage bieten eigentlich immer eine Fülle von Anregungen für die eigene Praxis oder Reflexion, nicht anders diesmal mein zweitägiger Besuch des Bibliothekskongresses in Leipzig. Zufällig 😎 war ich bei den meisten der Sessions zum Thema Informationskompetenz mit dabei, herausragend dabei diejenige am Mittwoch nachmittag mit Vorträgen, die das klassisch-bibliothekarische Verständnis von Informationskompetenz weiterdenken. Ein weiteres Highlight war für mich die Frage der Zukunft der Bibliotheken, ein Thema, das sich durchaus mit meinem normalen Schwerpunkt vereinbaren lässt. Viele der Vorträge stehen schon jetzt als Folien auf dem BIB-Dokumentenserver zur Verfügung.
Weiterlesen

Informationskompetenz-Politik

Durch Heft 2010/1 der VDB-Mitteilungen des Vereins Deutscher Bibliothekare wurde ich aufmerksam auf eine sogenannte Hamburger Erklärung des VDB mit dem Titel "Wissenschaftliche Bibliotheken in Deutschland unterstützen die neuen Studiengänge durch die nachhaltige Förderung von Informations- und Medienkompetenz". Inhaltlich ist dies alles keine Überraschung und wenn es der Praxis hilft, sicher auch sinnvoll! Was mir gut gefällt, ist die gemeinsame Nennung von "Informations- und Medienkompetenz" als zwei Seiten einer Medaille! Gerade politisch ist der Begriff "Medienkompetenz" (auch auf EU-Ebene) doch wesentlich eingeführter!

Interessant, und für mich das erste Mal offiziell erwähnt, ist folgender Satz

Die Leitlinien für die inhaltliche Ausgestaltung der Kursangebote bilden die vom Deutschen Bibliotheksverband verabschiedeten "Standards der Informationskompetenz für Studierende".

Die Diskussion des letzten Jahres um nationale Standards von Informationskompetenz (hier meine Meinungsäusserung in diesem Blog) war für mich offiziell eigentlich immer noch offen, und es wurde bisher nichts verabschiedet!? Auch auf den Seiten des Deutschen Bibliotheksverbandes, Sektion 4 (Wissenschaftliche Bibliotheken) findet sich immer noch der Entwurf von Ende März 2009. Aber dies ist wohl Politik. 😎 Ich bin immer noch der Meinung, dass wir bei der Diskussion um Informationskompetenz jeden Eindruck vermeiden sollten, als ob Bibliotheken damit ihre Legitimation steigern wollen, auch wenn man dies durchaus kritisch sehen (hier Fabian Franke) kann.

Vor Jahren fand ich die Diskussion (hier ein paar Google Links, siehe auch die Diskussion in der Information Literacy Instruction Discussion List ab Januar 2005) um den Aufsatz von Stanley Wilder „Information literacy makes all the wrong assumptions“ aus 2005 sehr spannend, der leider im Volltext nicht frei verfügbar ist. Vieles in dem Aufsatz ist sicher richtig, z.B. die Nähe von Informationskompetenz und Lernen bzw. Informationskompetenz und Lesen/Schreiben, manches reizt uns in Bibliotheken Arbeitende zur Diskussion, aber dafür ist solch eine Außensicht auch da!. Eine übersetzte, deutsche Version des Aufsatzes habe ich vor kurzen zufällig in Basedow1764’s Weblog gefunden.

Warum nutze ich Web 2.0 Tools?

In einem Gespräch an der TUHH kam wieder einmal die Frage auf, warum und aus welchen Beweggründen so viele das Web 2.0 nutzen? Es ist anscheinend immer noch nicht für jeden vorstellbar, Web 2.0 Dienste zu nutzen. Sicher nutzen viele das Web 2.0 auch, ohne dass ihnen dies bewusst ist. Dies gilt z.B. vielelicht für Wikipedia. Und sicher müsste man zunächst klären, was genau nun das Web 2.0 ist und was Nutzung genau meint.

Aus meiner persönlichen Sicht möchte ich dies einfach mal für mich aus praktischem Erleben heraus zusammenfassen und in meinen Blog stellen. Ich möchte dazu meine Gedanken auf verschiedenen Ebenen bzw. aus unterschiedlichen Sichten darlegen. Die Frage, die jetzt sofort auftaucht, warum mache ich diese nun in meinem Blog und schicke meine Gedanken nicht nur an die Teilnehmenden der erwähnten Gesprächsrunde? Ein Grund dafür ist sicher, dass diese vielleicht auch für andere interessant sind (hoffe ich zumindestens! 😎 )!

Warum nutze ich Web 2.0 Tools …

  • aus der Sicht der persönlichen Informations- und Ideengewinnung?
    Weiterlesen

Elektronische Karteikartensysteme

Vor einiger Zeit bekam ich über das Auskunftssystem "Fragen Sie Hamburger Bibliotheken" sinngemäß folgenden Anfrage:
„Ich möchte mich zum Thema elektronisches Karteikartensystem informieren und sehe mich überfordert, etwas derartiges zu finden. Was können Sie mir zu diesem Thema sagen?“

Es hat mir Spaß gemacht, diese Anfrage wie folgt zu beantworten: 😎

„So ganz verstehe ich nicht, was Sie genau wollen? Es folgen ein paar Assoziationen, die Ihre Anfrage bei mir hervorgerufen hat.

Früher wurden die Kataloge von Bibliotheken als Zettelkartei geführt. Mittlerweile sind diese alle als elektronische Datenbank online zugänglich, so dass man z.B. den Katalog des Bibliotheksbestandes der TUHH-Bibliothek als ‚elektronisches Karteikartensystem‘ bezeichnen könnte.

In unserem Katalog finden Sie übrigens das folgende Buch zur Geschichte des Zettelkastens:
Zettelwirtschaft : die Geburt der Kartei aus dem Geiste der Bibliothek / Markus Krajewski. Berlin : Kulturverl. Kadmos, 2002. (Vgl. auch meine Rezension des Buches in der Zeitschrift Bibliothek. Forschung & Praxis (Jg. 26, Nr. 3, 2002, S. 317-318).

Auf der Website des Autors finden Sie einen elektronischen Zettelkasten, also Software zur Verwaltung von Daten, häufig Literaturangaben. Eigentlich ist jedes Datenbanksystem ein ‚elektronisches Karteikartensystem‘.

Vergleichen Sie bitte zur Nutzung von Karteikarten zum Lernen und zur Literaturverwaltung auch folgenden Aufsatz von Markus Krajewski: Elektronische Literaturverwaltungen. Kleiner Katalog von Merkmalen und Möglichkeiten, in: Norbert Franck und Joachim Stary (Hrsg.), Technik wissenschaftlichen Arbeitens (= UTB), 11., vollständig überarbeitete Neuauflage, Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn, 2003, S. 97-115 (geringfügige Überarbeitung des Texts für die 12. Auflage, November 2005).

Auch die TUHH-Bibliothek bietet ihren Kunden eine Literaturverwaltungsystem in Form der Software Citavi, die auch in einer freien, nur leicht eingeschraenkten Version downloadbar ist. Auch ein elektronisches Karteikartensystem!“

😎

Konvergenzen 1

Den Zusammenhang von Informationskompetenz und Kreativität habe ich ja hier schon mal erwähnt. So hat auch das Thema Zugang bzw. Open Access etwas mit Innovation und Kreativität zu tun, wie es etwas die "Charter for Innovation, Creativity and Access to Knowledge : Citizens’ and artists’ human rights in the digital age" betont!

Im Rahmen von Vorbereitungen für einen Innovationsprozess, an dem ich beruflich beteiligt bin, habe ich im Buch „Systemisches Innovations- und Kompetenzmanagement : Grundlagen – Prozesse – Perspektiven / von Gustav Bergmann, Jürgen Daub (2. Aufl. Wiesbaden : Gabler Verlag / GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden, 2008)“ gestöbert und hier manches Interessante gefunden, was das Thema Informationskompetenz aus einer leicht veränderten Sicht beleuchtet. Kompetenzentwicklung wird hier als "Fähigkeit zur Selbstentdeckung und -erprobung" (S. 75) beschrieben.

Kompetenzen können nicht absolut und kontextneutral einer Person zugeordnet werden, sondern entwickeln sich in den jeweiligen sozialen Feldern interaktiv. (S.74)

Und weiter:
Weiterlesen

E-Books und die Bibliothek der Zukunft …

… war das Thema eines Kolloquiums der Universitätsbibliothek der TUHH am Mittwoch, den 4.11.2009, anläßlich ihres 30-jährigens Bestehens. Hier der Text meines Schlusswortes:

Ein Nachdenken über medialen Wandel, über Bücher und Bibliotheken führt in der Regel zu drei Reaktionen: Utopie, Pragmatismus und Nostalgismus (Dirk Werle: Pragmatismus und Nostalgie. Das Reden über ‚die Bibliothek‘ als Effekt des Medienwandels. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 39 (2009) 154, S. 77-97). Als Organisation Bibliothek müssen wir die Herausforderungen der Zukunft annehmen, möglichst ohne Vergangenes zu entwerten!

Vor einem Bild aus eher pragmatischer Sicht biete ich allerdings eine nostalgische Utopie, eine Vision aus dem Jahre 1899, die das Lernen im Jahre 2000 beschreibt: Ein Lehrer (!?) füttert auf der rechten Seite eine Art "Buchverarbeitungsmaschine", die mit einer Kurbel von einem Mitschüler angetrieben wird und deren Inhalt über elektrische Leitungen mit Kopfhörern an den Köpfen der Schüler verbunden ist, die links ganz klassisch auf ihren Schulbänken sitzen (Jean Marc Coté (1899), in: Isaac Asimov. Futuredays : a nineteenth-century vision of the year 2000. New York: Holt, 1986. S. 66).

Eine Frage wurde auf dem Kolloquium kaum angesprochen: Die Frage, inwieweit die Form oder das Medium auch den Inhalt beeinflusst oder bedingt (vgl. auch Marshall McLuhan’s Diktum „The medium is the message“), kann gerade auch bei digitalen Informationsmitteln wieder neu gestellt und diskutiert werden (z. B. das Stichwort Fragmentierung von Texten bzw. Wissen!).

Insgesamt gilt: Bisher hat fast jeder Medienwandel die Vielfalt der Möglichkeiten erhöht. Es gilt nicht "Entweder-oder" sondern "Sowohl-als-auch".

Für das Nachdenken über das System wissenschaftlicher Kommunikation, für das Nachdenken über Dienstleistungen für die persönlichen Informationsumgebungen unserer Kunden und Nutzenden finde ich immer die Metapher der Landschaft oder des Ökosystems hilfreich. Zwei Bücher unterstreichen das Bild, das ich meine und das ich zum Abschluss kurz skizzieren möchte:

Eine ökologische Betrachtung von Informationssystemen – also auch von Bibliotheken – ist gekennzeichnet durch die Betonung von Vielfalt und Verschiedenheit, von mannigfachen Abhängigkeiten und Zusammenhängen, vom Gegensatz zwischen lokal und global (vgl. das Motto "Denke global, handle lokal"!) sowie von kontinuierlicher Weiterentwicklung.

Ein besonderes Kennzeichen funktionierender Ökosysteme ist aber auch die Existenz von „Keystone Species“, Schlüsselarten. Dies sind Lebewesen, die im Vergleich zu ihrer geringen Häufigkeit einen unverhältnismäßßig großen Einfluss auf die Artenvielfalt einer ökologischen Gemeinschaft haben. Fällt diese Art aus, setzt sich infolge der verstärkten Konkurrenz oft eine Art durch und verdrängt schwächere Arten. Für mich sind Bibliotheken eine solche "Keystone species" im System wissenschaftlicher Kommunikation.

Ich wünsche mir, dass unser Lebensraum TUHH-Bibliothek zu diesen Schlüsselarten gehören wird, die Bibliothek in Zukunft nicht in einer ökologischen Nische landet und dass wir die Möglichkeit behalten, mit der rasanten Entwicklung mitzugehen und uns kontinuierlich zu erneuern.

Zugefügt am 10.11.2009:

JPGs von zwei Folien:

Ökosysteme der Information

Lebensraum TUHH-Bibliothek

Inkludisten und Exkludisten beim Bibliothekskatalog

Schon vor Jahren hat mich die Frage der Zukunft des lokalen Bibliothekskataloges beschäftigt. In einer Arbeitssitzung der Benutzungsabteilung der TUHH-Bibliothek gab es vor kurzem eine spannende Diskusision zur Frage nach dem Inhalt eines lokalen Bibliothekskataloges. Anlass war die Frage, ob die TUHH-Bibliothek in ihrem Bibliothekskatalog weiterhin nur eine Auswahl der freien Zeitschriften der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) verzeichnen solle oder ob alle freien Zeitschriften aller Fachgebiete im Katalog nachgewiesen sind. Edlef Stabenau hat dabei auf eine ähnliche Diskussion im Rahmen der Wikipedia hingewiesen und hier unterschieden zwischen Inkludisten und Exkludisten. Edlef hat sich via Twitter so geäussert: „Wenn es um Kataloge geht, bin ich eher Inkludist.“

Worum geht es? Dazu hier ein Zitat aus einem Beitrag im Blog Im Himmelgrau (mehr dort!):

Die Exkludisten wollen den Wert und den Nutzen der Wikipedia steigern, indem sie auf Qualität und Ausschluss setzen. Sie wollen die Wikipedia im wahrsten Sinne zu einem exklusiven Gut machen.

Die Inkludisten wollen stattdessen durch möglichst viel Informationsfülle und Wachstum überzeugen. Masse statt Klasse, ist der Vorwurf.

Was bedeutet diese Diskussion nun für den lokalen Bibliothekskatalog?

Bei der Diskussion, die hier nur angerissen werden kann, geht es um Fragen der Relevanz und Qualität, des Umfanges der Indexierung, der Nutzer-Oberfläche von Katalogen, ja auch nach der Frage des Selbstverständnisses von Bibliotheken in der Zukunft.

Weiterlesen

Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung

Im gerade erschienenen, umfangreichen Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung, herausgegeben von Rudolf Tippelt und Aiga von Hippel (3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Wiesbaden : VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009), das im Intranet der TU Hamburg-Harburg auch online zur Verfügung steht, finden sich eine Reihe an interessanten Beiträgen, u.a.:

Neue Technologien im Bildungswesen und die Notwendigkeit von Informationskompetenz-Aktivitäten

Zwei interessante Berichte zum Bildungswesen und über Studierende sind nun verfügbar.

In netbib hat Anne Christensen schon auf den neuen Horizon-Report, der nun aufgrund der Unterstützung des Mulitmedia-Kontors Hamburg auch in deutscher Sprache erhältlich ist, hingewiesen und das Wichtigste zusammengefasst.

Der Report beschreibt „Schlüsseltrends“ und „Neue Herausforderungen“ im Bildungswesen und ist damit auch für Bibliotheken besonders interessant. Und natürlich ist Informationskompetenz ein Thema. Hier folgen einige Zitate:

Die heutigen Lernenden wollen aktive Teilnehmer im Lernprozess sein – nicht bloße Zuhörer; sie haben ein Bedürfnis, ihre Umgebungen zu kontrollieren, und sie sind daran gewähnt freien Zugang zur überwätigenden Menge von Content und Wissen zu haben, die für sie greifbar ist.

Es gibt einen wachsenden Bedarf für formalen Unterricht in neuen Schlüsselqualifikationen, einschließlich Information Literacy, Visual Literacy und Technological Literacy. Zum wissenschaftlichen Schreiben und Forschen benötigt man heute andere Fähigkeiten als noch vor einigen Jahren. Studierende müssen technologisch versiert sein, um mit ihresgleichen weltweit zusammenzuarbeiten, um sich in Grundlagen der Erstellung von Content und Medien auszukennen und um das Verhältnis zwischen offensichtlicher Funktion und zugrundeliegendem Code der Anwendungen, die sie täglich nutzen, zu verstehen.

Visualisierungstools machen Informationen aussagekräftiger und Erkenntnisse intuitiver. Während laufend Tools dieser Art entwickelt und genutzt werden, wird Visual Literacy eine zunehmend wichtige Fähigkeit zum Entschlüsseln, Verschlüsseln und Ermitteln der Glaubwürdigkeit und Authentizität von Daten. Visual Literacy muss formal unterrichtet werden, aber es handelt sich dabei immer noch um ein sich weiterentwickelndes Gebiet.

Das Centre for Research-informed Teaching (CRiT) an der University of Central Lancashire hat einen Bericht auf der Website vom britischen Joint Information Systems Committee (JISC) mit dem Titel „Students‘ Use of Research Content in Teaching and Learning“ veröffentlicht, der wieder einmal die Notwendigkeit von Informationskompetenz-Aktivitäten unterstreicht und auch für kontroverse Diskussionen sorgen wird. Interessanterweise werden Bibliotheks-Ressourcen in diesem Bericht als wichtiger Anlaufpunkt für Studierende genannt, gleichzeitig sind diese unzufrieden mit den Bibliotheken. Auch wird die Nutzung von Web 2.0-Diensten von Studierenden durch diesen Report relativiert.

Die Studie enthält Bekanntes wie

Students find too much information and do not know how to manage it effectively.
Students expect research content to be immediately accessible, ideally online, and will not pursue other methods of accessing it.
Students are increasingly reliant on Google products.

, aber vielleicht auch Überraschendes wie

Students at all universities expressed dissatisfaction with their library holdings and level of service. […]

There is limited evidence of students using social networking and other Web 2.0 technologies to identify and access research. […]

The ‚digital native‘ appears to be, typically, a passive user of internet technologies without the high-end skills sometimes attributed to them.

Zur zukünftigen Rolle von Bibliotheken

In der online zugänglichen Festschrift „Bibliotheken gestalten Zukunft: Kooperative Wege zur Digitalen Bibliothek. Dr. Friedrich Geißelmann zum 65. Geburtstag / Hutzler, Evelinde und Schröder, Albert und Schweikl, Gabriele, eds. (Göttingen: Universiätsverlag Göttingen, 2008)“ fand ich zwei Beiträge besonders interessant.

Christian Wolff weist in seinem Text „Veränderte Arbeits- und Publikationsformen in der Wissenschaft und die Rolle der Bibliotheken“ (S. 157ff) u.a. auf neue und zusätzliche Aufgaben von Bibliotheken „im Bereich des personal information management“ hin.

Steffen Wawra nennt in seinem Beitrag „In Librariers We trust“ (S. 173ff) vier „Thesen für eine Digitale Bibliothek der Zukunft“, von denen ich drei hier zitiere:

These 2: Nicht die Informationsexplosion ist das Hauptproblem, vor dem die Digitale Bibliothek der Zukunft steht: die Digitale Bibliothek der Zukunft muss den kontextualen Suchraum des Nutzers über das Angebot von Systemen des Wissensmanagements und Web 2.0/3.0-Diensten unterstützen.

These 3: Die Digitale Bibliothek der Zukunft wird über neue Führungsstrukturen verwirklicht: nur flexible Führungsmethoden werden in der Lage sein, in Bezug auf veränderte Rahmenbedingungen proaktiv zu agieren und Pfadabhängigkeiten aufzugeben. Auch in der Digitalen Bibliothek der Zukunft wird die Ressource Mensch die entscheidende Wettbewerbs-Ressource darstellen.

These 4: Der Kultur-Code der Digitalen Bibliothek der Zukunft lautet ‚Nachhaltigkeit‘, sie ist im Kern weder amerikanisch, noch europäisch, sondern global. Die Digitale Bibliothek der Zukunft führt keinen Kampf der Kulturen, sondern bedient die Elemente ‚Vertrauen in die Langfristigkeit‘, ‚Vertrauen in die Bewahrung des Kulturgutes der Menschheit‘, ‚Vertrauen in die Kontextualit‘.