Warum nutze ich Web 2.0 Tools?

In einem Gespräch an der TUHH kam wieder einmal die Frage auf, warum und aus welchen Beweggründen so viele das Web 2.0 nutzen? Es ist anscheinend immer noch nicht für jeden vorstellbar, Web 2.0 Dienste zu nutzen. Sicher nutzen viele das Web 2.0 auch, ohne dass ihnen dies bewusst ist. Dies gilt z.B. vielelicht für Wikipedia. Und sicher müsste man zunächst klären, was genau nun das Web 2.0 ist und was Nutzung genau meint.

Aus meiner persönlichen Sicht möchte ich dies einfach mal für mich aus praktischem Erleben heraus zusammenfassen und in meinen Blog stellen. Ich möchte dazu meine Gedanken auf verschiedenen Ebenen bzw. aus unterschiedlichen Sichten darlegen. Die Frage, die jetzt sofort auftaucht, warum mache ich diese nun in meinem Blog und schicke meine Gedanken nicht nur an die Teilnehmenden der erwähnten Gesprächsrunde? Ein Grund dafür ist sicher, dass diese vielleicht auch für andere interessant sind (hoffe ich zumindestens! 😎 )!

Warum nutze ich Web 2.0 Tools …

  • aus der Sicht der persönlichen Informations- und Ideengewinnung?

    Wikipedia nutzen eh alle, ich auch. Aber für mich ist die Informationsgewinnung via Blogs, RSS-Feeds und anderen Web 2.0 Tools wesentlich effektiver und schneller als über die ‚normale‘ Fachliteratur. Die typischen Web 2.0 Features führen dazu, dass man schnell Hinweise auf Personen bekommt, die ähnliche Interessen haben und oft eine Fundgrube für weitere Quellen und Ideen sind.

  • aus der Sicht des persönlichen Informationsmanagements?

    Ich nutze delicious, um meine Bookmarks nicht nur lokal auf meinem Rechner zur Verfügung zu haben, sondern um unabhängig von Ort bzw. Institution Zugriff auf diese zu haben.

    Ohne die Nutzung von RSS-Feeds z.B. innerhalb des Firefox-Browsers oder via Bloglines könnte ich mich nicht mehr wenigsten einigermaßen auf dem Laufenden halten.

    Durch die Nutzung von Slideshare sind meine Folien ortunabhängig verfügbar, z.B. meine Folien zum Thema dieses Blog-Eintrages, von einem Vortrag mit dem Titel "Bloggen und Twittern – ein ‚Second Life‘ im Fachreferat?!", den ich im Oktober auf einem Fortbildungstreffen für Fachreferenten der Naturwissenschaften gehalten habe.

  • aus der Sicht einer Institution wie der TUHH-Bibliothek?

    Neben Marketing und Image-Pflege lassen sich mit einem Institutions-Blog oder auch über Twitter Kunden schnell erreichen und diese können die Infos, wenn gewünscht schnell – z.B. via RSS – in die eigene Informationsumgebung integrieren. Ausserdem ist es so für Kunden im Blog leichter Kommentare abzugeben. Man erhöht also die Möglichkeit der Kundenbeteiligung, auch wenn diese nicht so oft genutzt wird, wie man dies sich vielleicht als Institution erhofft. Die Blog-Software WordPress eignet sich übrigens durchaus auch als einfach zu bedienendes Open-Source Content-Managementsystem für Institutions-Websites. Auch intern gesehen können bei uns in der TUHH-Bibliothek mit dem Blog mehr KollegInnen der Bibliothek daran beteiligt werden, unseren Kunden Infos zu vermitteln.

    Bibliotheken, so auch die TUHH-Bibliothek, müssen zunehmend in den elektronischen Lern-, Arbeits- und Freizeitumgebungen ihrer Kunden präsent, um überhaupt noch wahrgenommen zu werden. So hat die TUHH-Bibliothek auch eine eigene Facebook-Seite und unsere Kunden können Fan werden! 😎

  • aus der Sicht des eigenen Lernens und Arbeitens?

    Mein Blog ist ein Sammelbecken eigener Funde im Netz und anderswo, Gedanken dazu, Textbausteinen, die man vielleicht später mal anderswo wiederverwendet und hat auch den Charakter eines Lerntagebuches, das ich zunächst primär für mich führe, um später schnell auf Teile davon zurückgreifen zu können. Früher habe ich einen Zettel dazu auf meinen Schreibtisch gelegt, diesen verbuddelt und irgendwann wiedergefunden oder auch nicht! Der eigene Fokus beim Bloggen ist auch ein Grund, warum ich jede Kommentarfunktion bei mir im Blog in der Regel ausschalte. Ein anderer Grund sind die vielen Spams, die dann kommen!

    Die Nutzung eines Lerntagebuch via Blog habe ich auch schon an anderer Stelle demonstriert!

    Ich nutze Twitter, wenn ich keine Zeit habe einen längeren Blog-Eintrag zu schreiben. Dabei wird dieser automatisch aus meinen Blog-Einträgen gefüttert, die Tweets von Twitter landen automatisch auch in meinem Facebook-Account, so dass ein Text an einer Stelle in der Regel etwas zeitversetzt auch an anderen Stellen erscheint.

    Einen Facebook-Account einfach mal auszuprobieren, empfehle ich jedem, der mal ein Gefühl dafür bekommen will, was den Reiz und die Faszination (und sicher auch Gefahren) von sozialen Netzwerken ausmacht. Dies kann man nur durch eigenes Ausprobieren und Spielen erfahren, genauso wie dies notwendig ist, um z.B. die Recherche-Features einer Datenbank-Oberfläche zu erkunden und seine Informationskompetenz zu fördern!

  • aus der Sicht zukünftiger Wissensarbeit?

    Der partizipative Informationsaustausch über das Netz wird in der Zukunft zunehmen, z.B. bei der Realisierung von Projekten. So wird z.B. die gemeinsame Bearbeitung von Texten viel einfacher. Die Nutzung vom Web 2.0 kann hier eine gewisses Kreativitätspotential haben.

    Dass das Web 2.0 auch als Werkzeug für Forschende immer interessanter wird, zeigen die sozialen Netzwerke speziell für Wissenschaftler wie Mendeley oder ResearchGate (vgl. den Beitrag von Ulrich Herb mit dem Titel "Vernetzte Forscher : soziale Netzwerke für Wissenschaftler" in ct (2009), Heft 25, S. 78-81).

  • aus sehr persönlicher Sicht?

    Natürlich dient die Web 2.0 Nutzung auch der eigenen Image-Pflege und ist ein Instrument der Selbstdarstellung, auch „Selbstbeweihräucherung“ und eine Art "Online-Visitenkarte". Andererseits kann es ein unterstützendes Instrument sein, um Anerkennung von außen zu bekommen. Die von mir genutzen Web 2.0 Tools sind zugleich mein "ePortfolio" zur Darstellung eigener Kompetenzen, z.B. Reflektionskompetenz. Wichtig ist dabei auch das ständige Bewusstsein und die Kontrolle des Verhältnisses von "Privat" und "Öffentlich", wobei alle Web 2.0 Tools auch immer die rein private Nutzung erlauben, so dass dann niemand etwas von dem mitbekommt, was man macht. Leider leiden dann teilweise die Mehrwerte, die die Web 2.0 Nutzung bietet.