„Survival skills“

Im immer sehr interessant zu lesenden Weblog vom Hamburger Erziehungswissenschaftler Torsten Meyer findet sich ein Hinweis auf einen Zeitungsartikel der TAZ (6.1.2009) von Ulrich Klotz mit dem Titel „Lernen 2.0 ist die Summe aus Unternehmen 2.0 + Arbeit 2.0“.

Die im zugehörigen Kasten erwähnten sieben „survival skills“ des Harvard-Professors Tony Wagner aus seinem Buch „The Global Achievement Gap“ umfassen

Kritisches Denken und Problemlösen; Zusammenarbeit zwischen Netzwerken und Führung durch Einfluss; Agilität und Adapationsfähigkeit; Initiative und Unternehmerschaft; Effiziente mündliche und geschriebene Kommunikation; Zugang und Analyse von Informationen; Neugier und Vorstellungskraft.

Die oben hervorgehobenen Kompetenzen sind auch in einem weiten Begriff von Informationskompetenz enthalten, wobei ich mich immer mehr frage, ob die „Förderung von Informationskultur“ als Aktionsbegriff das Label „Förderung der Informationskompetenz“ als Thema von Bibliotheken nicht viel mehr trifft.

Noch mehr Online-Tutorials zu Informationskompetenz

Die Universitätsbibliothek Konstanz bietet freien Zugang zu E-Learning-Tutorials zur Informationskompetenz über die Lernplattform ILIAS. Für mich neu war nun eine englischsprachige Version des ja schon bekannten deutschen Tutorials für Anfänger: „Information Literacy English free access version for beginners“. Auch eine Version für Fortgeschrittene ist im Angebot: „KOPILOT : English tutorial for advanced and doctoral students, PostDocs…“

Letzteres nutzt anscheinend Inhalte des Tutorials des auf der Konferenz KWIL 2007 von Debbi Boden vorgestellten Tutorials PILOT des Imperial College London, das unter Blackboard (früher: WebCT) angeboten wird. Wer reinschauen will, findet die Login-Daten in der Präsentation von Debbi Boden auf der KWIL.

Wie gesagt, ob Studierende, gar Fortgeschrittene, solche Tutorials wirklich nutzen, ist für mich nach den bisherigen Erfahrungen mit DISCUS fraglich.

Studentisches über Informationskompetenz für Studierende und darüber hinaus

Die neue Ausgabe von w.e.b.Square, der wissenschaftlichen Onlinezeitschrift des Instituts für Medien und Bildungstechnologie (imb) der Universität Augsburg, kreist um das Thema „Jedem das Seine: Der Siegeszug von Social Software und Web 2.0“. Diese Zeitschrift ist eine Zeitschrift von Studierenden für Studierende, aber natürlich auch darüber hinaus. Vergleiche auch die Meldung bei IDW online!

Am interessantesten sind für mich folgende Beiträge:

  • Die Bachelor-Arbeit von Julia Fink mit dem Titel „Informationskompetenz bei der Suche nach wissenschaftlichen Quellen : Eine empirische Studie unter Studierenden der Universität Augsburg“

    Information ist eine der wichtigsten Ressourcen des 21. Jahrhunderts. Die selbständige, bewusste und kritische Nutzung von Informationen ist für heutige Studierende äßerst bedeutsam. Sowohl in Wissenschaft und Wirtschaft als auch im Alltag ist ein routinierter Umgang mit Software, dem Internet und die Fähigkeit zu selbstorganisiertem Lernen unumgänglich. Eine Grundvoraussetzung dafür ist es, Informationen effizient und effektiv nutzen zu können. Denn was nutzen Informationen, wenn man nicht dazu in der Lage ist, die brauchbaren von den unbrauchbaren zu trennen? Die vorliegende Bachelorarbeit von Julia Fink gibt einen Überblick über verschiedene Modelle zur Informationskompetenz (Information Literacy) und stellt dar, welche Bedeutung sie im Kontext Hochschule, aber auch für Lebenslanges Lernen und die Bewältigung des Alltags hat. Um mögliche Defizite bzw. studiengang- und semesterspezifische Differenzen bei der Recherche nach wissenschaftlicher Literatur (sei sie elektronisch oder nicht-elektronisch) aufzudecken, wurden Studierende der Universität Augsburg zu ihrem Umgang mit Informationen befragt.

  • Die Master-Arbeit von Tamara Bianco mit dem Titel „Bloggen – Pflichtübung oder Passion? Eine empirische Untersuchung von Knowledge Blogs als Tool des persönlichen Wissensmanagements vor dem Hintergrund der Selbstbestimmungstheorie“

    Wer sich mit dem Web 2.0 beschäftigt, kommt nicht umhin, sich mit den so genannten Weblogs auseinander zu setzen. Weblogs werden gemeinhin als Tagebücher verstanden, in denen der Autor seinen Alltag verarbeitet. In der vorliegenden Masterarbeit wird der Fokus auf „Knowledge Blogs“ – Weblogs von Wissensarbeitern – gelegt. Die Arbeit knüpft dabei an den Arbeitsbericht an, der in Zusammenarbeit mit Gabi Reinmann verfasst wurde und der Knowledge Blogs mit der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan in Bezug setzt. Die theoretische Perspektive des Arbeitsberichts wird dabei um eine eigene empirische Studie, exemplarisch durchgeführt mit und an Wissenschaftlern, erweitert. Dabei gilt es herauszufinden, wie das Selbstverständnis des Bloggens bei Personen aus dem Wissenschaftsbetrieb ist, wenn es heißt: Bloggen – Pflichtübung oder Passion?

Aber auch manche Aufsätze der älteren Ausgaben im Archiv erscheinen mir sehr interessant!

Französisches zur Informationskompetenz

Es ist schade, dass mein Französisch nicht so gut ist, dass ich Publikationen im Bibliotheks- und Informationsbereich aus Frankreich so schnell auf- und wahrnehmen kann, wie es im englisch-sprachigen Bereich in der Regel gelingt. Aus Bequemlichkeit kann man so die reiche Fachkultur hinter der Sprach-Barriere, im französisch- und auch spanisch-sprachigen Bereich, nur sehr selten wahrnehmen.

Ein Beispiel in diesem Eintrag sei der Weblog von Olivier Le Deuff mit dem Titel „Le guide des egares. Information literacy, documentation, CDI, Internet, Pedagogie, culture de l’information, sciences de l’information et de la communication“.

Olivier hat einen Aufsatz geschrieben mit dem Titel „La culture de l’information : Quelles litteraties pour quelles conceptions de l’information?„, in dem die Problematik der Übersetzung des Begriffe „Information literacy“ auch ins Französische behandelt wird.

The aim of this study is to show the convergences and divergences for the concept of information literacy and the other various literacies. We try to explore the multiple translations and significations of literacy and information literacy. Three conceptions of Information Literacy coexist with some divergences.

Schön finde ich auch den Terminus „La culture de l’information“, denn Informationskultur ist genau das, was jetzt und zukünftig benötigt wird. Ein aktueller Blog-Eintrag bei Olivier geht mit seinen Hinweisen genau auf dieses Thema ein.

Learning and information literacy tutorials

Im Frühjahr 2008 fand an der Aalborg University Library eine internationale Konferenz mit dem Titel „Learning, Innovation and the Use of Information“ statt, auf der ich gerne dabeigewesen wäre. Die Präsentationen dieser Konferenz und die begleitenden Papiere sind ein genaueres Studium wert.

In einem der letzteren befindet sich folgende Beschreibung von Informationskompetenz:

We perceive information literacy as the ability to evaluate, select and/or act in a situation where you need to find or use that which makes a difference in solving an information problem. Information literacy is the individual’s ability to move between levels of action and reflection (meta-level) in the understanding and handling of his/her information need, and the ability to use the result in the process that lies ahead. What one person considers being information may not necessarily be information in the eyes of somebody else i.e. information is interpreted data. Whatever meaning is being created eventually depends on the individual’s construction of knowledge.

Basierend u.a. auf den Forschungen von Carol C. Kuhlthau und Jannica Heinstroem wurde in Aalborg ein Tutorial entwickelt, das den Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens und Lernens mit narrativen Hilfsmitteln bewusst macht [Zugefügt 16.2.2009: Link zum Tutorial SWIM]. Nutzende des Tutorials müssen im Rahmen einer Handlung Entscheidungen treffen, die dann das weitere Geschehen beeinflussen. Sie sind also Teilnehmende des „Films“. Damit ähnelt der Ansatz dem Konzept des Lerntheaters, das mein Kollege Detlev Bieler im Modul Publizieren des Tutorials VISION (VIrtual Services for Information ONline) der TUHH-Bibliothek verwirklicht hat.

Problem all dieser Angebote ist für mich, dass Studierende sich dafür explizit Zeit nehmen müssen und solche Angebote damit nur diejenigen nutzen, die eh schon sensibel für das Thema Informationskompetenz sind. Eine Integration dieser Tutorials in normale Pflicht-Lehrveranstaltungen könnte hier vielleicht helfen, aber nur dann, wenn dies dort Teil einer wirklichen Projekt-Aufgabe ist.

Zu einem weiteren Tutorial ist gerade in der Online-Zeitschrift „Issues in Science and Technology Librarianship“ (Fall 2008) ein Aufsatz mit dem Titel „An Undergraduate Science Information Literacy Tutorial in a Web 2.0 World“ veröffentlicht worden. Das Tutorial selbst ist inhaltlich sehr interessant für eine technische Universität. Es besteht allerdings „nur“ aus leicht animierten Texten.

Informationskompetenz und Standards

Anfang November fand in Köln ein Workshop zum Thema „Informationskompetenz – Nationale Standards“ statt, von dem die Präsentationen auf den Webseiten des HBZ nun online sind.

Nicht zufällig kommt meiner eigenen Position zu Standards der Beitrag von Anne May am nächsten, die u.a. von den Aktivitäten des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) berichtet hat. Ich würde jedenfalls die Bedeutung von Standards nicht überbewerten.

Ein australischer Kollege hat „information literacy“ mal eher als „learning and research skills“ bezeichnet. Dies ist für mich ein Kernpunkt, dass Informationskompetenz ganz eng mit dem Lernen verknüpft ist! Sie hat eine methodische Komponente (dies ist das Gebiet, was bisher hauptsächlich von Bibliotheken beackert wird), eine Reflektions-Komponente (im Sinne des englischen „critical thinking“) und eine dritte, eher inhaltliche Komponente, die man so bezeichnen kann: „Informationskompetenz 2.0 umfasst mehr als Lernen mit Information, es ist verstärkt Lernen über Information“.

Frühe Suchmaschinen

Aus dem bibliothekarischen Weblog netbib hier der Hinweis auf eine Tagung in Wien zur Geschichte von Suchmaschinen unter dem Titel „Vor Google – Suchmaschinen im analogen Zeitalter“.

Besonders interessant ist das ebenfalls in netbib erwähnte Interview mit den Organisatoren der Tagung auf der Website des ORF, wird doch hier auch auf einen Zusammenhang zwischen Informationsgeschichte und Informationskompetenz hingeiwesen! 8-)!

ORF.at: Gibt es einen neuen Trend in den Sozial- und Geisteswissenschaften, sich angesichts von Google und anderen Werkzeugen mit diesen Fragen zu beschäftigen?
Anton Tantner: Es gibt tatsächlich, aus der Bibliothekswissenschaft kommend, Informationswissenschaftler, die sich auch historisch damit beschäftigt haben. Die große Frage ist auch die nach der „digitalen Generation“, die sozialwissenschaftlich intensiv beforscht wird. Wie organisieren Schulkinder im Internet-Zeitalter ihr Wissen? Wie verwenden sie Suchmaschinen? Das wird in Zukunft auch immer wichtiger für die universitäre Lehre. Was sollen Hochschullehrer in Zukunft vermitteln?

60. Jahrestagung der DGI – Jubiläumsheft

Das Heft 6-7 des Jahrgang 59 (2008) der Zeitschrift „Information – Wissenschaft und Praxis“ enthält anläßlich der 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis u.a. interessante Beiträge zur Geschichte des deutschen Informationswesens und zum Thema Informationskompetenz:

  • Ein Editorial von Rainer Kuhlen: Auch über die Sechzig hinaus müssen Wissen und Information verfügbar bleiben.
  • Grussworte von ehemaligen Präsidenten der DGD/DGI: Peter Canisius, Arnoud de Kemp und Joachim-Felix Leonhard.
  • Ein Rückblick auf terminologische Arbeit im Dokumentationswesen von Axel Emert mit dem Titel: Begriffsordnung und Terminologie – Seit jeher unverzichtbar für die Dokumentation? (A-)KTS: Ein DGI-Komitee: Tradition, Zukunft, Aufgaben
  • Feiern wir wirklich den 60. Geburtstag der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation? fragt Eberhardt Gering
  • Den Abdruck des Manuskripts einer Vorlesung des von 1951 bis 1955 Ersten Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation (DGD), Prof. Dr. Hans Wilhelm Eppelsheimer (1890-1972), unter dem Titel „Vorlesungen zum Thema Bibliothekswesen und Dokumentation“ – Förderung von Informationskompetenz damals!
  • Eine Denkschrift der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis (DGI e.V.) zur Förderung der Informationskompetenz im Bildungssektor von Luzian Weisel und Alexander Botte – Förderung von Informationskompetenz heute!

Noch eine Anmerkung zum Beitrag von Eberhardt Gering, der die Frage zum 60-jährigen Jubiläum der Reaktivierung der DGD 1948 aufgreift, eine Diskussion, die vor 10 Jahren mit dem Aufsatz von Hansjoachim Samulowitz aus historischer Sicht behandelt wurde: 50 Jahre DGD? Anmerkungen zur „verschollenen“ Vorgeschichte der DGD. In: Nachrichten für Dokumentation 49(1998)6, S.331-332. Vor zwei Jahren hat Hansjoachim Samulowitz ein weiteres Mal etwas dazu geschrieben: Zur Gründungsgeschichte der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation. In: Nachrichten für Dokumentation, ISSN 0027-7436, Bd. 57 (2006), 4, S.191-196.

Von einem Vergessen der Gründungsgeschichte der DGD kann aus meiner Sicht keine Rede sein. Dass die DGD während der Zeit des Nationalsozialismus mit der gesamten Dokumentation Teil der Kriegswirtschaft war und auch eine propagandistische Rolle spielte, hat ja schon Elke Behrends in ihrer Dissertation dargestellt (Technisch-wissenschaftliche Dokumentation in Deutschland von 1900 bis 1945 : unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses von Bibliothek und Dokumentation / Behrends, Elke. Wiesbaden : Harrassowitz, 1995). Auch Erich Pietsch, der Vorsitzende der DGD nach Eppelsheimer, war ja in der NS-Zeit kein Heiliger und hat seine Rolle gespielt. Anpassung sowie Mitläufertum und das ‚Vergessen‘ derselben sind bei den in der DGD während und nach dem Kriege aktiven Personen genauso zu konstatieren wie bei den meisten anderen Deutschen, die diese Zeit mitgemacht haben.

Hier noch der Hinweis auf einen weiteren Beitrag zur Geschichte der DGD von Marlies Ockenfeld und Herrn Samulowitz auf der Konferenz 2002 in Philadelphia mit dem Titel „Libraries and Documentation in Germany: A Long-Lasting Conflict„.

Informationskompetenz auf der GMW-Tagung 2008

Wenn man schon auf Augsburger Seiten surft, sollte man den Blog von Gabi Reinmann „e-Denkarium“ nicht vergessen! Hier finden sich Berichte und Hinweise auf die Jahrestagung 2008 der Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft (GMW).

Der Tagungsband ist im Volltext online und enthält im zweiten Abschnitt Beiträge unter dem Titel „Medien- und Informationskompetenz“ Kompetenzen von Studierenden und Lehrenden entwickeln“, unter anderen auch von der im letzten Blog-Eintrag erwähnten Nina Heinze und zum Thema E-Portfolios.

Bei den Poster-Beiträgen ist auf Seite 327 auch die Vorstellung des Online-Tutorials VISION der TUHH-Bibliothek durch meinen Kollegen Detlev Bieler dabei. Der Titel des Posters ist „‚Wissen aufgreifen, wie einen Stein am Strand …‘. Möglichkeiten der Visualisierung als didaktisches Mittel.“ Auf dem hier schon erwähnten Bibliothekartag 2008 in Mannheim hatte Detlev das Projekt ebenfalls vorgestellt.

Fortbildungsveranstaltung in der ZBW auch mit dem Thema Informationskompetenz!

Die Vorträge einer in der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (ZBW) am Standort Hamburg stattgefundenen Fortbildungsveranstaltung für Fachreferentinnen und Fachreferenten der Wirtschaftswissenschaften stehen online zur Verfügung!.

Mein eigener Beitrag hatte den Titel „Zwischen Dewey und Dewey! Veränderungen in der Sicht auf Informationskompetenz (nicht nur) durch das Web 2.0“.

Auch eine Pressemitteilung wurde veröffentlicht.

Die Linkliste am Ende führt zu einer für mich neuen Untersuchung zur Informationskompetenz der Universität Augsburg von Nina Heinze mit dem Titel „Bedarfsanalyse für das Projekt i-literacy: Empirische Untersuchung der Informationskompetenz der Studierenden der Universität Augsburg“. Das Institut für Medien und Bildungstechnologie der Universität Augsburg beschäftigt sich unter dem Label „i-literacy“ nun auch mit dem Thema Informationskompetenz.

Suchmaschinen und Informationskompetenz

Da gerade „Alternativen zu Google“ ein Thema ist, hier ein Hinweis auf einen frei im Netz verfügbaren Aufsatz-Sammelband zum Thema Suchmaschinen von acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften:

Wie arbeiten die Suchmaschinen von morgen? : Informationstechnische, politische und ökonomische Perspektiven / Friedemann Mattern (Hrsg.). Stuttgart : Fraunhofer IRB Verl., 2008

Der letzte kurze Beitrag von Rudi Schmiede mit dem Titel „Auf dem Weg in die Google-Gesellschaft?“ (S. 127-133) enthält ab S. 129 Grundlegendes zur Unterscheidung von Information und Wissen und danach interessante Bemerkungen zum Thema Informationskompetenz. Diese machen einerseits deutlich , dass Informationskompetenz nicht alles umfasst und nicht die wichtigste Kompetenz ist, wie wir Bibliothekare manchmal glauben wollen, betonen aber andererseits doch deren Wichtigkeit! 8-).

Für den Umgang mit Informationen und Wissen erforderliche Fähigkeiten werden gewöhnlich mit den Begriffen „Informationskompetenz“ oder „Medienkompetenz“ beschrieben. Die damit beschriebenen Anforderungen reichen jedoch für die Bewältigung der mit Wissensarbeit verbundenen Aufgaben nicht aus, denn die für die gegenwärtige Entwicklung zentrale Kompetenz ist die an die Person gebundene Fähigkeit zur Vermittlung zwischen Informationen und Wirklichkeit, mit anderen Worten die Kontextualisierungsfähigkeit. Diese wird jedoch durch Tendenzen zur Umwertung von Wissen gefährdet: An die Stelle von „wahr“ oder „falsch“ treten Kriterien der Zugänglichkeit wie „digital“ oder „nicht-digital“, „gegoogelt“ oder „nicht gegoogelt“. Dagegen ist gerade das Wissen
um und über das Nicht-Wissen – wie die Philosophen und Soziologen Norbert Bolz, Nina Degele und Helmut Willke betonen – von rasch wachsender Bedeutung; und dieses Wissen wird durch die genannten Zugänge überhaupt nicht eröffnet. Zentral für den menschlichen Umgang mit Wissen bleibt vielmehr die erfahrungsbasierte, Vernunft und Verstand nutzende Urteilskraft (Kant), durch die erst menschliche Autonomie und Individualität konstituiert wird. Diese Urteilskraft ist unter den heutigen Bedingungen entscheidend von der Fähigkeit abhängig, Informationen aus externen Wissensquellen zu erarbeiten, zu erschließen und zu beurteilen. Google ist wertvoll, so weit und insofern Suchmaschinen diesen Prozess unterstützen; dafür ist aber die schon eingeforderte Transparenz der Such- und Ranking-Algorithmen zentral. Die Fähigkeit zum Umgang mit nichtdigitalen Informationen hat keineswegs an Bedeutung eingebüßt, sondern bleibt für die Urteilskraft und den Umgang mit Wissen und Nicht-Wissen von zentraler Bedeutung. Dies ändert selbstverständlich nichts daran, dass Wissensprozesse durch digitale Techniken unterstützt werden können und sollten. […]

[…] Die sachlich und sozial begründete und immer wichtiger werdende Fähigkeit zur Nicht-Information und Nicht-Kommunikation wird nach wie vor zu wenig ausgebildet. Dieser Mangel ist Bestandteil eines breiteren Defizits: Es fehlt an der Ausbildung in umfassender, die Urteilskraft stützender Informations- und Medienkompetenz, wie dies vor einigen Jahren die Dortmunder „SteFi“-Studie mit aller Deutlichkeit aufgezeigt hat. Wir hinken in der schulischen wie in der hochschulischen Ausbildung der technischen
Entwicklung deutlich hinterher: Wir verweigern unseren Schülern und Studenten die Herausbildung der notwendigen Urteilsfähigkeit, indem wir die Informations- und Medienkompetenz nicht systematisch in die Schul- und Hochschulcurricula einbauen. […] Trotzdem bleibt die Ausbildung kritischer, auf umfassendem Wissen basierender Autonomie die Kernaufgabe, um einen angemessenen und mündigen Umgang mit den neuen Informations- und Wissenswelten zu ermöglichen.

Macht das Internet dumm?

Diese Frage wird zur Zeit in diversen Medien diskutiert. So auch in der letzten Ausgabe des Spiegel (der Artikel dazu unter dem Titel „Die Datensucht“ ist nun auch online! T.H. 27.8.08). Auch die Zeit fragt auf in ihrem Online-Angebot: Macht uns Google wirklich dumm?.

Auslöser ist wohl ein Artikel von Nicholas Carr in der Zeitschrift Atlantic. Aber auch der New Scientist enthält in ähnlicher Richtung einen Kommentar des britischen Philosophen Anthony C. Grayling mit dem Titel „The importance of knowing how“. Auszüge findet man in einem britischen Blog.

Angesprochen werden in den Texten eine Vielzahl von Themen aus dem Bereich Informationskompetenz, die wachsende Informationsflut, das Problem der Plagiate und die Frage, wie der Umgang mit Internet, Web 2.0 usw. unser Arbeiten, Denken und Lernen verändert. Sicher, neu ist diese Diskussion nicht (vgl. auch), und historisch gesehen gab es ähnliche Diskussionen bei jeder medialen Umwälzung.

Informationskompetenz in Schule und Unterricht

… heisst die vom Fachinformationszentrum (FIZ) Karlsruhe betreute Seite zur Informationskompetenz im Rahmen der Jugend-Forscht-Aktivitäten des FIZ. Der Schwerpunkt liegt also auf Aktivitäten im schulischen Bereich. In der Mitte finden sich von Luzian Weisel gesammelte Meldungen zu Neuigkeiten, die im Hintergrund mit Hilfe von Blog-Software verwaltet werden.

Die Aktivitäten von Luzian Weisel sind auch Teil von Aktivitäten der Arbeitsgruppe Bildung und Informationskompetenz der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis (DGI).

Information naïveté

Im Journal of the American Society for Information Science and Technology (Volume 59, Issue 7, Pages 1124-1127) ist ein interessanter Aufsatz von Roberta Brody mit dem Titel "The problem of information naïveté" erschienen. Thematisiert werden ethische Probleme nicht genügender Informationskompetenz. Angesprochen werden hier auch Informationsanbieter, die eine Naivität im Umgang mit Informationen unterstützen, wenn sie z.B. glauben machen, dass über ihr Angebot wirklich alles Wichtige zu bekommen ist.

Die Artikel des Teilthemenheftes "Perspectives on Global Information Ethics" scheinen zur Zeit im Rahmen einer PR-Aktion frei zugänglich zu sein.

This article explores the ethical dilemmas that can result from the lack of information literacy. […] Information naïveté includes both the hubris of incompetence and the misplaced pride of the inexperienced. […] The dilemma then is how information creators, aggregators, and disseminators should act, given an understanding that information naïveté may shape what appears to be credible information either by intent, by incompetence, or by circumstance.

The space between knowing of and knowing about also may be seen as a gap between information and its recipients, but is not meant to imply that the gap exists because there are receiver deficits and perfect information. Instead, it would appear that while there are information users seeking information […], there also are the information naïve who are unaware of such gaps, uninterested in bridging them, or intentionally exploiting them. We cannot fact check all of the information we receive and still make decisions and act upon those decisions in a timely manner, nor should we be expected to do so. We also should not obsess about whether we, as users, are sufficiently information literate.
Instead, we should consider pressing the producers, disseminators, and aggregators of information as well as the contributors to these products to be less information naïve; to be more questioning, less arrogant, and less possessed by the memories of past market conditions.