eLearning und ePortfolios – auch ein Thema für Bibliotheken

An der TU Hamburg-Harburg lief von Mitte 2008 bis Ende 2010 das eLearning-Projekt studIPort 2.0, an dem auch die TUHH-Bibliothek beteiligt war.

Ziel des Projektes war einerseits die Verbesserung und nachhaltige Stärkung des eLearning-Angebots der TUHH insbesondere durch ein eLearning-Kompetenzzentrum.

Als zweites wurde ein Werkzeug entwickelt, um die Reflexion von Lernenden durch ePortfolios zu verbessern. ePortfolios sind kommentierte, digitale Sammlungen von Produkten des Lernens. Ziel ist einerseits (nach "innen" gerichtet) die Dokumentation und Reflexion von individuellen Lernprozessen, andererseits (nach "außen" gerichtet) als Bewerbungs-Portfolio auch das Marketing der eigenen Person.

ePortfolio-bezogene konkrete Ergebnisse des Projektes sind:

Ich selbst war an dem Projekt besonders am Anfang bei Ideenfindung, Antragsformulierung sowie an der Erstellung des eLearning-Entwicklungsplans der TUHH, der eine der Voraussetzungen für die Antrag-Erstellung war, konkret beteiligt; später vor allem in Form kritischer Begleitung (z.B. u.a. durch einen Literaturüberblick zu Aspekten wissenschaftlichen Arbeitens von Ingenieuren, das Ausprobieren von Web 2.0- und anderen Alternativen für ein Lerntagebuch und die Entwicklung von Szenarien der ePortfolio-Anwendung). Wenn man so will, dokumentiert dieser Eintrag meine Beteiligung an dem Projekt studIPort 2.0 in meinem eigenen ePortfolio, nämlich in diesem Blog! 😎

Dass Informationskompetenz und ePortfolios durchaus zusammenzubringen sind, zeigt nicht zuletzt das Führen begleitender Recherche-Portfolios, die als Mittel der formativen Evaluation von Informationskompetenz-Aktivitäten genutzt werden können.

Begriffliches zu Informationskompetenz und Information: Informationskompetenz ist ein "discursive construct"

In der Zeitschrift Information: Wissenschaft & Praxis (IWP) findet sich im neuen Heft ( 62(2011)1, S. 37-42 ) ein interessantes Interview der Magister-Absolventin Linda Treude von der Humboldt-Universität mit dem Titel "Information Zeichen Kompetenz – Fragen an Rafael Capurro zu aktuellen und grundsätzlichen Fragen der Informationswissenschaft". Dabei geht es auch um den Begriff Informationskompetenz und, wie bei Rafael Capurro nicht anders zu erwarten, um den Begriff Information. Leider ist das Interview nicht Open Access verfügbar.

Auf die Frage von Linda Treude:

"Den Begriff Informationskompetenz (bzw. information literacy) als Schlüsselkompetenz im Umgang mit Informationen tragen zur Zeit geradezu inflationär Projekte des Bildungs- und Bibliothekswesens im Titel. Dies suggeriert, dass man heute spezielle Fähigkeiten haben müsse, um den Anforderungen einer "Informationsgesellschaft" gewachsen zu sein. Für wie brauchbar halten Sie den Begriff und auf welche Kompetenz(en) verweist er Ihrer Meinung nach?" (S. 37)

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Informationskompetenz als "mindset or world-view"!

Susie Andretta weist in der Liste LIS-INFOLITERACY auf einen Report zu "21st Century Skills" des amerikanischen Institue of Museum and Library Services hin und bemerkt interesssanterweise dazu:

… although the report is about IL amongst other literacies, what I do not understand is the emphasis on ’skills‘. Personally I prefer to take a more holistic approach to the way we engage and deal with information (in whichever context) so to me that is best described by terms such as mindset or world-view rather than skills.

Zur Geschichte und zum Zusammenhang von Energie und Information

Das neue Buch des kürzlich verstorbenen Bundestagsabgeordneten und Pioniers im Bereich erneuerbarer Energiequellen Hermann Scheer trägt den Titel "Der energethische Imperativ : 100 Prozent jetzt : Wie der vollständige Wechsel zu erneuerbaren Energien zu realisieren ist". Der Karlsruher Philosoph Peter Sloterdijk hat in seiner Rezension zu diesem Buch in der Wochenzeitung "Die Zeit" („Das drohende Zu-spät“ in der Zeit Nr. 2 vom 5.1.2011, S. 43) etwas „euphorisch“ auch die Aktivitäten des Chemie-Nobelpreisträgers von 1909, Wilhelm Ostwald, beschrieben.

Ostwald hatte mit seinem "Der energetischen Imperativ" – "Vergeude keine Energie, verwerte sie" – und in seinem gleichnamigen Buch von 1912 die Notwendigkeit von Energie-Einsparung schon früh hervorgehoben. In seinem populären Werk mit dem Titel "Die Mühle des Lebens : physikalisch-chemische Grundlagen der Lebensvorgänge" (Leipzig: Thomas, 1911) sagte er so etwas wie die Photovoltaik voraus, wenn er schrieb (S. 74):

"Denken wir uns beispielsweise ein photoelektrisches Element von geeigneter Beschaffenheit konstruiert, das heißt eine Maschine, welche die Strahlung der Sonne direkt in elektrische Energie umwandelt, welche also einen Teil der aufgenommenen Strahlung als einen elektrischen Strom aus dem Apparat zu ziehen gestattet. Dann könnten wir mit Hilfe dieser elektrischen Energie ungefähr alles das leisten, was gegenwärtig die gesamte Industrie, das gesamte Transportwesen usw. mit Hilfe der Steinkohle leistet."

Als Vordenker und Pionier eines weiteren aktuellen Themas sowie mit seinen seine Aktivitäten zum Informationswesen hatte Ostwald diesen Imperativ auch auf das Thema Wissenschaftliche Kommunikation bezogen. Die von ihm als Autor zahlreicher wissenschaftlicher und populärer Bücher, Zeitschriftenaufsätze und Referate wahrgenommene Informationsflut war aus seiner Sicht nur durch eine Gesamtorganisation der wissenschaftlichen Kommunikation – durch technische Hilfsmittel und internationale Zusammenschlüsse – zu bewältigen.

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Informationskompetenz in Deutschland 2010

Dieser Beitrag bietet einen Rückblick zu deutschen Aktivitäten im Umkreis von Informationskompetenz im Jahre 2010. Er fasst das zusammen, was mir in den letzten Monaten persönlich aufgefallen ist. Es fehlt also ganz sicher Einiges! Insgesamt habe ich den Eindruck, dass es trotz des großen politischen Aktionismus (siehe unten!) um das Thema eher ruhiger geworden ist. Inhaltlich-wissenschaftlich wird in Deutschland anscheinend kaum an diesem Thema gearbeitet oder täusche ich mich hier?!

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"Informationskompetenzvermittlung ist ein …

Oxymoron", meint Karsten Schuldt in seinem lesenwerten Beitrag "Zum Kompetenzbegriff von Bibliotheken" in seinem Blog "Bibliotheken als Bildungseinrichtungen", der seine gleichnamige Promotion begleitet hat.

Karsten Schuldt hat übrigens in dem im letzten Jahr erschienenen, im Volltext frei verfügbaren Handbuch Bibliothek 2.0 den Beitrag "Openness: Die Bibliothek als demokratische und demokratiefördernde Einrichtung im Internetzeitalter" publiziert, in dem es im Teil "Lernort und Vorbildfunktion" der Bibliothek (S. 30-31) heisst:

Gleichzeitig kann und muss eine Bibliothek, die als Lernort für eine an Openness orientierte Mediennutzung und Kommunikation gelten will, eine Vorbildfunktion einnehmen. Folgt sie diesem Leitbild, ist es notwendig, dass das Personal der jeweiligen Bibliothek beim Umgang mit dem Web 2.0 kompetent ist, dessen Vorteile und Grenzen in der eigenen Arbeit kennen lernt und an andere vermitteln kann. Zudem sollte das Personal in der Lage sein, diejenigen, welche mit dem Web 2.0 alltäglich umgehen, verstehen zu können: deren Motivation, deren Vorstellungen von einem guten Leben und deren Unverständnis, wenn es darum geht, Medien und Kommunikationsmittel in neu oder herkömmlich zu unterteilen und nicht als Medienvielfalt zu begreifen. Nur wenn eine Bibliothek vermitteln kann, dass sie selber eine kompetente Einrichtung ist, welche im Rahmen ihrer Möglichkeiten den Grundgedanken der Openness folgt, kann sie die nötige Vorbildfunktion erlangen, welche notwendig ist, um als Lernort anerkannt zu werden.

Noch mehr Bücher aus der deutschen Informationsgeschichte, zum "Vater des Hypertexts" und zum Diener

Ebenfalls vor kurzem erschienen ist die deutsche Übersetzung von Michael Bucklands Biografie über Emanuel Goldberg:

Michael Buckland: Vom Mikrofilm zur Wissensmaschine. Emanuel Goldberg zwischen Medientechnik und Politik. Berlin: Avinus, 2010.

Aus der Verlags-Präsentation:

Emanuel Goldberg war Chemiker, Ingenieur und Gründer von Zeiss Ikon. Er beeinflusste maßgeblich die Bildtechnologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. […] 1925 be­reits entwickelte er ein Gerät, das das Suchen, Auffinden und Anzeigen von beliebig vielen Dokumenten möglich machte. In dieser Statistischen Maschine, wie er sie nannte, kamen verschiedenste Technologien auf kreative Art und Weise zusammen: Mikrofilm für das Speichern von Dokumenten; Lochkarten für die Spezifikation der Suchanfragen; Elektronik für das Erkennen von Codie­rungsmustern; Optik; Kinematographie für die beweglichen Teile; und Telefoni­e für die Dateneingabe.

Markus Krajewski hat zum Buch in der Frankfurter Allgemeinen vom 30.12.2010 eine Rezension mit dem Titel "Vater des Hypertexts" veröffentlicht, in der er betont, dass

Emanuel Goldberg und nicht Vannevar Bush als der geistige Vater und auch als erster Konstrukteur einer Dokumentverschaltungs- und Suchmaschine wie der „Memex“ gelten muss. Bereits 1925 präsentiert Goldberg eine bahnbrechende Methode zur Mikrophotographie von Schriftstücken und Bildern, eine Technik, deren Bedeutung Bush immer wieder hervorhob.

Markus Krajewski selbst, Autor von Büchern wie "Zettelwirtschaft" und "Restlosigkeit", hat übrigens vor Kurzem auch ein neues Buch im Bereich der Mediengeschichte veröffentlicht:

Markus Krajewski: Der Diener : Mediengeschichte einer Figur zwischen König und Klient. Frankfurt am Main : Fischer, 2010.

Vom Servant zum Server: Markus Krajewskis Mediengeschichte „Der Diener“ fragt höflich nach, wer eigentlich wen beherrscht. […] Die Nähe von Servant und Server, von klassischem Diener und digitaler Dienstleistungsmaschine, sei keineswegs zufällig, schreibt Markus Krajewski in seiner 700-seitigen, im besten, höfischen Sinne des Wortes raffinierten Mediengeschichte des Dieners.

heisst es in einer Rezension in der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Ausgabe 1, 2011) zu Krajewskis Buch.

Neues Buch zur „information history“

Ende des Jahres ist ein von der Britin Toni Weller herausgegebenes Buch mit Aufsätzen zur Informationsgeschichte erschienen:

Information History in the Modern World : Histories of the Information Age / Edited by Toni Weller. Palgrave Macmillan, 2011.

Auf der Verlagswebsite zum Buch steht das Einführungskapitel als pdf zum Download bereit. Für den Hinweis auf dieses Buch danke ich Boyd Rayward, der auch ein Kapitel beigesteuert hat:

  • Personal Identification as Information Flows in England, 1500–2000. Edward Higgs
  • Information for the Public: Information Infrastructure in the Republic of Letters. W. Boyd Rayward
  • Designing and Gathering Information: Perspectives on Nineteenth-Century Forms. Paul Stiff, Paul Dobraszczyk and Mike Esbester
  • Broadside Ballads, Almanacs and the Illustrated News: Genres and Rhetoric in the Communication of Information in Denmark 1800–1925. Laura Skouvig
  • ‘A Valuable Handbook of Information’: The Staff Magazine in the First Half of the Twentieth Century as a Means of Information Management. Alistair Black
  • Modelling Recent Information History: The ‘Banditry’ of the Lord’s Resistance Army in Uganda. Paul Sturges
  • Rewriting History: The Information Age and the Knowable Past. Luke Tredinnick
  • Conclusion: Information History in the Modern World . Toni Weller

Besonders gespannt bin ich auf das vorletzte Kapitel von Luke Tredinnick.

Digitale Informationskultur und Informationskompetenz

… mit dem Untertitel "Überlegungen zu einem sich wandelnden Konzept", so lautet der Titel meines zum Themablock "Konzepte und Strategien im Wandel" eingereichten Vortrags für den Bibliothekartag 2011. Leider wurde er "auf Grund der Fülle der eingereichten Vorschläge" nicht angenommen. Hier ist mein Abstract:

Ausgehend von einer französischen Übersetzung von "information literacy" als "culture de l´information" wird die Fruchtbarkeit des Kulturbegriffs für den Informationsbereich reflektiert und der Begriff "Informationskultur" als Weiterentwicklung dessen vorgeschlagen, was bisher Informationskompetenz genannt wird. Oft wird Informationskompetenz nur als eine Liste von Fähigkeiten und Fertigkeiten beschrieben. Ganzheitliche Sichtweisen zu „information literacy“ verstehen Informationskompetenz als Meta-Kompetenz (multi-, trans- oder second-order literacy), als eine Form des (lebenslangen) Lernens und sehen diese als Komplex unterschiedlicher Formen, um mit Information umzugehen. Sie betonen die Bedeutung für die sozio-kulturelle Praxis, in der Kontext und persönliche Relevanz entscheidend sind. Mit einem Perspektivwechsel von Informationskompetenz zu Informationskultur nehmen Bibliotheken die Vielfalt neuer, digitaler Kompetenzen, die alle etwas mit Lernen und Informationskompetenz zu tun haben, auf.

Im Rahmen eines kulturellen Verständnisses von Information(skompetenz) kommen Fragen von Authentizität, Gedächtnis und Überlieferung, Gemeinschaft, Identität (auch im Rahmen einer Fach-"Kultur"), Kreativität, Macht oder Vielfalt (im Gegensatz zur Google-"Monokultur") in den Blick, die gerade die moderne Informations- und Kommunikationsgesellschaft prägen. Ein kultureller Blick auf den Wandel des Begriffes Informationskompetenz berücksichtigt das Verhältnis von Informationskompetenz und Wissensmanagement und damit das Thema Informationskompetenz am Arbeitsplatz. Eine kritische Haltung zur uns umgebenden Informationswelt, verbunden mit einem Hintergrund-Wissen über die Entstehung, Arbeitsweise und gesellschaftlich-sozialen Herausforderungen moderner Informations- und Kommunikationsmittel, kann als die wesentliche Essenz aller Bemühungen um Informationskompetenz, Medienkompetenz, digitaler Kompetenz, Informationskultur – wie man es auch immer nennen will – gesehen werden.

Wohl doch alles etwas zu theoretisch und/oder zu kritisch. 😎 Wahrscheinlich wäre ein Vortrag über die langjährige, erfolgreiche Beteiligung der TUHH-Bibliothek am Kinderforscher-Projekt der TU Hamburg-Harburg als Vorschlag erfolgreicher gewesen. Die Vortragsanmeldung sollte für mich äusseren Zwang erzeugen, um meine Gedanken zum Wandel von Informationskompetenz mal systematischer und gründlicher darzustellen, als es bisher in manchen Beiträgen dieses Blogs erfolgte. Nun muss ich doch versuchen, intrinsische Motivation aufzubauen! 😎

Informationskompetenz, -ökologie und -philosophie

Zwei Artikel haben mich sofort angesprochen in der neuen Ausgabe der eigentlich immer interessanten Zeitschrift "Information Research : an international electronic journal" (Volume 15 No 4 December, 2010). Sie finden sich etwas versteckt im "Special supplement: Proceedings of the Seventh International Conference on Conceptions of Library and Information Science, Part 2":

Jetzt brauche ich nur noch Zeit und Ruhe, also Muße, um beide Artikel gründlich durchzulesen. 😎

Pioniere des Informationswesens und der aktuelle Stand der Informationsgeschichte

Ein kürzlicher Artikel im Libreas Blog mit dem Hinweis auf ein Themenheft zum 85. Geburtstag von Eugen Garfield, dem Begründer des Science Citation Index, hat mich daran erinnert, dass ich hier noch nicht auf das letzte Heft der elektronischen Zeitschrift Libreas hingewiesen habe, das den Titel „Helden“ trägt. Leider gab es kaum Beiträge zu dem Themenheft und so heisst es im Editorial:

Interessanterweise scheint das, was in manchen Publikationsbereichen Human Interest und in anderen biographische Forschung genannt wird, für unser Zielpublikum nicht unbedingt ein Feld zu sein, in dem man gern durch Autorschaft in Erscheinung tritt.

Neben einem Beitrag zu Joseph Weizenbaum von Konstantin Baierer findet sich noch mein Beitrag mit dem Titel „Zum verborgenen Ursprung des Informationswesens in der Chemie“. Später taucht im Libreas-Blog noch ein weiterer interessanter Beitrag zum Computerpionier Konrad Zuse auf.

Weitere Pioniere finden sich übrigens auf einer Website mit dem Titel „Pioneers of Information Science in North America“. Dies als Vorbild nehmend hatte ich selbst mal etwas Ähnliches für deutsche Informationspioniere angefangen, aber nie weitergeführt.

Trotzdem gibt es international eine Community von Informationshistorikern, wie in einem aktuellen Review von der Britin Toni Weller aufgezeigt wird: An Information History Decade: A Review of the Literature and Concepts, 2000–2009. Library & Information History, Volume 26, Number 1, March 2010 , pp. 83-97 (leider nicht frei verfügbar!). Der Artikel endet so:

„There are clearly a growing number of scholars who are interested in the role of information in past societies, in any variety of permutations. This is something to be embraced, to be recognized, and to be valued. There is no single history of information; quite the oppsoite, there is now an acceptance that the history of information is multifacriuos and complex. It is encouraging that over the course of the last decade, the field of information history has begun to develop its own identity, as well as its own discourse.“ (p. 95)

Siehe auch als Ergänzung ein weiteres Review zur Informationsgeschichte aus dem Jahre 2009, den Artikel von Williams, Robert V.: Enhancing the Cultural Record: Recent Trends and Issues in the History of Information Science and Technology. Libraries & culture 44 (2009), 3, S.326-342 (leider nicht frei verfügbar)!

Hoops, …

…, seit nunmehr 5 Jahren schreibe ich diesen Blog und nun wäre fast ein Monat vorbeigegangen, ohne dass es einen Blog-Beitrag gibt.

Seit ich Twitter und delicious etwas intensiver nutze, blogge ich sicher anders und weniger als vorher. Vieles, was früher einen Blog-Beitrag wert war, landet mittlerweile bei Twitter oder delicious. Daher sind die RSS-Feeds dazu schon seit einiger Zeit rechts in der Menüleiste eingebunden. Aber auch die berufliche Arbeitsverdichtung – zumindest subjektiv empfunden, man wird ja auch nicht jünger 😎 – und weitere auch private Gründe tragen dazu bei, dass der Blog insgesamt ‚langsamer läuft‘!

Neue Literaturliste zur Informationsgeschichte

Robert V. Williams, Emeritus der School of Library and Information Science, University of South Carolina, publizierte die 7. Ausgabe seiner “Bibliography of the History of Information Science and Technology, 1900-2009″. Jetzt muss die Liste nur noch ins Web 2.0 transferiert werden! 😎

Siehe auch Bob’s History of Information Science and Technology Webseite.

Zur Zukunft des Konzeptes Informationskompetenz in Bibliotheken

So lautete der Titel einer Diskussionsveranstaltung der AG Informationskompetenz im GBV im Rahmen der 12. Verbundkonferenz des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (#gbvvk10). [Ergänzt 16.9.2010:] Eine ausführlicheren Bericht von der Diskussion bietet Dörte Böhner in ihrem Blog!

Kurze Eingangs-Statements von Lambert Heller und mir bildeten die Grundlage für eine gut 60-minütige Diskussion unter den mehr als 40 Teilnehmenden.

Meine Eingangs-Präsentation begann mit dem Hinweis auf ein Netbib-Posting, nutzte einige Folien meines Beitrages Nachdenken über Informationskompetenz auf dem Bibcamp 2010 in Hannover und fragte: Wie zeitgemäß ist Ihre Lehr-/Lernsituation im Bereich Informationskompetenz (IK)? Sehen Sie auch die Gefahr eines „Information literacy fatigue syndrome“, wie es ein Kollege beim Bibliothekskongress in Leipzig ausdrückte? Wie zeitgemäß ist das Konzept Informationskompetenz noch?

Die für die Suche in vielen Bibliotheks-Katalogen notwendigen Kenntnisse, um z.B. einen Buchtitel wie „Wir sind doch nicht blöd“ zu finden, wollen und müssen Nutzende eigentlich nicht erwerben, wie moderne, sogenante Web-2.0-Kataloge wie der KUG, beluga oder TUBfind zeigen. Das hier angesprochene „Was?“ der Förderung von Informationskompetenz ist laufend zu diskutieren und aktuell zu halten. Der betreffende Buchtitel stellt aber gleichzeitig die Frage nach dem „Wie?“ und dem Verhältnis von Bibliotheken und Nutzenden im Rahmen einer Förderung von Informationskompetenz, die ja auch schon von Lambert aufgeworfen wurde.

Lambert plädierte für ein verändertes Bibliotheksmarketing, in dem alle in Bibliotheken Arbeitenden ihre eigene Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen öffentlich (z.B. in Blogs) darstellen und wirklich selbst Erfahrungen im Web 2.0 sammeln. So wäre es möglich, durch Authentizität, Aufbau von Reputation und Nähe zur jeweiligen Community die Entwicklung von Informationskompetenz bei potentiellen Mitgliedern dieser Communities zu fördern, ohne pädagogischen Duktus und in informellem Rahmen. Gleichzeitig würde dadurch dann auch die Einrichtung Bibliothek an Reputation gewinnen.

Hier einige Aspekte und Fragen aus der folgenden Diskussion, die bei mir hängen geblieben sind (Leider habe ich nur bei ein paar Statements noch behalten, von wem diese kamen!)::

  • Unterrichten oder durchleiden lassen (Tobias Buck) – dies ist die zu diskutierende Alternative für IK-Förderung. Wie kann Überblickswissen vermittelt werden und gleichzeitig, das eigene Tun der Nutzenden berücksichtigt werden? Wenn unterrichten, muss dies möglichst handlungsorientiert in einer authentischen Situation erfolgen.
  • Wissen wir wirklich, "wo’s lang geht" oder sind wir nicht vielmehr alle Auto-Didaktiker, auch wenn es um Web(2.0)-Kenntnisse geht?
  • Ist ein Blog-Eintrag nicht eine Art "Schrotflinte" zur Erreichung des Ziele Informationskompetenz, also zu wenig zielgerichtet? Ist der Aufwand für Tutorials z.B. wie LOTSE nicht viel zu hoch im Verhältnis zu Nutzungszahlen?
  • Räume schaffen für Kompetenz-Entwicklung (Oliver Schönbeck).
  • Ist die Hetreogenität dessen, was möglich ist, überhaupt sinnvoll zu behandeln im Rahmen der IK-Aktivitäten?
  • Diskussion am Begriff der Entmündigung: Ist dies das Ergebnis von Google und neuen Oberflächen auch von Bibliothekskatalogen? Oder fördern gerade die kaum benutzbaren Oberflächen der ‚alten‘ Kataloge diese Entmündiging? Kann Entmündigung auch etwas Gutes sein in bestimmten Zusammenhängen?
  • Ich selbst sehe eine kritische Haltung zur uns umgebenden Informationswelt, verbunden mit einem Hintergrund-Wissen über die Enstehung, Arbeitsweise und gesellschaftlich-soziale Herausforderungen moderner Informations- und Kommunikationsmittel, als die wesentliche Essenz aller Bemühungen um Informationskompetenz, Medienkompetenz, digialer Kompetenz – egal wie man dies alles nennen will.
  • Wie benennen wir das, was IK-Aktivitäten von Bibliotheken ausmachen, auf unseren Webseiten (Tobias Buck)? Meine eigenen Ideen, den Begriff Informationskompetenz durch Informationskultur zu ersetzen, eignen sich sicher nicht als Label für Nutzende!

"Wenn Theorie auf Standards trifft" …

… so lautet die deutsche Übersetzung einer Poster-Präsentation der Amerikanerin Minglu Wang, Data Services Librarian von der Rutgers University. Sie hat den weiteren Titel „ACRL Information Literacy Competency Standards and Its Disciplinary Applications: Accomplishments and Limitations from Multiple Theoretical Perspectives“. Sehr schön sowie kurz und knapp werden die Stärken und Schwächen der ACRL Standards dargestellt sowie Vorschläge zur Verbesserung gemacht. Sicher auch auf deutsche Verhältnisse übertragbar!?

Kürzlich sind mir noch die National Educational Technology Standards for Students aus dem Jahre 2007 als eine interessante Anregung aufgefallen, um über klassische Informationskompetenz-Standards hinauszudenken.