Informationskompetenz als "mindset or world-view"!

Susie Andretta weist in der Liste LIS-INFOLITERACY auf einen Report zu "21st Century Skills" des amerikanischen Institue of Museum and Library Services hin und bemerkt interesssanterweise dazu:

… although the report is about IL amongst other literacies, what I do not understand is the emphasis on ’skills‘. Personally I prefer to take a more holistic approach to the way we engage and deal with information (in whichever context) so to me that is best described by terms such as mindset or world-view rather than skills.

Informationskompetenz in Deutschland 2010

Dieser Beitrag bietet einen Rückblick zu deutschen Aktivitäten im Umkreis von Informationskompetenz im Jahre 2010. Er fasst das zusammen, was mir in den letzten Monaten persönlich aufgefallen ist. Es fehlt also ganz sicher Einiges! Insgesamt habe ich den Eindruck, dass es trotz des großen politischen Aktionismus (siehe unten!) um das Thema eher ruhiger geworden ist. Inhaltlich-wissenschaftlich wird in Deutschland anscheinend kaum an diesem Thema gearbeitet oder täusche ich mich hier?!

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"Informationskompetenzvermittlung ist ein …

Oxymoron", meint Karsten Schuldt in seinem lesenwerten Beitrag "Zum Kompetenzbegriff von Bibliotheken" in seinem Blog "Bibliotheken als Bildungseinrichtungen", der seine gleichnamige Promotion begleitet hat.

Karsten Schuldt hat übrigens in dem im letzten Jahr erschienenen, im Volltext frei verfügbaren Handbuch Bibliothek 2.0 den Beitrag "Openness: Die Bibliothek als demokratische und demokratiefördernde Einrichtung im Internetzeitalter" publiziert, in dem es im Teil "Lernort und Vorbildfunktion" der Bibliothek (S. 30-31) heisst:

Gleichzeitig kann und muss eine Bibliothek, die als Lernort für eine an Openness orientierte Mediennutzung und Kommunikation gelten will, eine Vorbildfunktion einnehmen. Folgt sie diesem Leitbild, ist es notwendig, dass das Personal der jeweiligen Bibliothek beim Umgang mit dem Web 2.0 kompetent ist, dessen Vorteile und Grenzen in der eigenen Arbeit kennen lernt und an andere vermitteln kann. Zudem sollte das Personal in der Lage sein, diejenigen, welche mit dem Web 2.0 alltäglich umgehen, verstehen zu können: deren Motivation, deren Vorstellungen von einem guten Leben und deren Unverständnis, wenn es darum geht, Medien und Kommunikationsmittel in neu oder herkömmlich zu unterteilen und nicht als Medienvielfalt zu begreifen. Nur wenn eine Bibliothek vermitteln kann, dass sie selber eine kompetente Einrichtung ist, welche im Rahmen ihrer Möglichkeiten den Grundgedanken der Openness folgt, kann sie die nötige Vorbildfunktion erlangen, welche notwendig ist, um als Lernort anerkannt zu werden.

Digitale Informationskultur und Informationskompetenz

… mit dem Untertitel "Überlegungen zu einem sich wandelnden Konzept", so lautet der Titel meines zum Themablock "Konzepte und Strategien im Wandel" eingereichten Vortrags für den Bibliothekartag 2011. Leider wurde er "auf Grund der Fülle der eingereichten Vorschläge" nicht angenommen. Hier ist mein Abstract:

Ausgehend von einer französischen Übersetzung von "information literacy" als "culture de l´information" wird die Fruchtbarkeit des Kulturbegriffs für den Informationsbereich reflektiert und der Begriff "Informationskultur" als Weiterentwicklung dessen vorgeschlagen, was bisher Informationskompetenz genannt wird. Oft wird Informationskompetenz nur als eine Liste von Fähigkeiten und Fertigkeiten beschrieben. Ganzheitliche Sichtweisen zu „information literacy“ verstehen Informationskompetenz als Meta-Kompetenz (multi-, trans- oder second-order literacy), als eine Form des (lebenslangen) Lernens und sehen diese als Komplex unterschiedlicher Formen, um mit Information umzugehen. Sie betonen die Bedeutung für die sozio-kulturelle Praxis, in der Kontext und persönliche Relevanz entscheidend sind. Mit einem Perspektivwechsel von Informationskompetenz zu Informationskultur nehmen Bibliotheken die Vielfalt neuer, digitaler Kompetenzen, die alle etwas mit Lernen und Informationskompetenz zu tun haben, auf.

Im Rahmen eines kulturellen Verständnisses von Information(skompetenz) kommen Fragen von Authentizität, Gedächtnis und Überlieferung, Gemeinschaft, Identität (auch im Rahmen einer Fach-"Kultur"), Kreativität, Macht oder Vielfalt (im Gegensatz zur Google-"Monokultur") in den Blick, die gerade die moderne Informations- und Kommunikationsgesellschaft prägen. Ein kultureller Blick auf den Wandel des Begriffes Informationskompetenz berücksichtigt das Verhältnis von Informationskompetenz und Wissensmanagement und damit das Thema Informationskompetenz am Arbeitsplatz. Eine kritische Haltung zur uns umgebenden Informationswelt, verbunden mit einem Hintergrund-Wissen über die Entstehung, Arbeitsweise und gesellschaftlich-sozialen Herausforderungen moderner Informations- und Kommunikationsmittel, kann als die wesentliche Essenz aller Bemühungen um Informationskompetenz, Medienkompetenz, digitaler Kompetenz, Informationskultur – wie man es auch immer nennen will – gesehen werden.

Wohl doch alles etwas zu theoretisch und/oder zu kritisch. 😎 Wahrscheinlich wäre ein Vortrag über die langjährige, erfolgreiche Beteiligung der TUHH-Bibliothek am Kinderforscher-Projekt der TU Hamburg-Harburg als Vorschlag erfolgreicher gewesen. Die Vortragsanmeldung sollte für mich äusseren Zwang erzeugen, um meine Gedanken zum Wandel von Informationskompetenz mal systematischer und gründlicher darzustellen, als es bisher in manchen Beiträgen dieses Blogs erfolgte. Nun muss ich doch versuchen, intrinsische Motivation aufzubauen! 😎

Informationskompetenz, -ökologie und -philosophie

Zwei Artikel haben mich sofort angesprochen in der neuen Ausgabe der eigentlich immer interessanten Zeitschrift "Information Research : an international electronic journal" (Volume 15 No 4 December, 2010). Sie finden sich etwas versteckt im "Special supplement: Proceedings of the Seventh International Conference on Conceptions of Library and Information Science, Part 2":

Jetzt brauche ich nur noch Zeit und Ruhe, also Muße, um beide Artikel gründlich durchzulesen. 😎

Zur Zukunft des Konzeptes Informationskompetenz in Bibliotheken

So lautete der Titel einer Diskussionsveranstaltung der AG Informationskompetenz im GBV im Rahmen der 12. Verbundkonferenz des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (#gbvvk10). [Ergänzt 16.9.2010:] Eine ausführlicheren Bericht von der Diskussion bietet Dörte Böhner in ihrem Blog!

Kurze Eingangs-Statements von Lambert Heller und mir bildeten die Grundlage für eine gut 60-minütige Diskussion unter den mehr als 40 Teilnehmenden.

Meine Eingangs-Präsentation begann mit dem Hinweis auf ein Netbib-Posting, nutzte einige Folien meines Beitrages Nachdenken über Informationskompetenz auf dem Bibcamp 2010 in Hannover und fragte: Wie zeitgemäß ist Ihre Lehr-/Lernsituation im Bereich Informationskompetenz (IK)? Sehen Sie auch die Gefahr eines „Information literacy fatigue syndrome“, wie es ein Kollege beim Bibliothekskongress in Leipzig ausdrückte? Wie zeitgemäß ist das Konzept Informationskompetenz noch?

Die für die Suche in vielen Bibliotheks-Katalogen notwendigen Kenntnisse, um z.B. einen Buchtitel wie „Wir sind doch nicht blöd“ zu finden, wollen und müssen Nutzende eigentlich nicht erwerben, wie moderne, sogenante Web-2.0-Kataloge wie der KUG, beluga oder TUBfind zeigen. Das hier angesprochene „Was?“ der Förderung von Informationskompetenz ist laufend zu diskutieren und aktuell zu halten. Der betreffende Buchtitel stellt aber gleichzeitig die Frage nach dem „Wie?“ und dem Verhältnis von Bibliotheken und Nutzenden im Rahmen einer Förderung von Informationskompetenz, die ja auch schon von Lambert aufgeworfen wurde.

Lambert plädierte für ein verändertes Bibliotheksmarketing, in dem alle in Bibliotheken Arbeitenden ihre eigene Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen öffentlich (z.B. in Blogs) darstellen und wirklich selbst Erfahrungen im Web 2.0 sammeln. So wäre es möglich, durch Authentizität, Aufbau von Reputation und Nähe zur jeweiligen Community die Entwicklung von Informationskompetenz bei potentiellen Mitgliedern dieser Communities zu fördern, ohne pädagogischen Duktus und in informellem Rahmen. Gleichzeitig würde dadurch dann auch die Einrichtung Bibliothek an Reputation gewinnen.

Hier einige Aspekte und Fragen aus der folgenden Diskussion, die bei mir hängen geblieben sind (Leider habe ich nur bei ein paar Statements noch behalten, von wem diese kamen!)::

  • Unterrichten oder durchleiden lassen (Tobias Buck) – dies ist die zu diskutierende Alternative für IK-Förderung. Wie kann Überblickswissen vermittelt werden und gleichzeitig, das eigene Tun der Nutzenden berücksichtigt werden? Wenn unterrichten, muss dies möglichst handlungsorientiert in einer authentischen Situation erfolgen.
  • Wissen wir wirklich, "wo’s lang geht" oder sind wir nicht vielmehr alle Auto-Didaktiker, auch wenn es um Web(2.0)-Kenntnisse geht?
  • Ist ein Blog-Eintrag nicht eine Art "Schrotflinte" zur Erreichung des Ziele Informationskompetenz, also zu wenig zielgerichtet? Ist der Aufwand für Tutorials z.B. wie LOTSE nicht viel zu hoch im Verhältnis zu Nutzungszahlen?
  • Räume schaffen für Kompetenz-Entwicklung (Oliver Schönbeck).
  • Ist die Hetreogenität dessen, was möglich ist, überhaupt sinnvoll zu behandeln im Rahmen der IK-Aktivitäten?
  • Diskussion am Begriff der Entmündigung: Ist dies das Ergebnis von Google und neuen Oberflächen auch von Bibliothekskatalogen? Oder fördern gerade die kaum benutzbaren Oberflächen der ‚alten‘ Kataloge diese Entmündiging? Kann Entmündigung auch etwas Gutes sein in bestimmten Zusammenhängen?
  • Ich selbst sehe eine kritische Haltung zur uns umgebenden Informationswelt, verbunden mit einem Hintergrund-Wissen über die Enstehung, Arbeitsweise und gesellschaftlich-soziale Herausforderungen moderner Informations- und Kommunikationsmittel, als die wesentliche Essenz aller Bemühungen um Informationskompetenz, Medienkompetenz, digialer Kompetenz – egal wie man dies alles nennen will.
  • Wie benennen wir das, was IK-Aktivitäten von Bibliotheken ausmachen, auf unseren Webseiten (Tobias Buck)? Meine eigenen Ideen, den Begriff Informationskompetenz durch Informationskultur zu ersetzen, eignen sich sicher nicht als Label für Nutzende!

"Wenn Theorie auf Standards trifft" …

… so lautet die deutsche Übersetzung einer Poster-Präsentation der Amerikanerin Minglu Wang, Data Services Librarian von der Rutgers University. Sie hat den weiteren Titel „ACRL Information Literacy Competency Standards and Its Disciplinary Applications: Accomplishments and Limitations from Multiple Theoretical Perspectives“. Sehr schön sowie kurz und knapp werden die Stärken und Schwächen der ACRL Standards dargestellt sowie Vorschläge zur Verbesserung gemacht. Sicher auch auf deutsche Verhältnisse übertragbar!?

Kürzlich sind mir noch die National Educational Technology Standards for Students aus dem Jahre 2007 als eine interessante Anregung aufgefallen, um über klassische Informationskompetenz-Standards hinauszudenken.

Gedanken zu Open Data aus Bibliotheken und der Problematik von Non-commercial-Lizenzen

Diese quick&dirty zusammengestellte Übersicht zum Thema Open Linked Data und Bibliotheken diskutiert die Frage von Entscheidungen bzgl. einer etwaigen Lizenz zur Veröffentlichung von Katalogdaten. Gerade die Frage, ob eine kommerzielle Nutzung erlaubt werden soll oder nicht, ist immer wieder diskussionswürdig.

Das HBZ stellt seine Lizenzen komplett in die Public Domain, während die UB Mannheim etwas schwammig formuliert, aber kommerzielle Nutzung zunächst definitiv ausschliesst. Auch der Linked Data Service der Deutschen Nationalbibliothek lässt eine kommerzielle Nutzung nicht [Änderung 30.8.2010:] nur nach Absprache zu.

Die für mich fundierteste Übersicht zum Thema Open Linked Data und Bibliotheken bieten Adrian Pohl und Felix Ostrowski. Sie schreiben in einem der in ihrem Blog verlinkten Texten mit dem Titel „Open Data im hbz-Verbund“ (S. 5-6):

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Zwei aktuelle Praxis-Bücher zum Thema Informationskompetenz – ein Vergleich

Im ersten Halbjahr 2010 sind zwei interessante Praxis-Bücher zum Thema Informationskompetenz erschienen:

Das erste Buch ist von Bibliothekaren geschrieben und orientiert sich an den Standards für Informationskompetenz (Mittlerweile sind die deutschen Standards im Bibliotheksdienst (Heft 5, 2010, S. 373ff) quasi offiziell erschienen, vgl. auch meinen Blog-Beitrag vom Anfang des Jahres!). Inhaltlich ist das Ganze gut gemacht mit vielen interessanten Details zu 1. Informationsbedarf feststellen – Recherche vorbereiten, 2. Recherche durchführen, 3. Literatur beschaffen, 4. Informationen bewerten sowie 5. Informationen weiterverarbeiten. Beispielrecherchen und Praxisprobleme runden das Ganze ab. Alles ist ganz klassisch und bibliothekarisch gut! Der Schwerpunkt liegt eindeutig bei dem Thema Recherche!

Das zweite Buch befasst sich trotz des Titels gar nicht so sehr mit Arbeitstechniken, sondern greift viel weiter, es geht nicht nur um Recherche, so wie es im Alltag von Studierenden und Forschenden auch nicht nur um Recherche geht! Die einzelnen Kapitel des Buches, von unterschiedlichen Autoren geschrieben, behandeln Themen wie:

  • Welches Thema? Was für eine Art Text? Vorschläge zum wissenschaftlichen Schreiben 2009 ff
  • Recherche: Google – and Far Beyond
  • Von der Quellenkritik zum kritischen Umgang mit digitalen Ressourcen
  • Bildsuche – Image Retrieval
  • Hypertext schreiben
  • Kollaboratives Schreiben
  • Copy + Paste = Plagiat?
  • Schreibtools – mit Software bessere Texte schreiben
  • Zitieren und Belegen
  • Peer Review 2.0: Herausforderungen und Chancen der wissenschaftlichen Qualitätskontrolle im Zeitalter der Cyber-Wissenschaft
  • Open Access
  • Urheberrecht
  • Digitale Editionstechniken

Damit berücksichtigt das Buch auch den 5. Standard zur Informationskompetenz – Informationskompetente Studierende und Forschende sind sich ihrer Verantwortung bei der Informationsnutzung und -weitergabe bewusst – der im ersten Werk nur zitiert wird. Das Ganze ist übrigens nicht nur für Geisteswissenschaftler lesenwert!

Zur Archäologie von Metadaten – ein Erfahrungsbericht

Auf dem BibCamp wurde ich von Adrian Pohl nach Literatur zur Geschichte der Katalogisierung und von Metadaten gefragt. Bisher habe ich leider keine Zeit gefunden, hier mal zu schauen, was dazu schon veröffentlicht wurde. Die Aktivitäten der Brücke kann man sicher dazu zählen, vgl. die Folien 25 und 26 meiner Präsentation "Information damals".

Aber auch aktuell genutzte Metadaten haben eine Geschichte, was ich an zwei Beispielen illustrieren möchte.
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Zum Zusammenhang zwischen Informationsflut und historischem Bewusstsein

In einem Aufsatz in der FAZ vom 1. März 2010 mit dem Titel "Die Zukunft des Internet – Wie wir mit unserem Leben in Verbindung bleiben" (ob der kryptische Link wirklich von überall funktioniert, kann ich nicht sagen!?) beschreibt der Computerwissenschaftler David Gelernter seine Vision von der Zukunft des Internets.

Im 6. Punkt "Informationsflut" seines Beitrages beschreibt Gelernter zunächst keine neue Erkenntnis:

Bekanntlich führt das Internet zu einer ‚Informationsflut‘, die ein Problem mit zwei Aspekten ist: Einer zunehmenden Zahl von Quellen steht ein zunehmender Informationsfluss pro Quelle gegenüber.

Passend zu meinem vorigen Blog-Beitrag auch sein Hinweis: "Geht nicht auf die Internetschule!" (Punkt 18)

In seinem letzten Punkt "19. Die Verzerrung des Internet" stellt er die interessante Frage "Wenn dies das Informationszeitalter ist, was wissen dann unsere Kinder, das unsere Eltern nicht wussten?" Seine Antwort:

Sie wissen ums Jetzt.

Die Netzkultur ist eine Kultur der Jetzigkeit. Das Internet lässt uns wissen, was unsere Freunde und die Welt jetzt gerade treiben, […] Jetzigkeit ist eines der wichtigsten kulturellen Phänomene der Moderne […]

Und dies hat nach Gelernter Auswirkungen auf unser historisches Bewusstsein, genauer auf dessen drohenden Verlust:

Je mehr wir über das Jetzt lernen, desto weniger wissen wir über das Damals. […] Der Effekt der Jetzigkeit gleicht dem der Lichtverschmutzung in Großstädten, die es unmöglich macht, die Sterne zu sehen. Eine Flut von Informationen über die Gegenwart schließt die Vergangenheit aus.

Aufmerksam auf den Artikel von Gelernter wurde ich durch ein kurzes Zitat in der Druckausgabe der Hochschulzeitung „TU intern“ der TU Berlin (Ausgabe Mai 2010).

Kritisches zur Informationskompetenz anlässlich eines Tutorials bei LOTSE

Anlässlich eines Blog-Eintrages von Dörte Böhner zum neuen Tutorial von Lotse zum Thema Plagiate erläutert Lambert Heller in einem Kommentar seine kritische Sicht zu bibliothekarischen Aktivitäten im Bereich Informationskompetenz. Eine äusserst spannende Diskussion, die auch im Infobib Blog aufgegriffen wurde.

Auch bei Twitter gab es dazu einen vielleicht etwas stark zugespitzten Austausch zwischen Lambert Heller und Till Kinstler am 14. Mai 2010:

Lambo: Besonders ärgerlich an LOTSE ist jedoch die pädagogisierende Prämisse: „Halt‘ die Klappe und folge den Leuten, die sich auskennen.“

Tillk: @/Lambo Die Pädagogik ist schon über den Nürnberger Trichter hinaus, vor allem bei eLearning. Aber nicht-Pädagogen haben davon selten Ahnung.

Lambo: @/tillk Wenn mir jemand auf Augenhöhe sagt, was er entdeckt hat, warum er es wichtig findet etc, dann höre ich zu. Verzichte auf Belehrung.

(Quellen bei Twitter: 1, 2, 3)

Leider werden solche Diskussionen viel zu wenig geführt! Kommentar von Dörte Böhner zur Diskussion zu ihrem Blog-Beitrag:

Eine kritische Auseinandersetzung mit Angeboten zur Vermittlung von Informationskompetenz ist notwendig und lässt sich sicherlich einfacher auf einer verbalen Basis führen, aber sie sollte dennoch schriftlich fixiert werden. Ein ‚realer‘ Austausch sollte auf jeden Fall stattfinden.

Nachdenken über … Gedanken zum Bibcamp 2010 in Hannover

Das Bibcamp in Hannover am 7. und 8. Mai 2010 war wirklich eine aussergewöhnliche Veranstaltung, dank all der Teilnehmenden, Organisatoren und Sponsoren! Ein paar allgemeine Bemerkungen zum Bibcamp:

  • Bei sonstigen Bibliothekskonferenzen reist man an, weiss schon vorher genau, wer zu welchen Themen vorträgt. Manchmal weiss man sogar im voraus, was derjenige sagen wird. 😎 30 Minuten Vortragszeit wird von den Vortragenden meistens zu 90% ausgenutzt und dann bleibt maximal noch Zeit für ein, zwei Fragen. Diskussionen passeren selten und wenn nur privat in den Pausen.
  • Ganz anders das Bibcamp! Man fährt hin, ohne genau zu wissen, was einen erwartet. Man weiss, man kann selbst eine Session vorschlagen, ist sich aber unsicher, ob es dafür überhaupt genug Zuhörende gibt. Die Vorschläge bei der Sessionplanung zeigten dann ganz schnell, dass man sich eigentlich drei- oder vierteilen müsste, um all diese interessanten Themen mitzubekommen. Man kann dann nur auf eine gute Dokumentation im Bibcamp-Wiki hoffen! Lange Vorträge sind tabu und die Nutzung von Folien wird kritisch hinterfragt. Bei allen Sessions, die ich besucht habe, wurde in der Regel mit mindestens einem Diskussionsbeitrag vom gröten Teil der Session-Teilnehmenden etwas beigesteuert!
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Grundbegriffe des Informationswesens

Jakob Voss und Adrian Pohl diskutieren in ihren Blogs die spannende Frage „Was sind Daten?“. Für deren Beantwortung werden immer auch weitere wichtige Grundbegriffe des Informationswesen reflektiert (vgl. dazu auch einen Beitrag in diesem Blog).

Aufpassen muss man bei solchen Begriffs-Diskussionen (siehe z.B. auch), dass man nicht bei so etwas landet wie beim Begriff „Information“, dem sogenannten „Capurroschen Trilemma„! 😎 Bertram C. Brookes bezeichnete (schon 1975) das Problem, das intuitive Alltagsverständnis von Begriffen wie Daten, Information, Wissen, Text, Dokument usw. in theoretische, wissenschaftliche Konzepte zu überführen, sogar als das "fundamental problem of information science" (nach Luke Tredinnick (ein Hinweis in diesem Blog): Digital information contexts : theoretical approaches to understanding digital information. Chandos, 2006, hier S. 3). Eine Hilfe beim „Absaufen“ bietet z.B. „The Epistemological Lifeboat – Epistemology and Philosophy of Science for Information Scientists“ des Dänen Birger Hjørland, der zusammen mit Capurro auch das Review „The Concept of Information“ (Annual Review of Information Science and Technology 37, 2003, pp. 343-411) geschrieben hat.

So ist für mich die Frage, welchen Informationsbegriff man eigentlich zugrunde legt, sicher auch dafür relevant, welchen Begriff von Informationskompetenz man verwendet.