Inkludisten und Exkludisten beim Bibliothekskatalog

Schon vor Jahren hat mich die Frage der Zukunft des lokalen Bibliothekskataloges beschäftigt. In einer Arbeitssitzung der Benutzungsabteilung der TUHH-Bibliothek gab es vor kurzem eine spannende Diskusision zur Frage nach dem Inhalt eines lokalen Bibliothekskataloges. Anlass war die Frage, ob die TUHH-Bibliothek in ihrem Bibliothekskatalog weiterhin nur eine Auswahl der freien Zeitschriften der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) verzeichnen solle oder ob alle freien Zeitschriften aller Fachgebiete im Katalog nachgewiesen sind. Edlef Stabenau hat dabei auf eine ähnliche Diskussion im Rahmen der Wikipedia hingewiesen und hier unterschieden zwischen Inkludisten und Exkludisten. Edlef hat sich via Twitter so geäussert: „Wenn es um Kataloge geht, bin ich eher Inkludist.“

Worum geht es? Dazu hier ein Zitat aus einem Beitrag im Blog Im Himmelgrau (mehr dort!):

Die Exkludisten wollen den Wert und den Nutzen der Wikipedia steigern, indem sie auf Qualität und Ausschluss setzen. Sie wollen die Wikipedia im wahrsten Sinne zu einem exklusiven Gut machen.

Die Inkludisten wollen stattdessen durch möglichst viel Informationsfülle und Wachstum überzeugen. Masse statt Klasse, ist der Vorwurf.

Was bedeutet diese Diskussion nun für den lokalen Bibliothekskatalog?

Bei der Diskussion, die hier nur angerissen werden kann, geht es um Fragen der Relevanz und Qualität, des Umfanges der Indexierung, der Nutzer-Oberfläche von Katalogen, ja auch nach der Frage des Selbstverständnisses von Bibliotheken in der Zukunft.

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Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung

Im gerade erschienenen, umfangreichen Handbuch Erwachsenenbildung/Weiterbildung, herausgegeben von Rudolf Tippelt und Aiga von Hippel (3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Wiesbaden : VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009), das im Intranet der TU Hamburg-Harburg auch online zur Verfügung steht, finden sich eine Reihe an interessanten Beiträgen, u.a.:

Zum Zusammenhang zwischen Medien- und Informationskompetenz aus der Sicht des eLearning

Interessante diesbezügliche Diskussionen der eLearning-Community habe ich ausgehend von einem Beitrag in Gabi Reinmanns Blog gefunden. Ein von ihr erwähnter Bolg-Eintrag von Michael Kerres mit dem Titel "Informationskompetenz: Wer machts?", der auch auf die hier schon erwähnte Düsseldorfer Studie hinweist, schliesst mit dem Absatz:

„Informationskompetenz“ ist im Rahmen der Diskussion über den künftigen Auftrag von Bibliotheken entstanden. Haben diese sich lange Zeit als Archive des Wissens verstanden, verweist der Begriff „Informationskompetenz“ auf die nunmehr zusehends wichtiger werdende Aufgabe, den „Umgang“ mit Wissen in Medien aktiv zu unterstützen. Die Diskussion zeigt damit auf die Frage, wie sich das Verhältniss von Lehre im Fachbereich (in der Wissenserschliessung) und anderen Maßnahmen der Kompetenzentwicklung, etwa der Bibliotheken, künftig austariert. Kann diese Aufgabe (weiterhin) im Rahmen fachbezogener Lehre (also im Umgang mit medial vermitteltem Wissen im Fachstudium) mit- gelernt werden? Und welche Rolle spielen – angesichts zunehmend komplexer werdenden Anforderungen im Umgang mit digitalen Wissensmedien – weitere „Akteure“ der Kompetenzentwicklung (etwa in Hochschulen: Bibliotheken … )?

Mein Kommentar: Bibliotheken können und sollten daran mitwirken, Kompetenzen an (Hoch-) Schulen zu entwickeln, sie müssen aber aufpassen, dass ihre Aktivitäten nicht nur als Begründung für ihre eigene Legitimation missverstanden werden.

Im Rahmen der diesjährigen GMW-Tagung wurde auch der Begriff des eLearning diskutiert. Ein Beitrag im frei verfügbaren Tagungsband mit dem Titel „E-Learning 2009 Lernen im digitalen Zeitalter“ enthält dazu einen inspirierenden Beitrag von Gudrun Bachmann, Antonia Bertschinger, Jan Miluška aus Basel mit dem Titel "E-Learning ade – tut Scheiden weh?" (S. 118ff), die das eLearning „abschaffen“ wollen (vgl. auch die Diskussion bei Gabi Reinmann). Genauso wie im Bibliothekswesen jahrelang vom OPAC oder Online-Katalog gesprochen wurde und heutzutage eigentlich jeder Katalog online ist und daher auch die Bezeichnung Katalog ausreicht, wird heutzutage das Elektronische beim Lernen (und im Alltag) immer selbstverständlicher. Daher ist es unnötig, den Terminus eLearning noch zu verwenden. Zudem gehört und gehörte zum Lernen immer mehr als das Elektronische, ja auch Informations- und Medienkompetenz gehören natürlich dazu. 😎

Der Tagungsband ist auch aus der Sicht von Informationskompetenz, wie auch der vom letzten Jahr, sehr interessant. So findet sich sich in dem Baseler Beitrag auf S. 126 unter der Überschrift folgender Absatz:

Neben vielen Ideen für elektronische Lehrangebote und neuen Entwicklungsprojekten entstehen aufgrund der erweiterten Auslegeordnung auch neue inner universitäre Partnerschaften und strategische Projekte. So bieten wir bei spielsweise zusammen mit der Universitätsbibliothek neu den Kurs „Informationsbeschaffung online – mehr als Wikipedia! Recherche in Bibliothekskatalogen,
Fachdatenbanken und Internet“ an. Und dieses Thema hat es inzwischen bis in das höchste Gremium der Lehre der Universität Basel geschafft: die Kommission Lehre, die sich aus den Studiendekaninnen und -dekanen aller Fakultäten zusammensetzt und von der Vizerektorin Lehre präsidiert wird. Dort wurde das Thema Informationskompetenz mit Hilfe Neuer Medien als zu fördernde Kompetenz identifiziert. Ziel ist es, dafür Lehrangebote zu entwickeln und curricular zu integrieren. Erste Fakultäten haben damit bereits begonnen.

Einschlägig zum Thema Informationskompetenz auch der Beitrag von Nina Heinze und Jan-Mathis Schnurr: „Integration einer lernförderlichen Infrastruktur zur Schaffung neuer Lernkulturen im Hochschulstudium“ (ab S. 152).

Information literacy (r)evolution?

Via Twitter hatte ich schon auf Lambert Hellers Präsentation mit dem Titel "Information literacy (r)evolution?" hingewiesen.

Lamberts Betonung von Communities of Practice für das Lernen und zu einer möglichen Rolle von in Bibliotheken Arbeitenden als „Community Technology Stewards“ finde ich Klasse!

Seine beiden abschliessenden Thesen:

  • These zu unserer Rolle bei der Vermittlung von Informationskompetenz: Anerkennung bibliothekarischer Autorität kann heute entweder erzwungen werden (z.B. durch Verteilung von ECTS-Punkten), oder sie wird durch ‚Interaktion auf Augenhöhe‘ erworben – Interaktion, die in einer Umgebung stattfindet, die von den Informationsbenutzern (ko-)kreiert wird.
  • These zur Strategie unserer Vermittlung von Informationskompetenz: An die Stelle der institutionellen Vermarktung von ‚IK-Produkten‘ (in sich geschlossene Tutorials, Kurse etc.) tritt die individuelle Vernetzung, Adaption und kontinuierliche Interaktion mit selbst-lernenden Communities.

Zum Schluss und zum Thema Web 2.0 ein Hinweis auf meinen eigenen Beitrag "Bloggen und Twittern – ein ‚Second Life‘ im Fachreferat?! Kommunikation und Marketing 2.0(09)" beim 8. AGFN-Fortbildungstreffen "Qualität zwischen Bibliothek und Fach" am 22. September 2009 in Karlsruhe.

Obama zur Informationskompetenz!

Benno Homann hat über die Mailingliste Inetbib schon auf diesen gelungenen Coup der amerikanischen Information-Literacy-Community hingewiesen. So etwas wäre für Deutschland viel wichtiger als eine Diskussion um nationale Standards für Studierende. Hier sind wirklich alle angesprochen!

Der Präsident der Vereinigten Staaten hat den Oktober zum "National Information Literacy Awareness Month, 2009" ausgerufen. Als PDF erscheint einem diese Presseerklärung noch bedeutender! 😎

Informationskompetenz in Deutschland – Neue Studie

Die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen hat eine relativ umfangreiche Studie mit dem Titel "Informationskompetenz in Deutschland – Überblick zum Stand der Fachdiskussion und Zusammenstellung von Literaturangaben, Projekten und Materialien zu einzelnen Zielgruppen" veröffentlicht.

Die Studie ist nach erstem Überfliegen aus meiner Sicht bemerkenswert, weil erstmals eine Gesamtsicht auf das Thema bzgl. verschiedener Bildungsgruppen (Studierende und Schüler(innen)), Berufsgruppen (Lehrende an Schule und Hochschule, Arbeitnehmende – Informationskompetenz in Unternehmen!) und Sozialgruppen (Kinder, Judgendliche, Bürger(innen) und Verbraucher(innen), Menschen mit Migrationshintergrund, Senior(inn)en) erfolgt. Interessant ist weiterhin, dass einer der Autoren aus dem Themenfeld Medienkompetenz kommt und in diesem Bericht nicht versucht wird, das eine als Teil des anderen zu sehen, sondern beides, Informationskompetenz und Medienkompetenz, als unterschiedliche Sichtweise für dieselbe Sache!

IFLA: Libraries promoting twenty-first century literacies

Die Vorträge der gerade laufenden IFLA-Tagung sind online und die Informationskompetenz-Sektion hat den Titel „Libraries promoting twenty-first century literacies“ (Veranstaltung 94). Es geht also um mehr als Informationskompetenz, z.B. um Transliteracy, Multimodal literacy und Visual literacy!

Hier erinnert Susie Andretta an „Transliteracy: take a walk on the wild side“ und an einen Aufsatz von Sue Thomas u.a.: Transliteracy: Crossing divides by First Monday, Volume 12 Number 12 – 3 December 2007.

Weitere Beiträge aus der Session:

Siehe auch Sheila Webbers Berichte von der IFLA-Tagung in ihrem Blog.

BTW: Die „Guidelines on Information Literacy for Lifelong Learning“ der Information Literacy Section der IFLA sind von den beiden deutschen Mitgliedern des Members Standing Committee der Sektion Heike vom Orde und Franziska Wein nun ins Deutsche übersetzt worden: „Richtlinien zur Informationskompetenz für lebenslanges Lernen„.

Erste Dissertation zum Thema „Information literacy“ aus Deutschland

Susanne Mühlbacher hat die erste Doktorarbeit zum Thema „Informationskompetenz“ in Deutschland geschrieben. Sie ist leider zur Zeit nur gedruckt unter dem Titel „Information Literacy in Enterprises / von Susanne Mühlbacher (Schriften zur Informationswissenschaft; Bd. 51). Boizenburg : Hülsbusch, 2009 (Diss., Univ. Regensburg, 2008)“ erschienen. Das Inhaltsverzeichnis steht im Netz zur Verfügung. Der 2007 beim Konstanzer KWIL-Workshop von Susanne Mühlbacher, Rainer Hammwöhner und Christian Wolff vorgestellte Beitrag mit dem Titel „Workplace Information Literacy in the Scientific Field : an Empirical Analysis Using the Semantic Differential Approach“ kann als Einleitung gelesen werden.

Es ist interessant, dass die Dissertation damit nicht aus dem Bibliotheksbereich stammt. Die Arbeit behandelt die Informationskompetenz in Unternehmen, was bisher von Bibliotheken sicher zu wenig in den Blick genommen wurde, obwohl z.B. Universitäten und damit deren Bibliotheken zukünftige Mitarbeitende in Unternehmen ausbilden. Die Einführung stellt einen guten Überblick zum Stand der Forschung von Informationskompetenz allgemein dar und entwickelt ein Modell zur „Scientific Workplace Information Literacy“. Den Abschluss der recht komplexen Untersuchungen bilden Vorschläge zur Förderung von Informationskompetenz in Unternehmen.

Ein weiteres interessantes Buch zum Thema „Workplace information literacy“, dass mir vor kurzem unter gekommen ist, ist „Managing information and knowledge in organizations : a literacy approach / Alistair Mutch. New York, NY: Routledge, 2008.

Informationskompetenz hat für mich von jeher einen starken Hang zum ja auch eher unternehmensorientierten Thema Wissensmanagement, hier aber besonders zum persönlichen Wissensmanagement, vgl. z.B. das hier schon erwähnte Buch „Wissenswege : Methoden für das persönliche Wissensmanagement / Gabi Reinmann; Martin J. Eppler. Bern : Huber, 2008“.

Nachdenken über Lernen, Information und Kompetenzen

Hier drei weitere, sehr unterschiedliche Papiere, die beim Nachdenken über Lernen, Information und Kompetenzen weiterhelfen können.

BTW: Die Erfurter Vorträge zur Informationskompetenz im weitesten Sinne sind schon lange online.

Neue Technologien im Bildungswesen und die Notwendigkeit von Informationskompetenz-Aktivitäten

Zwei interessante Berichte zum Bildungswesen und über Studierende sind nun verfügbar.

In netbib hat Anne Christensen schon auf den neuen Horizon-Report, der nun aufgrund der Unterstützung des Mulitmedia-Kontors Hamburg auch in deutscher Sprache erhältlich ist, hingewiesen und das Wichtigste zusammengefasst.

Der Report beschreibt „Schlüsseltrends“ und „Neue Herausforderungen“ im Bildungswesen und ist damit auch für Bibliotheken besonders interessant. Und natürlich ist Informationskompetenz ein Thema. Hier folgen einige Zitate:

Die heutigen Lernenden wollen aktive Teilnehmer im Lernprozess sein – nicht bloße Zuhörer; sie haben ein Bedürfnis, ihre Umgebungen zu kontrollieren, und sie sind daran gewähnt freien Zugang zur überwätigenden Menge von Content und Wissen zu haben, die für sie greifbar ist.

Es gibt einen wachsenden Bedarf für formalen Unterricht in neuen Schlüsselqualifikationen, einschließlich Information Literacy, Visual Literacy und Technological Literacy. Zum wissenschaftlichen Schreiben und Forschen benötigt man heute andere Fähigkeiten als noch vor einigen Jahren. Studierende müssen technologisch versiert sein, um mit ihresgleichen weltweit zusammenzuarbeiten, um sich in Grundlagen der Erstellung von Content und Medien auszukennen und um das Verhältnis zwischen offensichtlicher Funktion und zugrundeliegendem Code der Anwendungen, die sie täglich nutzen, zu verstehen.

Visualisierungstools machen Informationen aussagekräftiger und Erkenntnisse intuitiver. Während laufend Tools dieser Art entwickelt und genutzt werden, wird Visual Literacy eine zunehmend wichtige Fähigkeit zum Entschlüsseln, Verschlüsseln und Ermitteln der Glaubwürdigkeit und Authentizität von Daten. Visual Literacy muss formal unterrichtet werden, aber es handelt sich dabei immer noch um ein sich weiterentwickelndes Gebiet.

Das Centre for Research-informed Teaching (CRiT) an der University of Central Lancashire hat einen Bericht auf der Website vom britischen Joint Information Systems Committee (JISC) mit dem Titel „Students‘ Use of Research Content in Teaching and Learning“ veröffentlicht, der wieder einmal die Notwendigkeit von Informationskompetenz-Aktivitäten unterstreicht und auch für kontroverse Diskussionen sorgen wird. Interessanterweise werden Bibliotheks-Ressourcen in diesem Bericht als wichtiger Anlaufpunkt für Studierende genannt, gleichzeitig sind diese unzufrieden mit den Bibliotheken. Auch wird die Nutzung von Web 2.0-Diensten von Studierenden durch diesen Report relativiert.

Die Studie enthält Bekanntes wie

Students find too much information and do not know how to manage it effectively.
Students expect research content to be immediately accessible, ideally online, and will not pursue other methods of accessing it.
Students are increasingly reliant on Google products.

, aber vielleicht auch Überraschendes wie

Students at all universities expressed dissatisfaction with their library holdings and level of service. […]

There is limited evidence of students using social networking and other Web 2.0 technologies to identify and access research. […]

The ‚digital native‘ appears to be, typically, a passive user of internet technologies without the high-end skills sometimes attributed to them.

Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur

Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur. Medienbildung für die Persönlichkeitsentwicklung, für die gesellschaftliche Teilhabe und für die Entwicklung von Ausbildungs- und Erwerbsfähigkeit“ heisst der Bericht einer Expertenkommmission des BMBF zur Medienbildung (Pressemitteilung), auf den Gabi Reinmann schon vor längerer Zeit in ihrem Blog hingewiesen hat und den Luzian Weisel in der Zeitschrift „Information – Wissenschaft & Praxis“ (60 (2009) S.243) kommentiert.

Informationskompetenz wird hier als Teil der Medienbildung aufgefasst, der ihrerseits vier Themenfelder zugeordnet werden: 1. Information und Wissen, 2. Kommunikation und Kooperation, 3. Identitätssuche und Orientierung und 4. Digitale Wirklichkeiten und produktives Handeln. Natürlich lässt sich hier über das Verhältnis von Medien- und Informationskompetenz (welche impliziert welche bzw. welche ist der anderen untergeordnet) diskutieren, aber mir gefällt an diesem Papier die Betonung der engen Verbindung von Information und Medien mit Bildung und Kultur.

Zum Thema Bildung findet sich in Gabi Reinmanns Blog ein Hinweis auf einen schönen Text von Peter Bieri, der mir vor Jahren schon mal im Zeit-Magazin aufgefallen ist.

Life konnte ich übrigens Gabi Reinmann vor gut drei Wochen in Hamburg bei ihrem Vortrag über „Forschendes Lernen und wissenschaftliches Prüfen: Die potenzielle und faktische Rolle der digitalen Medien“ erleben.

E-Learning und Hochschulbibliotheken

Die Master-Arbeit mit dem Titel „E-Learning und Hochschulbibliotheken“ von Andreas Heinemann, erstellt im Rahmen des Studienganges Master of Library and Information Science an der Fachhochschule Köln, bietet einen schönen Überblick zum Thema.

Aus dem Abstrakt:

Knapp die Hälfte der deutschen Universitätsbibliotheken ist in irgendeiner Form in die universitäre E-Learning-Struktur eingebunden. Die verschiedenen Modelle dafür reichen von der Übernahme des vollen Services über eine strategische Partnerschaft bis hin zu lockeren Kooperationsformen. Insgesamt kann die Bibliothek ihr breites Dienstleistungsportfolio nutzen, um ihre Services in eine E- Learning-Umgebung einzubringen. Diese umfassen die Bereitstellung digitaler Dokumente in elektronischen Semesterapparaten oder Lernmanagementsystemen, die Etablierung der Bibliothek als reellem und virtuellem Lernort, Hilfestellung bei Fragen des Urheberrechts, die Erschließung multimedialer Lernobjekte mit Metadaten und ihre längerfristige Zugänglichmachung sowie die Vermittlung von Informationskompetenz mittels E-Learning-Szenarien wie Blended Learning oder Online-Tutorials.

Mash-Ups und Urheberrecht

Passend zu den weiter laufenden aktuellen Diskussionen zum Urheberrecht (via TUBHH Blog) noch ein schöner Beitrag von Christian Kortmann in der Zeit Nr. 18 vom 23.4.2009, der auch das Thema Kreativität und Kombinatorik trifft.

Für Verfechter des Urheberrechts ein Trend des Grauens
Die Mash-up-Kultur fordert das traditionelle Verständnis des Urheberrechts heraus. Fair Use, das erweiterte Zitatrecht der amerikanischen Rechtsprechung, das nichtautorisierte Parodien ausdrücklich erlaubt, ist eine Mindestbedingung für die neue Praxis. Man kann heute nichts mehr erschaffen, so argumentieren Remixkünstler mit postmoderner Konsequenz, ohne Geschaffenes zu zitieren: Um in der digitalen Mediengesellschaft kreativ zu sein, muss man alles Bestehende miteinander kombinieren dürfen.

Vergleiche auch: Creative Combinatorics as a foundation of creativity, information organisation and art!

Information / Kommunikation und die Nutzung der Kernenergie

Das vom Projekt DigitalPreservationEurope (DPE) erstellte Cartoon zum Thema digitale Langzeitarchivierung mit dem Titel „Digital Preservation and Nuclear Disaster: An Animation“, das über YouTube verfügbar ist, illustriert ein wichtiges Problem der Informationsgesellschaft.

Mich hat es auch an ein sehr wichtiges Problem erinnert, das bei der Diskussion um die Nutzung von Kernenergie so gut wie nie thematisiert wird, die Frage der Kommunikation und Information. Die zeitlichen Dimensionen für die Notwendigkeit, Atommüll und das dazugehörige Wissen über Art und Lagerungsort des Mülls sicher aufzubewahren, sind verglichen mit den bisherigen menschlichen Erfahrungen bei der Überlieferung menschlichen Wissens so gross, dass schon dies allein ein Grund wäre, zukünftig auf jegliche Kernenergie zu verzichten. Die Nutzung und Entsorgung von Kerntechnik umfasst also auch ein Kommunikations- und Überlieferungsproblem. Das Wissen um die Art des Mülls und dessen Aufbewahrung ist teilweise schon im Fall der Atommüll-Lagerungsstelle in der Anlage Asse nicht mehr verfügbar und dies ist erst maximal gut 40 Jahre her. Was ist an möglicherweise vorhandenen Informationen von eventuellen „gefährlichen“ Anlagen aus der Zeit der ägyptischen Pharaonen heute noch vorhanden? 😎

BTW: Bibliotheken sind übrigens immer Klima-Schützer, da CO2-Speicher! 😎