Informationskompetenz und Suchmaschinen

heise online – Hoffen auf die nächste Generation von Suchmaschinen

Hier ein Zitat aus dem Heise-News-Ticker:

"Wir sind definitiv auf dem Weg in die Google-Gesellschaft", konstatierte der Soziologe Rudi Schmiede von der TU Darmstadt und warnte davor, dass Suchmaschinen die Wahrnehmung prägten und die "Definitionsmacht" über das hätten, was Aufmerksamkeit lohnt und erfordert. Die ständigen Rufe nach "Informationskompetenz" oder "Medienkompetenz" hält er nicht für ausreichend. Es bedürfe "der menschlichen Vermittlung zwischen Information und Realität", damit die eigenständige Urteilskraft gestärkt werde, betonte Schmiede. Ob Suchmaschinen dabei unterstützen oder „zur konsumierenden Entmündigung“ beitragen, sei auch eine Frage der Technikgestaltung. (Richard Sietmann)

Deutlich wird in diesem Zitat, dass Informationskompetenz hier sehr instrumentell verstanden wird. Ein weites Verständnis von Informationskompetenz umfasst natürlich auch Reflexionskompetenz zum Bereich Information!

Passend dazu vielleicht mein Vortrag mit dem Titel "Die Nadel im Heuhaufen – Finden von Informationen über Google hinaus" am Tag der offenen Tür der TU Hamburg-Harburg am 31.5.2007.

Standards zur Informationskompetenz in Natur- und Ingenieurwissenschaften

ALA | Information Literacy Standards for Science and Engineering/Technology
By The ALA/ACRL/STS Task Force on Information Literacy for Science and Technology

Was bedeutet es für Studierende der Natur- und Ingenieurwissenschaften informationskompetent zu sein? Hier eine amerikanische Antwort zur fachspezifischen Informationskompetenz in Technik und Naturwissenschaft, ausgearbeitet von der American Library Association und der Association of College and Resarch Libraries.

Informationskompetenz 2.0 und das Verschwinden des Nutzers

Zum Beitrag in Netbib von Lambert Heller mit dem Titel "Die Benutzer und ihre Seiten: Begriffe aus der Informationswelt von gestern" vor gut 4 Wochen passt der Titel meines Aufsatzes "Informationskompetenz 2.0 und das Verschwinden des ‚Nutzers‘", der das Konzept Informationskompetenz kritisch hinterfragt. Der Aufsatz ist als Preprint auf der Website der Zeitschrift "Bibliothek – Forschung und Praxis" verfügbar, zusammen mit anderen Beiträgen (z.B. von Anne Christensen, Oliver Obst, Edlef Stabenau u.a.) des kommenden von Patrick Danowski und Lambert Heller herausgegebenen Sonderheftes der Zeitschrift "Bibliothek – Forschung und Praxis" zur Bibliothek 2.0 .

Fünf Thesen zur Informationskompetenz 2.0 schlagen einen Perspektivwechsel der in deutschen Bibliotheken vorherrschenden Sicht auf Informationskompetenz hin zu einem ganzheitlicheren Verständnis von Informations- und Lernprozessen vor:

  1. Informationskompetenz 2.0 umfasst ein ganzheitliches Verständnis von Informations- und Lernprozessen.
  2. Informationskompetenz 2.0 ist eine von vielen Schlüsselkompetenzen.
  3. Informationskompetenz 2.0 ist eine "Lernerfahrung".
  4. Informationskompetenz 2.0 ist im Web 2.0 ein Prozess, umfasst nicht nur Lernen mit und durch Information sondern verstärkt Lernen über Information und Wissen.
  5. Informationskompetenz-2.0-Förderung nutzt Hilfsmittel des Web 2.0.

I critically question the concept of information literacy in a (German language) paper titled "Information literacy 2.0. and the disappearance of the user" which will be published in a special issue on the library 2.0 of the journal: "Bibliothek – Forschung und Praxis" edited by Patrick Danowski and Lambert Heller. Five theses on information literacy 2.0 as well as suggestions for further reading offer the possibility to change the perspective of the view on information literacy predominating in German libraries in the direction to a more holistic view of information and learning processes.

  1. Information literacy 2.0 includes a more holistic understanding of information and learning processes.
  2. Information literacy 2.0 is one of many key competences.
  3. Information literacy 2.0 is a "learning experience".
  4. Information literacy 2.0 is a process in the Web 2.0 which includes not only learning with information but learning about information and knowledge.
  5. The promotion of information literacy 2.0 uses tools of the Web 2.0.

Der Beitrag der Bibliotheken zum Bologna-Prozess

Dokumentation eines Workshops Hochschul-Informations-System GmbH – Der Beitrag der Bibliotheken zum Bologna-Prozess
am 22. Februar 2007 in Hannover beim Hochschul-Informations-System GmbH.

… In Vorträgen wurden die Vermittlung der Schlüsselqualifikationen Informations- und Medienkompetenz in den neuen Studiengängen sowie eine empirische Analyse zum Stand der Umsetzung von Credit Points an Fachhochschulen behandelt. Außerdem wurde diskutiert, welche Anknüpfungspunkte es im Bereich Neue Medien/E-Learning für die Bibliotheken an deutschen Hochschulen gibt.

Der Bologna-Prozess und insbesondere die Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen implizieren eine weit reichende Reform der Hochschulen und stellen damit auch die Bibliotheken an Universitäten und Fachhochschulen vor neue Herausforderungen. Im Bereich der Vermittlung von Schlüsselqualifikationen leisten Hochschulbibliotheken in Deutschland über das Angebot von Veranstaltungen zur Informations- und Medienkompetenz einen wichtigen Beitrag. Bei der Kenntnis und Nutzung elektronischer Services durch Studierende nehmen Hochschulbibliotheken eine Spitzenposition ein.

Insgesamt kommt es durch die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge und die zunehmende Integration digitaler Informationsangebote zu Verschiebungen im Aufgabenspektrum von Hochschulbibliotheken. Fragen von Personalbedarf und -entwicklung gewinnen an Bedeutung, da sie letztlich die limitierenden Faktoren darstellen.

Ich habe mich gefreut, dass im Vortrag von Klaus Wannemacher die Ergebnisse eines Workshops der FAG Erschliessung und Informationsvermittlung des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes auf der 10. Verbundkonferenz am 14.9.2006 berücksichtigt wurden.

Masterarbeit Informationskompetenz-Förderung in der Chemie

Iris Reimann: Erhöhung der Attraktivität einer naturwissenschaftlichen Bibliothek durch die fachspezifische Vermittlung von Informationskompetenz als Chance zur Verbesserung ihrer Akzeptanz innerhalb der Hochschule

von Iris Reimann

Berlin : Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, 2006. (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft ; 182)

Abstract

Wissenschaftliche Zweigbibliotheken verlieren zunehmend u. a. aufgrund der wachsenden digitalen Verfügbarkeit von Informationen an Attraktivität bei ihren Nutzern. Die vorliegende Arbeit zeigt Möglichkeiten auf, die einer naturwissenschaftlichen Zweigbibliothek helfen können, ihren Platz in der Hochschule neu zu bestimmen und sich im hochschulinternen Umfeld zu behaupten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Vermittlung von Informationskompetenz. Es wird die Ausgangssituation an der Hochschule beschrieben. Dazu werden die Ergebnisse repräsentativer Studien durch eine eigene Umfrage ergänzt. Anschließend werden die Aspekte ausführlich diskutiert, die für die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen zur Vermittlung von Informationskompetenz zu beachten sind. Abschließend wird ein konkretes Konzept zur Vermittlung von Informationskompetenz für Studierende und Graduierte der Chemie beispielhaft skizziert.

Fachbezogene Informationskompetenz in der Chemie

Fachbezogene Informationskompetenz ist eine wichtige Ergänzung allgemeiner Informationskompetenz, hier ein Beispiel aus der Chemie!

Das Ad Hoc Committee on Information Literacy der Special Libraries Association Chemistry Division hat Richtlinien zur Informationskompetenz entwickelt:
Information Competencies for Chemistry Undergraduates : the elements of information literacy

Obwohl stark objektbezogen zeigen diese Richtlinien einerseits die Notwendigkeit fachlicher Bezüge andererseits auch die Existenz einer fachlichen "Kultur".

Kulturelle Kompetenz als Schlüsselkompetenz umfasst nicht nur das Kennenlernen fremder (Landes-)Kulturen und Sprachen, sondern auch ein vernetztes, interdisziplinär orientiertes Verstehen der Kulturen des eigenen Faches sowie fremder Fächer. So hat Informationskompetenz sicherlich auch eine große Bedeutung für so etwas wie "interdisziplinäre Kompetenz". Studierende begreifen sich so als Teil einer fachlichen Diskussions- und Diskurs-Gemeinschaft mit eigenen kulturellen und sozialen Strukturen, die ein gemeinsames Vokabular und eine typische Informationspraxis teilt.

3. Kongress für Information und Bibliothek in Leipzig

Ein paar Eindrücke vom Bibliothekskongress in Leipzig zum Bereich Informationskompetenz:

  • Der Bologna-Prozess führt weiterhin zu vielfältigen Aktivitäten im Bereich Informationskompetenz (IK). Dabei ist neben eigenständigen, teilweise sogar Pflicht-Veranstaltungen von Bibliotheken (z.B. in Konstanz oder Regensburg) die möglichst gestufte Integration von IK-Modulen in verschiedenste Lehrveranstaltungen nicht zu übersehen (z.B. in Bielefeld). "Türöffner" für solche Angebote innerhalb der Universitäten sind Hartnäckigkeit und Präsenz sowie die Bedarfsgerechtigkeit des Angebotes, aber z.B. auch das Thema Plagiate (Silvia Herb Bielefeld).
  • Die Website informationskompetenz.de ist neu gestaltet und wird redaktionell nun von der UB München betreut. Schön, dass die Domain, die ich 2005 an die ULB Bonn weitergegeben hatte, weiterhin die deutschen Aktivitäten zur IK repräsentiert. Unter anderem ist nun auch die AGIK des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) vertreten! Neu auf informationskompetenz.de ist u.a. der Vorschlag für eine Veranstaltungsstatistik sowie ein Link auf ein neu erstelltes Online-Tutorial zur IK-Förderung aus Nordrhein-Westfalen. Dieses minimalistische, aber sehr nützlich erscheinende "Tutorial" stellt eher eine inhaltliche Zusammenfassung des Bereiches "bibliothekarischer Informationskompetenz" dar. Als inhaltlicher Leitfaden kann und soll das Tutorial als Basis für begleitende Fallbeispiele, Visualisierungen und Animationen sowie interaktive Elemente dienen (Renate Vogt, UB Bonn).
  • Der Begriff "bibliothekarische Informationskompetenz" fiel z.B. in der Session Bologna@Fachreferat und könnte sicher viele Diskussionen anregen: Welche anderen Informationskompetenzen gibt es oder gibt es nur eine, die in Deutschland bisher viel zu viel von BibliothekarInnen geprägt wurde? Auch für die Kunden ist oft nicht klar, was Informationskompetenz eigentlich ist! Dies und ihre Bedeutung für das wissenschaftliche Arbeiten sollte durchaus mit den Kunden diskutiert werden – was im Beitrag von Naoka Iki aus Regensburg kurz durchschimmerte!
  • Das Thema Web 2.0 tauchte bei den Veranstaltungen zur Informationskompetenz so gut wie gar nicht auf. Dessen Einfluss auf Informationskompetenz kann aber gar nicht als zu groß angesehen werden! Im Veranstaltungsblog (gab’s leider nicht!) -block Bibliotheken und Soziale Software kam der beste Beitrag von Edlef Stabenau zum Thema Fachblogs (sowie Weblogs und RSS allgemein). In seiner Präsentation praktizierte Edlef gleichzeitig eine schöne Alternative zu Powerpoint!
  • Das Thema E-Learning in Bibliotheken wurde hauptsächlich als Weg der Förderung von Informationskompetenz diskutiert. Dass das Thema E-learning und Bibliotheken auch eine viel weitergehende sogar strategische Rolle spielt, wurde nur am Rande erwähnt. Wichtig in diesem Veranstaltungsblock war, dass hier die Frage der Bewertung und der Wirkung von IK-Aktivitäten für den Lernerfolg gestellt wurde (Annette Klein, Mannheim), sicher ein sehr schwieriges Thema! Auch die schönen eTutorials bzw. VideoCasts der UB München müssen hier erwähnt werden!
  • Die strategische Komponente, die den Themen Informationskompetenz und E-Learning für Universitätsbibliotheken innewohnt, wurde deutlich im Block "Lern(w)ort Bibliothek" der Fachhochschulbibliotheken, die sehr pragmatisch orientiert nahe am Kunden eine groß Palette zur Förderung von Informationskompetenz anbieten (Übrigens ist der Terminus Förderung besser als der Terminus Vermittlung: Kompetenzen kann man eigentlich nicht vermitteln, sondern nur fördern!), z.B. in Zwickau (Jürgen Manthey) oder in Bielefeld (Antje Kellersohn), wo die Bibliothek mit easy learning die Lernplattform der Hochschule betreut. Brigitte Nottebohm von der Fachhochschule Frankfurt zeigte in ihrem Vortrag, begleitet von die Aufmerksamkeit weckenden Einlagen, wie auch unkonventionelle Aktivitäten helfen, die Bibliothek als Teil des Netzwerkes an einer Hochschule zu etablieren. Eher konventionell dabei der Frankfurter biblio.scout, wohl im Rahmen einer Diplomarbeit entstanden.
  • Zum Schluss soll der Hauptgrund für meine Anwesenheit in Leipzig nicht fehlen: die Beteiligung an der Standbetreuung zum BMBF-Projekt BibTutor.
    Dieses kontextsensitive Assistenz- und Tutorsystem BibTutor ist ein Serviceangebot, bei dem der Nutzer bei der Recherche in Katalogen und Datenbanken am "Point of need" Beratung abfordern kann, als eine Form von "Just-in-time-E-Learning". Ein Angebot alternative Suchbegriffe weist Recherchierende auf die Problematik der Auswahl von Suchbegriffen hin. Direkte Links aus der konkreten Recherchesituation heraus führen unmittelbar zu entsprechenden Seiten mit weiterführenden Informationen in BibTutor, aber auch zu externen Angeboten wie DISCUS oder LOTSE.

Förderung von Informationskompetenz mit Werkzeugen des Web 2.0

Hier einige Beispiele der Nutzung von Werkzeugen des Web 2.0 für die Förderung von Informationskompetenz:

Informationskompetenz – status quo und Desiderate für die Forschung

Informationskompetenz wird in Deutschland zum Thema der Forschung auch ausserhalb des Bibliotheksbereichs!

Aufsatz auf dem Dokumentenserver der Universitätsbibliothek Regensburg mit dem Titel Informationskompetenz – status quo und Desiderate für die Forschung von Rupert Hochholzer und Christian Wolff aus Sicht der Medieninformatik und der Didaktik.

Kurzfassung in deutsch

Ausgehend von gängigen Definitionen der Informationskompetenz untersuchten wir, inwiefern sich Informationskompetenz als Lernziel in Lehrplänen unterschiedlicher Schulstufen wiederindet. Im Anschluß an die Diskussion von Standards zur Informationskompetenz erfolgt eine kurze Vorstellung von Projekten in diesem Bereich, insbesondere an (wissenschaftlichen) Bibliotheken. Schließlich umreisst der Aufsatz Desiderate für zukünftige Forschung zur Informationskompetenz, insbesondere auf den Gebieten der Modellbildung, emprischen Forschung und der Relevanz der Informationskompetenz jenseits des Bilbiotheks- und Bildungsbereichs.

Abstract in englisch

Starting from current definitions of information literacy, we look at the relevance of information literacy for current curricula of different schools types. We breifly present information literacy standards and describe major German information literacy projects. Finally we discuss desiderata for future research on information literacy, especially in the fileds of theoretical models, empirical research, and information literacy as a key competence for aeras beyond the traditional education and library domain.

Participatory Networks

Auf diesen von der American Library Associations Office for Information Technology Policy beauftragte Report mit dem Titel “Participatory Networks“ wurde schon von Heike Seidel in der Mailing-Liste Inetbib am 1.2.2007 hingewiesen.

PDF-Version

Mir gefällt besonders auch der Untertitel “The Library as Conservation“, der die hoffentlich stärker werdende teilnehmende Rolle von Bibliotheken am wissenschaftlichen und öffentlichen Diskurs betont. In der Welt des Web 2.0 werden nicht nur die Nutzer mehr als bisher am “Bestand“ der Bibliothek teilhaben und deren Wissensbasis mit aufbauen, sondern auch in Bibliotheken Arbeitende öffnen sich verstärkt und pro-aktiv ihrer jeweiligen Umwelt.

History and present in chemical information instruction

Vortragsfolien von Bartow Culp. Bartow hebt Wilhelm Ostwald, Marion Sparks und M.G. Mellon als Pioniere der Chemieinformation hervor!

SLA DCHE – 2006 Conference Poster Session
Eine neue Bruecke/A new bridge? (color poster also available)
F. Bartow Culp (bculp@purdue.edu), Mellon Library of Chemistry, Purdue University

Abstract:
The Information Divisions of the American Chemical Society (ACS) and the German Chemical Society (GDCh) have recently established a joint committee to promote mutual cooperation. Two major goals of the committee will be to further chemical information instruction (CII) and information literacy (IL). This presentation will highlight some of the committee’s efforts in these areas and give some of the history of CII and IL in both countries, and of their current levels.

Plagiate – Telepolis-Artikel von Stefan Weber

In der Zeitschrift Telepolis hat der Medienwissenschaftler Stefan Weber im letzten Jahr mehrere Beiträge zum Thema Plagiate veröffentlicht:

TP: Wissenschaft als Web-Sampling: Wie an Universitäten in Windeseile eine Textkultur ohne Hirn entstanden ist – Teil 3 (15.12.2006)

TP; Die abschreibende Zunft: Neue Fälle von dreistem Textklau stellen die wissenschaftliche Selbstkontrolle in Frage – Report eines akademischen Whistleblowers und „Plagiatsjägers“ Teil 2 (01.12.2006)

TP: Textueller Missbrauch: Plagiarismus, Redundanz, Bläh-Rhetorik: Zur Krise der ulturwissenschaften durch den Einzug des Copy/Paste-Paradigmas – Teil 1 ((23.11.2006)

Weber hat auch ein Buch zum Thema veröffentlicht: Das Google-Copy-Paste-Syndrom : wie Netzplagiate Ausbildung und Wissen gefährden / Stefan Weber. Hannover : Heise, 2007. Das in Webers Beiträgen behandelte Thema kann durchaus als eines der wichtigsten Punkte einer zukünftigen Informationskompetenz gesehen werden. Webers Beiträge stellen einen auf eigenen Erfahrungen beruhenden Feldzug gegen Netzplagiate, der in manchen Passagen für mich allerdings etwas zu Religiös-Kreuzzughaftes wirkt. Das Buch regt einen zu einigem Nachdenken an. Die tiefergehende Problematik wird für mich nur am Rande angesprochen. Sehr interessant zu lesen in diesem Sinne sind die Kommentare zu Webers Artikeln in Telepolis!

Im Zeitalter von Open Access und Creative Commons sind die Grenzen zwischen Plagiat und originalem Beitrag in einem gewissen Sinne fliessend, besonders beim von Weber sogenannten „Ideenplagiat“ (S. 47 des Buches). Wie entsteht überhaupt eine neue Idee? Was bedeutet Kreativität hinsichtlich von Ideen. Das sind die viel wichtigeren Fragen, die die Thematik stellt! Eigentlich kann man sich heutzutage nicht sicher sein, dass eine Idee wirklich die eigene ist? Ich bin mir jedenfalls bei manchen Ideen nie sicher diesbezüglich! Könnte es nicht sein, dass man bei dem Information Overload, der täglich auf einen einwirkt, manches wahrnimmt, vergisst und dieses plötzlich aus dem Unterbewusstsein als „eigene Idee“ wieder auftaucht. Ist die Gestaltung eines eigenen Weblogs, der aus gefilterten Beiträgen der Welt der Information besteht, irgendwann eine eigene geistige Leistung? Kreativität kann doch heute auch heissen, aus der vorhandenen Informationsvielfalt bestimmte Aspekte herauspicken, diese neu zusammenstellen und fertig ist ein neues Produkt oder eine neue Idee. Wahrscheinlich gibt es so etwas wie eine alte und eine neue Kreativität bezüglich von Ideen!? Es gibt ja auch verschiedenen Formen von Kreativität. Kann der Begriff Schöpfungshöhe, der ja wohl im Urheberrecht steht, wirklich definiert werden und ist er ein Produkt einer Aushandlung zwischen gesellschaftlichen Kräften?

Man landet also so auch bei Kritik am bestehenden Urheberrecht, das ja auch erst im Laufe des Buchdruckes und gesellschaftlicher Entwicklung entstanden ist. Selbst der Begriff des Autors kann ja als gesellschaftliche Konstruktion angesehen werden! Alternative Lizenz-Modelle wie Creative Commons betonen z.B. gerade das „Share, reuse, and remix – legally“ und auch die damit mögliche Förderung von Kreativität.

Das Entscheidende bei der von Weber angesprochenen Plagiatsproblematik im Rahmen wissenschaftlichen Arbeitens ist sicherlich das korrekte Zitieren bzw. generell die Namensnennnung, wenn man Ideen und Werke anderer verwendet. Aber was, wenn sich die Welt der Information in Richtung der von Jorge Luis Borges beschriebenen Bibliothek von Babel entwickelt, die alle Bücher oder elektronischen Werke enthält, die aus der Kombination von allen möglichen Zeichen kombinatorisch konstruiert werden können. Dies ist dann eine Welt, in der kein Plagiat möglich ist bzw. alle Werke Plagiate sind. Sind wir auf dem Weg dorthin?

5 things about me

Sheila Webber hat mich ge-„blog-tagged“. Damit verbunden ist die Aufforderung in einem Blog-Eintrag fünf Dinge aufzuführen, die über die eigene Person vielleicht nicht allgemein bekannt sind. Dann sollen 5 weitere Personen getaggt werden. Obwohl Kettenbriefe eigentlich nicht meine Sache sind, finde ich die Idee trotzdem ganz gut. Am Blog-Tagging lässt sich auch für einen selbst reflektieren und demonstrieren, dass das Thema, was im Englischen so schön „Privacy“ heisst, etwas ist, was besonders im Web 2.0 ein großes Problem sein, gleichzeitig aber auch eine Triebfeder darstellen kann. Die auch in Deutschland immer weitere Verbreitung von Blogs beruhen gerade auch auf Möglichkeit, in erzählerischer (narrativer) und damit persönlicher Form die eigene Geschichte zu beschreiben, zu reflektieren und eventuell auch zu „vermarkten“. Letztlich ist die Diskussion um Privacy und Web 2.0 auch ein Thema von Informationskompetenz! (With the example of „blog tagging“ it can be discussed that the issue of privacy can be a problem of the Web 2.0 as well as it is the most important primum mobile and impetus. The spread of blogs also in Germany may be based also on the possibility to describe, reflect and „market“ one’s own history in a narrative personal way. In the end privacy and Web 2.0 is also an issue for information literacy!)

Hier nun meine 5 Anmerkungen zu meiner Person:

1) „Ich bin ein Berliner.“ Ich habe in Berlin Chemie und Mathematik studiert und auch zwei Jahre im Rahmen eines Referendariats in eine Schöneberger Gesamtschule als Lehrer unterrichtet (I studied chemistry and mathematics in Berlin and worked for two years in a comprehensive school in the quarter Schöneberg near Kreuzberg).

2) Meine ersten Informationsseiten (1994) zur Fachinformation Chemie im Netz waren Teil des damaligen Gopher-Systems. (I owe much of my „Internet development“ to my colleague Edlef Stabenau who has been the first in the TUHH library to have an email adddress – I have been the second in 1993 – and who is still in the role of an early adopter for our library. My first net „pages“ on information sources in chemistry appeared in 1994 in the „Gopher system“, a forerunner of the WWW, integrated in the Gopher pages of the TUHH library, managed by Edlef.)

3) Ich bin ein Liebhaber von alter Bluesmusik, besonders mit Mundharmonika. (I am a friend of Blues music, especially rural and harmonica blues by such people like Sonny Terry, Sonny Boy Williams, Steve Baker and others. One of the last films I saw has been the Blues film „The Soul of a Man“ by Wim Wenders).

4) Meine privaten historischen Interessen, die heute in Aktivitäten als Amateur-Historiker des Informationswesens sichtbar sind, nahmen ihren Ausgangspunkt in einem Seminar zur „Sozialgeschichte der Naturwissenschaften“, das um Ende der Siebziger Jahre an der Technischen Universit&aumlt Berlin von Herbert Mehrtens angeboten wurde. Ich hielt damals einen Seminarvortrag zum Thema „Naturwissenschaften und Nationalsozialismus“. Später habe ich als Examensthema für meine 2. Staatsprüfung fü r das Lehramt an Gymansien eine Unterrichtsreihe in einem Grundkurs „Organische Chemie“ mit dem Titel „Färben mit Krapp zum Alizarin“ durchgeführt. Die Biographie einer wissenschaftlichen Zeitschrift, der „Zeitschrift für physikalische Chemie„, war das Thema meiner Prüfungsarbeit für das Bibliothekswesen. (My historical interests, which are visible in my activities as amateur historian in information and library science, began with my participation in a seminar on the „social history of science“ at the end of the seventies at the Technical University Berlin. Within the seminar I gave a talk on „Science and National Socialism“.)

5) Ich lebe mit drei Hunden zusammen, die von meiner Frau Franziska gehalten werden. (I live together with three dogs, which are managed by my wife Franziska who is breeding Welsh Springer Spaniels.)

Hier sind die Namen der 5 Personen, die ich mit diesem Eintrag tagge: Edlef Stabenau (who founded the most important German library blog netbib), Oliver Obst, der den Medinfo Blog betreibt und der gerade nach Edlef als zweiter den Terminus „Informationskompetenz 2.0“ (der Beitrag im Blog von Oliver stammt ursprünglich aus netbib und ist von Lambert Heller! Ja, auch das ist ein Aspekt vom Web 2.0, dass man als Autor ganz schnell verschwindet 😎 bzw. nicht recht gewürdigt wird. Zusatz T.H. 24.1.07) benutzt (ein Thema, zu dem ich gerade einen Aufsatz schreibe!), Patrick Danowski, der zusammen mit Lambert Heller und Jakob Voss das Thema Bibliothek 2.0 in Deutschland „pusht“, Hans-Christoph Hobohm mit seinem Blog zu Library and Information Science sowie Jochen Robes, dessen Weiterbildungsblog zum Thema E-Learning immer einen Blick wert ist!

Wissen und Eigentum – PDF unter CC-Lizenz

Schöner Band zum Thema Urheberrecht zum Download als PDF!

Wissen und Eigentum – Schriftenreihe (Bd. 552)

Herausgeber Jeanette Hofmann
Bonn, 2006

Besitzen Autoren ihre Werke? Ist Wissen ohne rechtlichen Schutz vermarktbar, verwertbar oder wertlos? Dieser Sammelband gibt in 15 Beiträgen einen Überblick über die sich wandelnde Beziehung zwischen Wissen und Eigentum. In so verschiedenen Bereichen wie der klassischen Musik, der traditionellen Heilkunde in Mexiko oder dem Handel mit den Adressdaten werden die Auswirkungen der Behandlung von Wissen als Eigentum anschaulich erläutert.

Mit diesem Band gibt die Bundeszentrale für politische Bildung erstmals ein Werk unter einer Creative Commons Lizenz (CC) heraus. Alle Beiträge sind unter der Creative Commons-Lizenz by-nc-nd/2.0/de lizenziert.