Zur Wahrheit/-nehmung des Internets: Never-Better, Better-Never oder Ever-Waser?!

In der Zeitschrift "The New Yorker" hat der Autor Adam Gopnik unter dem Titel "The Information : How the Internet gets inside us" eine interessante Beschreibung gegeben, wie heutzutage das Internet in seiner Wirkung auf Alltag, Mensch und Welt beurteilt wird. Er unterscheidet dabei drei Kategorien von Stellungnahmen, die von Never-Betters, Better-Nevers oder Ever-Wasers.
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Zur Geschichte und zum Zusammenhang von Energie und Information

Das neue Buch des kürzlich verstorbenen Bundestagsabgeordneten und Pioniers im Bereich erneuerbarer Energiequellen Hermann Scheer trägt den Titel "Der energethische Imperativ : 100 Prozent jetzt : Wie der vollständige Wechsel zu erneuerbaren Energien zu realisieren ist". Der Karlsruher Philosoph Peter Sloterdijk hat in seiner Rezension zu diesem Buch in der Wochenzeitung "Die Zeit" („Das drohende Zu-spät“ in der Zeit Nr. 2 vom 5.1.2011, S. 43) etwas „euphorisch“ auch die Aktivitäten des Chemie-Nobelpreisträgers von 1909, Wilhelm Ostwald, beschrieben.

Ostwald hatte mit seinem "Der energetischen Imperativ" – "Vergeude keine Energie, verwerte sie" – und in seinem gleichnamigen Buch von 1912 die Notwendigkeit von Energie-Einsparung schon früh hervorgehoben. In seinem populären Werk mit dem Titel "Die Mühle des Lebens : physikalisch-chemische Grundlagen der Lebensvorgänge" (Leipzig: Thomas, 1911) sagte er so etwas wie die Photovoltaik voraus, wenn er schrieb (S. 74):

"Denken wir uns beispielsweise ein photoelektrisches Element von geeigneter Beschaffenheit konstruiert, das heißt eine Maschine, welche die Strahlung der Sonne direkt in elektrische Energie umwandelt, welche also einen Teil der aufgenommenen Strahlung als einen elektrischen Strom aus dem Apparat zu ziehen gestattet. Dann könnten wir mit Hilfe dieser elektrischen Energie ungefähr alles das leisten, was gegenwärtig die gesamte Industrie, das gesamte Transportwesen usw. mit Hilfe der Steinkohle leistet."

Als Vordenker und Pionier eines weiteren aktuellen Themas sowie mit seinen seine Aktivitäten zum Informationswesen hatte Ostwald diesen Imperativ auch auf das Thema Wissenschaftliche Kommunikation bezogen. Die von ihm als Autor zahlreicher wissenschaftlicher und populärer Bücher, Zeitschriftenaufsätze und Referate wahrgenommene Informationsflut war aus seiner Sicht nur durch eine Gesamtorganisation der wissenschaftlichen Kommunikation – durch technische Hilfsmittel und internationale Zusammenschlüsse – zu bewältigen.

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Zwei aktuelle Praxis-Bücher zum Thema Informationskompetenz – ein Vergleich

Im ersten Halbjahr 2010 sind zwei interessante Praxis-Bücher zum Thema Informationskompetenz erschienen:

Das erste Buch ist von Bibliothekaren geschrieben und orientiert sich an den Standards für Informationskompetenz (Mittlerweile sind die deutschen Standards im Bibliotheksdienst (Heft 5, 2010, S. 373ff) quasi offiziell erschienen, vgl. auch meinen Blog-Beitrag vom Anfang des Jahres!). Inhaltlich ist das Ganze gut gemacht mit vielen interessanten Details zu 1. Informationsbedarf feststellen – Recherche vorbereiten, 2. Recherche durchführen, 3. Literatur beschaffen, 4. Informationen bewerten sowie 5. Informationen weiterverarbeiten. Beispielrecherchen und Praxisprobleme runden das Ganze ab. Alles ist ganz klassisch und bibliothekarisch gut! Der Schwerpunkt liegt eindeutig bei dem Thema Recherche!

Das zweite Buch befasst sich trotz des Titels gar nicht so sehr mit Arbeitstechniken, sondern greift viel weiter, es geht nicht nur um Recherche, so wie es im Alltag von Studierenden und Forschenden auch nicht nur um Recherche geht! Die einzelnen Kapitel des Buches, von unterschiedlichen Autoren geschrieben, behandeln Themen wie:

  • Welches Thema? Was für eine Art Text? Vorschläge zum wissenschaftlichen Schreiben 2009 ff
  • Recherche: Google – and Far Beyond
  • Von der Quellenkritik zum kritischen Umgang mit digitalen Ressourcen
  • Bildsuche – Image Retrieval
  • Hypertext schreiben
  • Kollaboratives Schreiben
  • Copy + Paste = Plagiat?
  • Schreibtools – mit Software bessere Texte schreiben
  • Zitieren und Belegen
  • Peer Review 2.0: Herausforderungen und Chancen der wissenschaftlichen Qualitätskontrolle im Zeitalter der Cyber-Wissenschaft
  • Open Access
  • Urheberrecht
  • Digitale Editionstechniken

Damit berücksichtigt das Buch auch den 5. Standard zur Informationskompetenz – Informationskompetente Studierende und Forschende sind sich ihrer Verantwortung bei der Informationsnutzung und -weitergabe bewusst – der im ersten Werk nur zitiert wird. Das Ganze ist übrigens nicht nur für Geisteswissenschaftler lesenwert!

Das britische Netzwerk für Forschungs-Information

Angeregt durch einen Hinweis von Sheila Webber in ihrem Blog auf einen Guide zum Thema Peer Review habe ich die Website des britischen Research Information Networks (RIN) etwas genauer angeschaut, wahrlich eine Fundgrube (vgl. z.B. die "current news"). Schade, dass es so etwas nicht in Deutschland gibt!

Themen des RIN sind:

  • Using and accessing information resources
  • Communicating and disseminating research
  • Data management and curation
  • Research funding: policy and guidance
  • Researcher development and skills

Challenges for academic libraries in difficult economic times heisst zum Beispiel ein Report, der erst vor kurzem veröffentlicht wurde!

Wohin entwickelt sich das, was wir Informationskompetenz nennen?

Die obige Frage treibt mir schon lange im Kopf herum. Ein Preprint zur Zeitschrift College & Research Libraries Journal (C&RL), ein Aufsatz von Thomas P. Mackey und Trudi E. Jacobson mit dem Titel "Reframing Information Literacy as a Metaliteracy", der online zugreifbar ist, hat diese Frage erneut angestoßen!

Michael Stephens hat in seinem Vortrag letzte Woche in Hamburg das Konzept "transliteracy" erwähnt. Dies machte im Sommer 2009 auf der IFLA-Tagung auch Suzie Andretta. Auch von "multimodal literacy" war hier die Rede. Auch mein in diesem Blog oftmaliges Erwähnen von "Informationskultur", die eigentlich das ausmacht, was ein breites Verständnis von Informationskompetenz umfasst, geht in die Richtung der Frage dieses Posts.

Wir leben in einer Welt, in der neben Lesen und Schreiben dieses weite Verständnis von Informationskompetenz so etwas wie eine dritte Kulturtechnik wird, in der alle einfach und schnell eigene Informationsressourcen aufbauen, die auch von anderen mitgenutzt werden können, in der jedes Agieren immer mehr ein Informieren wird und in der ein kritisches Verständnis des eigenen Informationsprozesses und der auf einen einwirkenden Informationsquellen unabdingbar wird. Gerade die immer einfacher zu nutzenden Informationsressourcen verdecken dabei oft die notwendige kritische Komponente von Informationskompetenz. Gerade läuft eine Umfrage eines amerikanischen Kollegen (Robert Schroeder, Portland State University) zum Verhältnis von critical thinking und information literacy. Für mich gilt dabei eher "Information literacy is critical thinking applied to information" und deutlich wird, dass Informationskompetenz schon lange nicht nur ein Thema von Bibliotheken ist, sondern Teil jedes Lernens.

Warum nutze ich Web 2.0 Tools?

In einem Gespräch an der TUHH kam wieder einmal die Frage auf, warum und aus welchen Beweggründen so viele das Web 2.0 nutzen? Es ist anscheinend immer noch nicht für jeden vorstellbar, Web 2.0 Dienste zu nutzen. Sicher nutzen viele das Web 2.0 auch, ohne dass ihnen dies bewusst ist. Dies gilt z.B. vielelicht für Wikipedia. Und sicher müsste man zunächst klären, was genau nun das Web 2.0 ist und was Nutzung genau meint.

Aus meiner persönlichen Sicht möchte ich dies einfach mal für mich aus praktischem Erleben heraus zusammenfassen und in meinen Blog stellen. Ich möchte dazu meine Gedanken auf verschiedenen Ebenen bzw. aus unterschiedlichen Sichten darlegen. Die Frage, die jetzt sofort auftaucht, warum mache ich diese nun in meinem Blog und schicke meine Gedanken nicht nur an die Teilnehmenden der erwähnten Gesprächsrunde? Ein Grund dafür ist sicher, dass diese vielleicht auch für andere interessant sind (hoffe ich zumindestens! 😎 )!

Warum nutze ich Web 2.0 Tools …

  • aus der Sicht der persönlichen Informations- und Ideengewinnung?
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Konvergenzen 2

Konvergenzen enthielt auch mein Vortrag mit dem Titel "Between manifold and completeness – mathematics and form in the work of Wilhelm Ostwald with crosslinks to Wald" auf einem Workshop "Wald, Positivism, and Chemistry" gesponsert von der Wald-Foundation in Kooperation mit der International Society for the Philosophy of Chemistry in Prague-Pruhonice im Oktober (16-17.9.2009).

Einserseits verbanden sich in meiner Präsentation meine beiden Studienfächer Chemie und Mathematik, andererseits führte mich die Beschäftigung mit dem tschechischen Chemiker Frantisek Wald, der Ende des 19. Jahrhunderts die vorherrschende Atomlehre in Frage stellte, zusammen mit der Beschäftigung mit Konzepten wie "Mannigfaltigkeit" und "Restlosigkeit" zu einem besseren Verständnis davon, wie viel Chemie in Ostwald’s Gedanken zum Informationswesen und den Brücke-Aktivitäten steckt (vgl. Folien 28-31). Neben Ostwald sind z.B. weitere Pioniere des Informationswesens wie Erich Pietsch und Gene Garfield, der Entwickler des Science Citation Index, von Hause aus Chemiker! Ein aktueller Gebrauch der Chemie-Metapher in der digitalen Informationswelt stammt von Peter Glaser: Die Chemie des Digitalen.

Auch meine schon lange währenden Interessen, Wissenschaftsgeschichte bei der Vermittlung von Wissenschaft zu nutzen, kamen bei diesem Workshop auf ihre Kosten.

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Konvergenzen 1

Den Zusammenhang von Informationskompetenz und Kreativität habe ich ja hier schon mal erwähnt. So hat auch das Thema Zugang bzw. Open Access etwas mit Innovation und Kreativität zu tun, wie es etwas die "Charter for Innovation, Creativity and Access to Knowledge : Citizens’ and artists’ human rights in the digital age" betont!

Im Rahmen von Vorbereitungen für einen Innovationsprozess, an dem ich beruflich beteiligt bin, habe ich im Buch „Systemisches Innovations- und Kompetenzmanagement : Grundlagen – Prozesse – Perspektiven / von Gustav Bergmann, Jürgen Daub (2. Aufl. Wiesbaden : Gabler Verlag / GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden, 2008)“ gestöbert und hier manches Interessante gefunden, was das Thema Informationskompetenz aus einer leicht veränderten Sicht beleuchtet. Kompetenzentwicklung wird hier als "Fähigkeit zur Selbstentdeckung und -erprobung" (S. 75) beschrieben.

Kompetenzen können nicht absolut und kontextneutral einer Person zugeordnet werden, sondern entwickeln sich in den jeweiligen sozialen Feldern interaktiv. (S.74)

Und weiter:
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Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung

Im gerade erschienenen, umfangreichen Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung, herausgegeben von Rudolf Tippelt und Aiga von Hippel (3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Wiesbaden : VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009), das im Intranet der TU Hamburg-Harburg auch online zur Verfügung steht, finden sich eine Reihe an interessanten Beiträgen, u.a.:

Erste Dissertation zum Thema „Information literacy“ aus Deutschland

Susanne Mühlbacher hat die erste Doktorarbeit zum Thema „Informationskompetenz“ in Deutschland geschrieben. Sie ist leider zur Zeit nur gedruckt unter dem Titel „Information Literacy in Enterprises / von Susanne Mühlbacher (Schriften zur Informationswissenschaft; Bd. 51). Boizenburg : Hülsbusch, 2009 (Diss., Univ. Regensburg, 2008)“ erschienen. Das Inhaltsverzeichnis steht im Netz zur Verfügung. Der 2007 beim Konstanzer KWIL-Workshop von Susanne Mühlbacher, Rainer Hammwöhner und Christian Wolff vorgestellte Beitrag mit dem Titel „Workplace Information Literacy in the Scientific Field : an Empirical Analysis Using the Semantic Differential Approach“ kann als Einleitung gelesen werden.

Es ist interessant, dass die Dissertation damit nicht aus dem Bibliotheksbereich stammt. Die Arbeit behandelt die Informationskompetenz in Unternehmen, was bisher von Bibliotheken sicher zu wenig in den Blick genommen wurde, obwohl z.B. Universitäten und damit deren Bibliotheken zukünftige Mitarbeitende in Unternehmen ausbilden. Die Einführung stellt einen guten Überblick zum Stand der Forschung von Informationskompetenz allgemein dar und entwickelt ein Modell zur „Scientific Workplace Information Literacy“. Den Abschluss der recht komplexen Untersuchungen bilden Vorschläge zur Förderung von Informationskompetenz in Unternehmen.

Ein weiteres interessantes Buch zum Thema „Workplace information literacy“, dass mir vor kurzem unter gekommen ist, ist „Managing information and knowledge in organizations : a literacy approach / Alistair Mutch. New York, NY: Routledge, 2008.

Informationskompetenz hat für mich von jeher einen starken Hang zum ja auch eher unternehmensorientierten Thema Wissensmanagement, hier aber besonders zum persönlichen Wissensmanagement, vgl. z.B. das hier schon erwähnte Buch „Wissenswege : Methoden für das persönliche Wissensmanagement / Gabi Reinmann; Martin J. Eppler. Bern : Huber, 2008“.

Nachdenken über Lernen, Information und Kompetenzen

Hier drei weitere, sehr unterschiedliche Papiere, die beim Nachdenken über Lernen, Information und Kompetenzen weiterhelfen können.

BTW: Die Erfurter Vorträge zur Informationskompetenz im weitesten Sinne sind schon lange online.

Neue Technologien im Bildungswesen und die Notwendigkeit von Informationskompetenz-Aktivitäten

Zwei interessante Berichte zum Bildungswesen und über Studierende sind nun verfügbar.

In netbib hat Anne Christensen schon auf den neuen Horizon-Report, der nun aufgrund der Unterstützung des Mulitmedia-Kontors Hamburg auch in deutscher Sprache erhältlich ist, hingewiesen und das Wichtigste zusammengefasst.

Der Report beschreibt „Schlüsseltrends“ und „Neue Herausforderungen“ im Bildungswesen und ist damit auch für Bibliotheken besonders interessant. Und natürlich ist Informationskompetenz ein Thema. Hier folgen einige Zitate:

Die heutigen Lernenden wollen aktive Teilnehmer im Lernprozess sein – nicht bloße Zuhörer; sie haben ein Bedürfnis, ihre Umgebungen zu kontrollieren, und sie sind daran gewähnt freien Zugang zur überwätigenden Menge von Content und Wissen zu haben, die für sie greifbar ist.

Es gibt einen wachsenden Bedarf für formalen Unterricht in neuen Schlüsselqualifikationen, einschließlich Information Literacy, Visual Literacy und Technological Literacy. Zum wissenschaftlichen Schreiben und Forschen benötigt man heute andere Fähigkeiten als noch vor einigen Jahren. Studierende müssen technologisch versiert sein, um mit ihresgleichen weltweit zusammenzuarbeiten, um sich in Grundlagen der Erstellung von Content und Medien auszukennen und um das Verhältnis zwischen offensichtlicher Funktion und zugrundeliegendem Code der Anwendungen, die sie täglich nutzen, zu verstehen.

Visualisierungstools machen Informationen aussagekräftiger und Erkenntnisse intuitiver. Während laufend Tools dieser Art entwickelt und genutzt werden, wird Visual Literacy eine zunehmend wichtige Fähigkeit zum Entschlüsseln, Verschlüsseln und Ermitteln der Glaubwürdigkeit und Authentizität von Daten. Visual Literacy muss formal unterrichtet werden, aber es handelt sich dabei immer noch um ein sich weiterentwickelndes Gebiet.

Das Centre for Research-informed Teaching (CRiT) an der University of Central Lancashire hat einen Bericht auf der Website vom britischen Joint Information Systems Committee (JISC) mit dem Titel „Students‘ Use of Research Content in Teaching and Learning“ veröffentlicht, der wieder einmal die Notwendigkeit von Informationskompetenz-Aktivitäten unterstreicht und auch für kontroverse Diskussionen sorgen wird. Interessanterweise werden Bibliotheks-Ressourcen in diesem Bericht als wichtiger Anlaufpunkt für Studierende genannt, gleichzeitig sind diese unzufrieden mit den Bibliotheken. Auch wird die Nutzung von Web 2.0-Diensten von Studierenden durch diesen Report relativiert.

Die Studie enthält Bekanntes wie

Students find too much information and do not know how to manage it effectively.
Students expect research content to be immediately accessible, ideally online, and will not pursue other methods of accessing it.
Students are increasingly reliant on Google products.

, aber vielleicht auch Überraschendes wie

Students at all universities expressed dissatisfaction with their library holdings and level of service. […]

There is limited evidence of students using social networking and other Web 2.0 technologies to identify and access research. […]

The ‚digital native‘ appears to be, typically, a passive user of internet technologies without the high-end skills sometimes attributed to them.

Zur zukünftigen Rolle von Bibliotheken

In der online zugänglichen Festschrift „Bibliotheken gestalten Zukunft: Kooperative Wege zur Digitalen Bibliothek. Dr. Friedrich Geißelmann zum 65. Geburtstag / Hutzler, Evelinde und Schröder, Albert und Schweikl, Gabriele, eds. (Göttingen: Universiätsverlag Göttingen, 2008)“ fand ich zwei Beiträge besonders interessant.

Christian Wolff weist in seinem Text „Veränderte Arbeits- und Publikationsformen in der Wissenschaft und die Rolle der Bibliotheken“ (S. 157ff) u.a. auf neue und zusätzliche Aufgaben von Bibliotheken „im Bereich des personal information management“ hin.

Steffen Wawra nennt in seinem Beitrag „In Librariers We trust“ (S. 173ff) vier „Thesen für eine Digitale Bibliothek der Zukunft“, von denen ich drei hier zitiere:

These 2: Nicht die Informationsexplosion ist das Hauptproblem, vor dem die Digitale Bibliothek der Zukunft steht: die Digitale Bibliothek der Zukunft muss den kontextualen Suchraum des Nutzers über das Angebot von Systemen des Wissensmanagements und Web 2.0/3.0-Diensten unterstützen.

These 3: Die Digitale Bibliothek der Zukunft wird über neue Führungsstrukturen verwirklicht: nur flexible Führungsmethoden werden in der Lage sein, in Bezug auf veränderte Rahmenbedingungen proaktiv zu agieren und Pfadabhängigkeiten aufzugeben. Auch in der Digitalen Bibliothek der Zukunft wird die Ressource Mensch die entscheidende Wettbewerbs-Ressource darstellen.

These 4: Der Kultur-Code der Digitalen Bibliothek der Zukunft lautet ‚Nachhaltigkeit‘, sie ist im Kern weder amerikanisch, noch europäisch, sondern global. Die Digitale Bibliothek der Zukunft führt keinen Kampf der Kulturen, sondern bedient die Elemente ‚Vertrauen in die Langfristigkeit‘, ‚Vertrauen in die Bewahrung des Kulturgutes der Menschheit‘, ‚Vertrauen in die Kontextualit‘.

Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur

Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur. Medienbildung für die Persönlichkeitsentwicklung, für die gesellschaftliche Teilhabe und für die Entwicklung von Ausbildungs- und Erwerbsfähigkeit“ heisst der Bericht einer Expertenkommmission des BMBF zur Medienbildung (Pressemitteilung), auf den Gabi Reinmann schon vor längerer Zeit in ihrem Blog hingewiesen hat und den Luzian Weisel in der Zeitschrift „Information – Wissenschaft & Praxis“ (60 (2009) S.243) kommentiert.

Informationskompetenz wird hier als Teil der Medienbildung aufgefasst, der ihrerseits vier Themenfelder zugeordnet werden: 1. Information und Wissen, 2. Kommunikation und Kooperation, 3. Identitätssuche und Orientierung und 4. Digitale Wirklichkeiten und produktives Handeln. Natürlich lässt sich hier über das Verhältnis von Medien- und Informationskompetenz (welche impliziert welche bzw. welche ist der anderen untergeordnet) diskutieren, aber mir gefällt an diesem Papier die Betonung der engen Verbindung von Information und Medien mit Bildung und Kultur.

Zum Thema Bildung findet sich in Gabi Reinmanns Blog ein Hinweis auf einen schönen Text von Peter Bieri, der mir vor Jahren schon mal im Zeit-Magazin aufgefallen ist.

Life konnte ich übrigens Gabi Reinmann vor gut drei Wochen in Hamburg bei ihrem Vortrag über „Forschendes Lernen und wissenschaftliches Prüfen: Die potenzielle und faktische Rolle der digitalen Medien“ erleben.

Mash-Ups und Urheberrecht

Passend zu den weiter laufenden aktuellen Diskussionen zum Urheberrecht (via TUBHH Blog) noch ein schöner Beitrag von Christian Kortmann in der Zeit Nr. 18 vom 23.4.2009, der auch das Thema Kreativität und Kombinatorik trifft.

Für Verfechter des Urheberrechts ein Trend des Grauens
Die Mash-up-Kultur fordert das traditionelle Verständnis des Urheberrechts heraus. Fair Use, das erweiterte Zitatrecht der amerikanischen Rechtsprechung, das nichtautorisierte Parodien ausdrücklich erlaubt, ist eine Mindestbedingung für die neue Praxis. Man kann heute nichts mehr erschaffen, so argumentieren Remixkünstler mit postmoderner Konsequenz, ohne Geschaffenes zu zitieren: Um in der digitalen Mediengesellschaft kreativ zu sein, muss man alles Bestehende miteinander kombinieren dürfen.

Vergleiche auch: Creative Combinatorics as a foundation of creativity, information organisation and art!