Zur Archäologie von Metadaten – ein Erfahrungsbericht

Auf dem BibCamp wurde ich von Adrian Pohl nach Literatur zur Geschichte der Katalogisierung und von Metadaten gefragt. Bisher habe ich leider keine Zeit gefunden, hier mal zu schauen, was dazu schon veröffentlicht wurde. Die Aktivitäten der Brücke kann man sicher dazu zählen, vgl. die Folien 25 und 26 meiner Präsentation "Information damals".

Aber auch aktuell genutzte Metadaten haben eine Geschichte, was ich an zwei Beispielen illustrieren möchte.

  • Das Firefox Plugin Zotero als Literaturverwaltung erlaubt die Nutzung von COinS, eine Methode zur Einbindung von bibliographischen Metadaten in HTML-Seiten. Um nun eine Liste mit Werken zur Informationsgeschichte via Zotero zu erstellen und dort auch zu veröffentlichen, hatte ich zunächst den GVK genutzt, um damit via COinS Metadaten abzuspeichern. Leider kommen damit z.B. Verlagsangaben nach Zotero nicht mit runter, obwohl diese in den COinS-Daten zu finden sind:

    Erstelle ich eine solche Liste zuerst mittels Librarything, indem ich in der angebotenen Datenbank des GBV recherchiere (wahrscheinlich über die Schnittstelle Z39.50), sind meine Daten in Zotero vollständiger, wenn ich Sie von Librarything aus als COinS nach Zotero herunterlade.

    Woran liegt das? Die Aufbereitung der COinS ist also doch sehr unterschiedlich und ich frage mich, woher ich die besten COinS-Metadaten bekommen kann? Sicher eine Frage für Experten!?

  • Mein Lieblingsbeispiel bei Präsentationen zum Thema Informationskompetenz ist die Recherche nach Büchern zum Thema „Wiederverwendung von Kunststoffen“ im TUHH-Katalog. Die meisten unserer Kunden würden genau diese drei Wörter eingeben und im TUHH-Katalog suchen und dann eine Liste mit z.Zt. 17 Treffern bekommen. (Im weiteren Verlauf zeige ich dann die Verwendung von Wildcard-Symbolen bzw. die Nutzung eines Suchbegriffsdiagramms mit logischen Verknüpfungen um die Treffermenge zum Thema zu erhöhen. Aber darum soll es mir hier nicht gehen!)

    Im neuen VuFind-Katalog der TUHH-Bibliothek führt jedoch die Suche mit den oben genannten drei Wörtern überraschender zu keinem Treffer!? Eine Analyse ergab, dass in der oben genannten Treffermenge des alten TUHH-Katalogs ausschliesslich Treffer auftauchen, die das Schlagwort Recycling enthalten. Der zugehörige Normdatensatz enthält das Wort Wiederverwendung, daher tauchen diese Treffer in der Liste auf:

    Schlagwort: Recycling

    Synonym:
    Abfall / Recycling
    Abfallverwertung
    Wiederaufbereitung
    Wiederverwendung / Abfall
    Rückgewinnung <umwelttechnik>
    Müllverwertung
    Wiedergewinnung <umwelttechnik>
    Abfall / Verwertung
    Abfallrecycling
    Rohstoffkreislauf
    Abfallnutzung
    Recyclingverfahren

    Übergeordnet:
    Abfallbeseitigung
    Abfallwirtschaft

    Leider enthalten die MARC21-Daten, die die TUHH-Bibliothek von der Verbundzentrale des GBV bekommt, nur das Schlagwort selbst und nicht den gesamten Normdatensatz, was zu diesem negativen Suchergebnis im VuFind-Katalog der TUB HH führt. Eine vielleicht auch nur behelfsmäßige Integration der Normdaten in die MARC21-Datenlieferung würde den Recall im VuFind-Katalog deutlich verbessern.

Das neue Forschungsgebiet Archäologie von Metadaten kann also durchaus zu interessanten Erkenntnissen führen! 😎

Noch eine Ergänzung bzgl. Biliothekskatalogen und zu dem, was ich im April geschrieben hatte:

Vielleicht hat die Bezeichnung „MyCatalog“ in Zukunft aber auch nicht mehr die Bedeutung einer Katalog-Oberfläche, in der Nutzende sich anmelden, Listen ablegen usw. können, und für sich sonstwie personalisieren können, sondern Nutzende wählen aus einer Vielzahl von Oberflächen „ihre“ (ihr/ihm am intuitivsten vorkommende) Katalogoberfläche aus (ähnlich wie einem Template bei WordPress), und fügen dann noch die passenden „Bestände“, d.h. hier Indices, „ihres“ Kataloges dazu, in denen sie recherchieren wollen. Hierbei finden vielleicht dann auch solche Peer2Peer-Suchmaschinen wie Yacy Anwendung. Im Prinzip sammelt der Nutzer ähnlich wie heute in einem RSS-Reader seine RSS-Feeds vielleicht in Zukunft in einer selbst gewählten Katalog-Oberflöche seine Indices!

Nun gibt es schon das Projekt Bachelopac von Jörg Schmitt und Marcel Stehle, die sich mit VuFind einen Katalog im Rahmen ihre Bachelor-Arbeit gebastelt haben. Auch Christian Hauschke experimentiert mit VuFind und Yacy, das auch Thema einer BibCamp-Session war.

Ein Gedanke zu „Zur Archäologie von Metadaten – ein Erfahrungsbericht

  1. COinS aus dem Worldcat heraus erscheinen mir noch vollständiger, via Librarything kam kein Untertitel, im Worldcat sind die Felder Verlagsort und verlag getrennt!

    „url_ver=Z39.88-2004&rfr_id=info%3Asid%2Ffirstsearch.oclc.org%3AWorldCat&rft_val_fmt=info%3Aofi%2Ffmt%3Akev%3Amtx%3Abook&rft_id=urn%3AISBN%3A9780754649281&
    rft.aulast=Rayward&
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    rft.auinitm=Boyd&rft.btitle=European+modernism+and+the+information+society+%3A+informing+the+present%2C+understanding+the+past&
    rft.date=2008&
    rft.isbn=9780754649281&
    rft.place=Aldershot++Hants++England+%3B%3BBurlington++VT&rft.pub=Ashgate&
    rft.genre=book“

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