Konvergenzen 1

Den Zusammenhang von Informationskompetenz und Kreativität habe ich ja hier schon mal erwähnt. So hat auch das Thema Zugang bzw. Open Access etwas mit Innovation und Kreativität zu tun, wie es etwas die "Charter for Innovation, Creativity and Access to Knowledge : Citizens’ and artists’ human rights in the digital age" betont!

Im Rahmen von Vorbereitungen für einen Innovationsprozess, an dem ich beruflich beteiligt bin, habe ich im Buch „Systemisches Innovations- und Kompetenzmanagement : Grundlagen – Prozesse – Perspektiven / von Gustav Bergmann, Jürgen Daub (2. Aufl. Wiesbaden : Gabler Verlag / GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden, 2008)“ gestöbert und hier manches Interessante gefunden, was das Thema Informationskompetenz aus einer leicht veränderten Sicht beleuchtet. Kompetenzentwicklung wird hier als "Fähigkeit zur Selbstentdeckung und -erprobung" (S. 75) beschrieben.

Kompetenzen können nicht absolut und kontextneutral einer Person zugeordnet werden, sondern entwickeln sich in den jeweiligen sozialen Feldern interaktiv. (S.74)

Und weiter:
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E-Books und die Bibliothek der Zukunft …

… war das Thema eines Kolloquiums der Universitätsbibliothek der TUHH am Mittwoch, den 4.11.2009, anläßlich ihres 30-jährigens Bestehens. Hier der Text meines Schlusswortes:

Ein Nachdenken über medialen Wandel, über Bücher und Bibliotheken führt in der Regel zu drei Reaktionen: Utopie, Pragmatismus und Nostalgismus (Dirk Werle: Pragmatismus und Nostalgie. Das Reden über ‚die Bibliothek‘ als Effekt des Medienwandels. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 39 (2009) 154, S. 77-97). Als Organisation Bibliothek müssen wir die Herausforderungen der Zukunft annehmen, möglichst ohne Vergangenes zu entwerten!

Vor einem Bild aus eher pragmatischer Sicht biete ich allerdings eine nostalgische Utopie, eine Vision aus dem Jahre 1899, die das Lernen im Jahre 2000 beschreibt: Ein Lehrer (!?) füttert auf der rechten Seite eine Art "Buchverarbeitungsmaschine", die mit einer Kurbel von einem Mitschüler angetrieben wird und deren Inhalt über elektrische Leitungen mit Kopfhörern an den Köpfen der Schüler verbunden ist, die links ganz klassisch auf ihren Schulbänken sitzen (Jean Marc Coté (1899), in: Isaac Asimov. Futuredays : a nineteenth-century vision of the year 2000. New York: Holt, 1986. S. 66).

Eine Frage wurde auf dem Kolloquium kaum angesprochen: Die Frage, inwieweit die Form oder das Medium auch den Inhalt beeinflusst oder bedingt (vgl. auch Marshall McLuhan’s Diktum „The medium is the message“), kann gerade auch bei digitalen Informationsmitteln wieder neu gestellt und diskutiert werden (z. B. das Stichwort Fragmentierung von Texten bzw. Wissen!).

Insgesamt gilt: Bisher hat fast jeder Medienwandel die Vielfalt der Möglichkeiten erhöht. Es gilt nicht "Entweder-oder" sondern "Sowohl-als-auch".

Für das Nachdenken über das System wissenschaftlicher Kommunikation, für das Nachdenken über Dienstleistungen für die persönlichen Informationsumgebungen unserer Kunden und Nutzenden finde ich immer die Metapher der Landschaft oder des Ökosystems hilfreich. Zwei Bücher unterstreichen das Bild, das ich meine und das ich zum Abschluss kurz skizzieren möchte:

Eine ökologische Betrachtung von Informationssystemen – also auch von Bibliotheken – ist gekennzeichnet durch die Betonung von Vielfalt und Verschiedenheit, von mannigfachen Abhängigkeiten und Zusammenhängen, vom Gegensatz zwischen lokal und global (vgl. das Motto "Denke global, handle lokal"!) sowie von kontinuierlicher Weiterentwicklung.

Ein besonderes Kennzeichen funktionierender Ökosysteme ist aber auch die Existenz von „Keystone Species“, Schlüsselarten. Dies sind Lebewesen, die im Vergleich zu ihrer geringen Häufigkeit einen unverhältnismäßßig großen Einfluss auf die Artenvielfalt einer ökologischen Gemeinschaft haben. Fällt diese Art aus, setzt sich infolge der verstärkten Konkurrenz oft eine Art durch und verdrängt schwächere Arten. Für mich sind Bibliotheken eine solche "Keystone species" im System wissenschaftlicher Kommunikation.

Ich wünsche mir, dass unser Lebensraum TUHH-Bibliothek zu diesen Schlüsselarten gehören wird, die Bibliothek in Zukunft nicht in einer ökologischen Nische landet und dass wir die Möglichkeit behalten, mit der rasanten Entwicklung mitzugehen und uns kontinuierlich zu erneuern.

Zugefügt am 10.11.2009:

JPGs von zwei Folien:

Ökosysteme der Information

Lebensraum TUHH-Bibliothek

Inkludisten und Exkludisten beim Bibliothekskatalog

Schon vor Jahren hat mich die Frage der Zukunft des lokalen Bibliothekskataloges beschäftigt. In einer Arbeitssitzung der Benutzungsabteilung der TUHH-Bibliothek gab es vor kurzem eine spannende Diskusision zur Frage nach dem Inhalt eines lokalen Bibliothekskataloges. Anlass war die Frage, ob die TUHH-Bibliothek in ihrem Bibliothekskatalog weiterhin nur eine Auswahl der freien Zeitschriften der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) verzeichnen solle oder ob alle freien Zeitschriften aller Fachgebiete im Katalog nachgewiesen sind. Edlef Stabenau hat dabei auf eine ähnliche Diskussion im Rahmen der Wikipedia hingewiesen und hier unterschieden zwischen Inkludisten und Exkludisten. Edlef hat sich via Twitter so geäussert: „Wenn es um Kataloge geht, bin ich eher Inkludist.“

Worum geht es? Dazu hier ein Zitat aus einem Beitrag im Blog Im Himmelgrau (mehr dort!):

Die Exkludisten wollen den Wert und den Nutzen der Wikipedia steigern, indem sie auf Qualität und Ausschluss setzen. Sie wollen die Wikipedia im wahrsten Sinne zu einem exklusiven Gut machen.

Die Inkludisten wollen stattdessen durch möglichst viel Informationsfülle und Wachstum überzeugen. Masse statt Klasse, ist der Vorwurf.

Was bedeutet diese Diskussion nun für den lokalen Bibliothekskatalog?

Bei der Diskussion, die hier nur angerissen werden kann, geht es um Fragen der Relevanz und Qualität, des Umfanges der Indexierung, der Nutzer-Oberfläche von Katalogen, ja auch nach der Frage des Selbstverständnisses von Bibliotheken in der Zukunft.

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Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung

Im gerade erschienenen, umfangreichen Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung, herausgegeben von Rudolf Tippelt und Aiga von Hippel (3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Wiesbaden : VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009), das im Intranet der TU Hamburg-Harburg auch online zur Verfügung steht, finden sich eine Reihe an interessanten Beiträgen, u.a.:

Zum Zusammenhang zwischen Medien- und Informationskompetenz aus der Sicht des eLearning

Interessante diesbezügliche Diskussionen der eLearning-Community habe ich ausgehend von einem Beitrag in Gabi Reinmanns Blog gefunden. Ein von ihr erwähnter Bolg-Eintrag von Michael Kerres mit dem Titel "Informationskompetenz: Wer machts?", der auch auf die hier schon erwähnte Düsseldorfer Studie hinweist, schliesst mit dem Absatz:

„Informationskompetenz“ ist im Rahmen der Diskussion über den künftigen Auftrag von Bibliotheken entstanden. Haben diese sich lange Zeit als Archive des Wissens verstanden, verweist der Begriff „Informationskompetenz“ auf die nunmehr zusehends wichtiger werdende Aufgabe, den „Umgang“ mit Wissen in Medien aktiv zu unterstützen. Die Diskussion zeigt damit auf die Frage, wie sich das Verhältniss von Lehre im Fachbereich (in der Wissenserschliessung) und anderen Maßnahmen der Kompetenzentwicklung, etwa der Bibliotheken, künftig austariert. Kann diese Aufgabe (weiterhin) im Rahmen fachbezogener Lehre (also im Umgang mit medial vermitteltem Wissen im Fachstudium) mit- gelernt werden? Und welche Rolle spielen – angesichts zunehmend komplexer werdenden Anforderungen im Umgang mit digitalen Wissensmedien – weitere „Akteure“ der Kompetenzentwicklung (etwa in Hochschulen: Bibliotheken … )?

Mein Kommentar: Bibliotheken können und sollten daran mitwirken, Kompetenzen an (Hoch-) Schulen zu entwickeln, sie müssen aber aufpassen, dass ihre Aktivitäten nicht nur als Begründung für ihre eigene Legitimation missverstanden werden.

Im Rahmen der diesjährigen GMW-Tagung wurde auch der Begriff des eLearning diskutiert. Ein Beitrag im frei verfügbaren Tagungsband mit dem Titel „E-Learning 2009 Lernen im digitalen Zeitalter“ enthält dazu einen inspirierenden Beitrag von Gudrun Bachmann, Antonia Bertschinger, Jan Miluška aus Basel mit dem Titel "E-Learning ade – tut Scheiden weh?" (S. 118ff), die das eLearning „abschaffen“ wollen (vgl. auch die Diskussion bei Gabi Reinmann). Genauso wie im Bibliothekswesen jahrelang vom OPAC oder Online-Katalog gesprochen wurde und heutzutage eigentlich jeder Katalog online ist und daher auch die Bezeichnung Katalog ausreicht, wird heutzutage das Elektronische beim Lernen (und im Alltag) immer selbstverständlicher. Daher ist es unnötig, den Terminus eLearning noch zu verwenden. Zudem gehört und gehörte zum Lernen immer mehr als das Elektronische, ja auch Informations- und Medienkompetenz gehören natürlich dazu. 😎

Der Tagungsband ist auch aus der Sicht von Informationskompetenz, wie auch der vom letzten Jahr, sehr interessant. So findet sich sich in dem Baseler Beitrag auf S. 126 unter der Überschrift folgender Absatz:

Neben vielen Ideen für elektronische Lehrangebote und neuen Entwicklungsprojekten entstehen aufgrund der erweiterten Auslegeordnung auch neue inner universitäre Partnerschaften und strategische Projekte. So bieten wir bei spielsweise zusammen mit der Universitätsbibliothek neu den Kurs „Informationsbeschaffung online – mehr als Wikipedia! Recherche in Bibliothekskatalogen,
Fachdatenbanken und Internet“ an. Und dieses Thema hat es inzwischen bis in das höchste Gremium der Lehre der Universität Basel geschafft: die Kommission Lehre, die sich aus den Studiendekaninnen und -dekanen aller Fakultäten zusammensetzt und von der Vizerektorin Lehre präsidiert wird. Dort wurde das Thema Informationskompetenz mit Hilfe Neuer Medien als zu fördernde Kompetenz identifiziert. Ziel ist es, dafür Lehrangebote zu entwickeln und curricular zu integrieren. Erste Fakultäten haben damit bereits begonnen.

Einschlägig zum Thema Informationskompetenz auch der Beitrag von Nina Heinze und Jan-Mathis Schnurr: „Integration einer lernförderlichen Infrastruktur zur Schaffung neuer Lernkulturen im Hochschulstudium“ (ab S. 152).

Information literacy (r)evolution?

Via Twitter hatte ich schon auf Lambert Hellers Präsentation mit dem Titel "Information literacy (r)evolution?" hingewiesen.

Lamberts Betonung von Communities of Practice für das Lernen und zu einer möglichen Rolle von in Bibliotheken Arbeitenden als „Community Technology Stewards“ finde ich Klasse!

Seine beiden abschliessenden Thesen:

  • These zu unserer Rolle bei der Vermittlung von Informationskompetenz: Anerkennung bibliothekarischer Autorität kann heute entweder erzwungen werden (z.B. durch Verteilung von ECTS-Punkten), oder sie wird durch ‚Interaktion auf Augenhöhe‘ erworben – Interaktion, die in einer Umgebung stattfindet, die von den Informationsbenutzern (ko-)kreiert wird.
  • These zur Strategie unserer Vermittlung von Informationskompetenz: An die Stelle der institutionellen Vermarktung von ‚IK-Produkten‘ (in sich geschlossene Tutorials, Kurse etc.) tritt die individuelle Vernetzung, Adaption und kontinuierliche Interaktion mit selbst-lernenden Communities.

Zum Schluss und zum Thema Web 2.0 ein Hinweis auf meinen eigenen Beitrag "Bloggen und Twittern – ein ‚Second Life‘ im Fachreferat?! Kommunikation und Marketing 2.0(09)" beim 8. AGFN-Fortbildungstreffen "Qualität zwischen Bibliothek und Fach" am 22. September 2009 in Karlsruhe.

Obama zur Informationskompetenz!

Benno Homann hat über die Mailingliste Inetbib schon auf diesen gelungenen Coup der amerikanischen Information-Literacy-Community hingewiesen. So etwas wäre für Deutschland viel wichtiger als eine Diskussion um nationale Standards für Studierende. Hier sind wirklich alle angesprochen!

Der Präsident der Vereinigten Staaten hat den Oktober zum "National Information Literacy Awareness Month, 2009" ausgerufen. Als PDF erscheint einem diese Presseerklärung noch bedeutender! 😎

Call for Papers: Das 4. einer Kolloquiums-Reihe zur Informationsgeschichte

Im nächsten Jahr findet im belgischen Mons das 4. Kolloquium einer Kolloquiums-Reihe zur Informationsgeschichte statt, die 2002 dort auch begonnen hatte. Der Call for Paper ist unten zitiert.

CALL FOR PAPERS

Transcending Boundaries in Europe in the Period of the Belle Epoque: Organizing Knowledge, Mobilizing Networks, and Effecting Social Change -A colloquium to be held at the Mundaneum, Mons, 20-21 May 2010

Papers for the colloquium will explore aspects of network development, information creation, organization and exchange, and related “boundary spanning” activities of individuals and institutions and the scholarly tools and techniques that this enabled them to develop during the period of the “Belle époque” in which the Western European world underwent extensive social, political and “epistemic” change from approximately 1880 to 1914.

Those interested in submitting papers for the colloquium are asked to submit an abstract of not more than 500 words by January 31, 2010. Abstracts may be in French or English and will be refereed. Authors will be notified by of the outcome of this process by February 28, 2010. Accepted papers must be delivered at the Colloquium in English.

Further information!

Informationskompetenz in Deutschland – Neue Studie

Die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen hat eine relativ umfangreiche Studie mit dem Titel "Informationskompetenz in Deutschland – Überblick zum Stand der Fachdiskussion und Zusammenstellung von Literaturangaben, Projekten und Materialien zu einzelnen Zielgruppen" veröffentlicht.

Die Studie ist nach erstem Überfliegen aus meiner Sicht bemerkenswert, weil erstmals eine Gesamtsicht auf das Thema bzgl. verschiedener Bildungsgruppen (Studierende und Schüler(innen)), Berufsgruppen (Lehrende an Schule und Hochschule, Arbeitnehmende – Informationskompetenz in Unternehmen!) und Sozialgruppen (Kinder, Judgendliche, Bürger(innen) und Verbraucher(innen), Menschen mit Migrationshintergrund, Senior(inn)en) erfolgt. Interessant ist weiterhin, dass einer der Autoren aus dem Themenfeld Medienkompetenz kommt und in diesem Bericht nicht versucht wird, das eine als Teil des anderen zu sehen, sondern beides, Informationskompetenz und Medienkompetenz, als unterschiedliche Sichtweise für dieselbe Sache!

IFLA: Libraries promoting twenty-first century literacies

Die Vorträge der gerade laufenden IFLA-Tagung sind online und die Informationskompetenz-Sektion hat den Titel „Libraries promoting twenty-first century literacies“ (Veranstaltung 94). Es geht also um mehr als Informationskompetenz, z.B. um Transliteracy, Multimodal literacy und Visual literacy!

Hier erinnert Susie Andretta an „Transliteracy: take a walk on the wild side“ und an einen Aufsatz von Sue Thomas u.a.: Transliteracy: Crossing divides by First Monday, Volume 12 Number 12 – 3 December 2007.

Weitere Beiträge aus der Session:

Siehe auch Sheila Webbers Berichte von der IFLA-Tagung in ihrem Blog.

BTW: Die „Guidelines on Information Literacy for Lifelong Learning“ der Information Literacy Section der IFLA sind von den beiden deutschen Mitgliedern des Members Standing Committee der Sektion Heike vom Orde und Franziska Wein nun ins Deutsche übersetzt worden: „Richtlinien zur Informationskompetenz für lebenslanges Lernen„.

Erste Dissertation zum Thema „Information literacy“ aus Deutschland

Susanne Mühlbacher hat die erste Doktorarbeit zum Thema „Informationskompetenz“ in Deutschland geschrieben. Sie ist leider zur Zeit nur gedruckt unter dem Titel „Information Literacy in Enterprises / von Susanne Mühlbacher (Schriften zur Informationswissenschaft; Bd. 51). Boizenburg : Hülsbusch, 2009 (Diss., Univ. Regensburg, 2008)“ erschienen. Das Inhaltsverzeichnis steht im Netz zur Verfügung. Der 2007 beim Konstanzer KWIL-Workshop von Susanne Mühlbacher, Rainer Hammwöhner und Christian Wolff vorgestellte Beitrag mit dem Titel „Workplace Information Literacy in the Scientific Field : an Empirical Analysis Using the Semantic Differential Approach“ kann als Einleitung gelesen werden.

Es ist interessant, dass die Dissertation damit nicht aus dem Bibliotheksbereich stammt. Die Arbeit behandelt die Informationskompetenz in Unternehmen, was bisher von Bibliotheken sicher zu wenig in den Blick genommen wurde, obwohl z.B. Universitäten und damit deren Bibliotheken zukünftige Mitarbeitende in Unternehmen ausbilden. Die Einführung stellt einen guten Überblick zum Stand der Forschung von Informationskompetenz allgemein dar und entwickelt ein Modell zur „Scientific Workplace Information Literacy“. Den Abschluss der recht komplexen Untersuchungen bilden Vorschläge zur Förderung von Informationskompetenz in Unternehmen.

Ein weiteres interessantes Buch zum Thema „Workplace information literacy“, dass mir vor kurzem unter gekommen ist, ist „Managing information and knowledge in organizations : a literacy approach / Alistair Mutch. New York, NY: Routledge, 2008.

Informationskompetenz hat für mich von jeher einen starken Hang zum ja auch eher unternehmensorientierten Thema Wissensmanagement, hier aber besonders zum persönlichen Wissensmanagement, vgl. z.B. das hier schon erwähnte Buch „Wissenswege : Methoden für das persönliche Wissensmanagement / Gabi Reinmann; Martin J. Eppler. Bern : Huber, 2008“.

Nachdenken über Lernen, Information und Kompetenzen

Hier drei weitere, sehr unterschiedliche Papiere, die beim Nachdenken über Lernen, Information und Kompetenzen weiterhelfen können.

BTW: Die Erfurter Vorträge zur Informationskompetenz im weitesten Sinne sind schon lange online.

Neue Technologien im Bildungswesen und die Notwendigkeit von Informationskompetenz-Aktivitäten

Zwei interessante Berichte zum Bildungswesen und über Studierende sind nun verfügbar.

In netbib hat Anne Christensen schon auf den neuen Horizon-Report, der nun aufgrund der Unterstützung des Mulitmedia-Kontors Hamburg auch in deutscher Sprache erhältlich ist, hingewiesen und das Wichtigste zusammengefasst.

Der Report beschreibt „Schlüsseltrends“ und „Neue Herausforderungen“ im Bildungswesen und ist damit auch für Bibliotheken besonders interessant. Und natürlich ist Informationskompetenz ein Thema. Hier folgen einige Zitate:

Die heutigen Lernenden wollen aktive Teilnehmer im Lernprozess sein – nicht bloße Zuhörer; sie haben ein Bedürfnis, ihre Umgebungen zu kontrollieren, und sie sind daran gewähnt freien Zugang zur überwätigenden Menge von Content und Wissen zu haben, die für sie greifbar ist.

Es gibt einen wachsenden Bedarf für formalen Unterricht in neuen Schlüsselqualifikationen, einschließlich Information Literacy, Visual Literacy und Technological Literacy. Zum wissenschaftlichen Schreiben und Forschen benötigt man heute andere Fähigkeiten als noch vor einigen Jahren. Studierende müssen technologisch versiert sein, um mit ihresgleichen weltweit zusammenzuarbeiten, um sich in Grundlagen der Erstellung von Content und Medien auszukennen und um das Verhältnis zwischen offensichtlicher Funktion und zugrundeliegendem Code der Anwendungen, die sie täglich nutzen, zu verstehen.

Visualisierungstools machen Informationen aussagekräftiger und Erkenntnisse intuitiver. Während laufend Tools dieser Art entwickelt und genutzt werden, wird Visual Literacy eine zunehmend wichtige Fähigkeit zum Entschlüsseln, Verschlüsseln und Ermitteln der Glaubwürdigkeit und Authentizität von Daten. Visual Literacy muss formal unterrichtet werden, aber es handelt sich dabei immer noch um ein sich weiterentwickelndes Gebiet.

Das Centre for Research-informed Teaching (CRiT) an der University of Central Lancashire hat einen Bericht auf der Website vom britischen Joint Information Systems Committee (JISC) mit dem Titel „Students‘ Use of Research Content in Teaching and Learning“ veröffentlicht, der wieder einmal die Notwendigkeit von Informationskompetenz-Aktivitäten unterstreicht und auch für kontroverse Diskussionen sorgen wird. Interessanterweise werden Bibliotheks-Ressourcen in diesem Bericht als wichtiger Anlaufpunkt für Studierende genannt, gleichzeitig sind diese unzufrieden mit den Bibliotheken. Auch wird die Nutzung von Web 2.0-Diensten von Studierenden durch diesen Report relativiert.

Die Studie enthält Bekanntes wie

Students find too much information and do not know how to manage it effectively.
Students expect research content to be immediately accessible, ideally online, and will not pursue other methods of accessing it.
Students are increasingly reliant on Google products.

, aber vielleicht auch Überraschendes wie

Students at all universities expressed dissatisfaction with their library holdings and level of service. […]

There is limited evidence of students using social networking and other Web 2.0 technologies to identify and access research. […]

The ‚digital native‘ appears to be, typically, a passive user of internet technologies without the high-end skills sometimes attributed to them.

Zur zukünftigen Rolle von Bibliotheken

In der online zugänglichen Festschrift „Bibliotheken gestalten Zukunft: Kooperative Wege zur Digitalen Bibliothek. Dr. Friedrich Geißelmann zum 65. Geburtstag / Hutzler, Evelinde und Schröder, Albert und Schweikl, Gabriele, eds. (Göttingen: Universiätsverlag Göttingen, 2008)“ fand ich zwei Beiträge besonders interessant.

Christian Wolff weist in seinem Text „Veränderte Arbeits- und Publikationsformen in der Wissenschaft und die Rolle der Bibliotheken“ (S. 157ff) u.a. auf neue und zusätzliche Aufgaben von Bibliotheken „im Bereich des personal information management“ hin.

Steffen Wawra nennt in seinem Beitrag „In Librariers We trust“ (S. 173ff) vier „Thesen für eine Digitale Bibliothek der Zukunft“, von denen ich drei hier zitiere:

These 2: Nicht die Informationsexplosion ist das Hauptproblem, vor dem die Digitale Bibliothek der Zukunft steht: die Digitale Bibliothek der Zukunft muss den kontextualen Suchraum des Nutzers über das Angebot von Systemen des Wissensmanagements und Web 2.0/3.0-Diensten unterstützen.

These 3: Die Digitale Bibliothek der Zukunft wird über neue Führungsstrukturen verwirklicht: nur flexible Führungsmethoden werden in der Lage sein, in Bezug auf veränderte Rahmenbedingungen proaktiv zu agieren und Pfadabhängigkeiten aufzugeben. Auch in der Digitalen Bibliothek der Zukunft wird die Ressource Mensch die entscheidende Wettbewerbs-Ressource darstellen.

These 4: Der Kultur-Code der Digitalen Bibliothek der Zukunft lautet ‚Nachhaltigkeit‘, sie ist im Kern weder amerikanisch, noch europäisch, sondern global. Die Digitale Bibliothek der Zukunft führt keinen Kampf der Kulturen, sondern bedient die Elemente ‚Vertrauen in die Langfristigkeit‘, ‚Vertrauen in die Bewahrung des Kulturgutes der Menschheit‘, ‚Vertrauen in die Kontextualit‘.