Eigentlich kommt man kaum hinterher, um bei irgendeinem Thema auf dem Laufenden zu bleiben. Vielfalt und Informationsflut werden immer größer. Mein Versuch der Bewätigung dazu bildet sich hinsichtlich des Themas der Informationskompetenz oft nur noch in angesammelten Links auf Delicious oder in manchen Tweets ab. Trotzdem hier ein paar Hervorhebungen, die mir in letzter Zeit als wichtig aufgefallen sind:
- Erst auf dem Bibliothekartag ist mir die Dissertation von Sabine Rauchmann mit dem Titel "Bibliothekare in Hochschulbibliotheken als Vermittler von Informationskompetenz" aufgefallen, die mehr als 600 Seiten stark einen Überblick über Stand und Gegenwart der Informationskompetenz in Deutschland gibt und schon letztes Jahr publiziert wurde.
- "Medien- und Informationskompetenz – immer mit Bibliotheken und Informationseinrichtungen!" heisst ein Positionspapier der BID Bibliothek & Information Deutschland, das der Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft" des Deutschen Bundestages vorgelegt wurde.
- Die britischen "Seven Pillars of Information Literacy" sind revidiert worden. Sie stellen eine Art von Alternativ-Modell zu den amerikanischen ACRL-Standards dar und sind in Deutschland bisher wohl nur sehr selten rezipiert worden.
In einem Aufsatz in der Wochenzeitung "Die Zeit" von Thomas Assheuer zum Thema der Bedeutung von Religion heute (ein Thema, das mich bisher eigentlich nur am Rande interessiert hat), wird am Schluss auf eine Kontroverse zwischen Jürgen Habermas und dem kanadischen Philosophen Charles Taylor eingegangen. Es heisst hier:
"Für Habermas muss es in einer Gesellschaft der explodierenden Gegensätze eine inklusive säkulare Sprache geben, mit der Normen begründet werden. Für Taylor ist das eine rationalistische Illusion; für ihn gibt es in radikal heterogenen und spannungsgeladenen Gemeinwesen keine Metasprache, die alle Differenzen ‚managt‘. Deshalb müssten wir selbst vielsprachig werden, wir müssten lernen, uns ‚im Tanz des Verstehens‘ auf Unterschiede einzulassen."
Ich finde, diese philosophische Kontroverse trifft erst recht auf die hier interessierende sogenannte Informations- oder Wissensgesellschaft zu und findet sich damit auch im Hintergrund von theoretischen Diskussionen um Informationskompetenz! Ich selbst finde mich dabei eher bei Taylor wieder.