Kombinatorik, Kreativität und Informationskompetenz

Auf dieses Essay, das auch als Podcast zur Verfügung steht und im TUBHH-Blog erwähnt wurde, ist hier noch nicht hingewiesen worden:

Kombinatorisches und Kreatives zum Verhältnis von Mathematik und Bibliothek

Ausgehend von einer Aussage des Chemikers Wilhelm Ostwald zur Kombinatorik als Komponente von Kreativität wird in diesem Essay durch Zitate aus der „Bibliothek von Babel“ von Jorge Luis Borges der Zusammenhang zwischen Bibliothek und Kombinatorik und damit Mathematik illustriert. Abschliessend wird das Verhältnis von Kombinatorik und Kreativität im Rahmen von modernen Ideen eines alternativen Umgangs mit dem Urheberrecht (Creative Commons) thematisiert: Die „Bibliothek von Babel“, die alle Werke enthält, die aus der Kombination von allen möglichen Zeichen kombinatorisch konstruiert werden können, ist Teil einer Welt, in der kein Plagiat möglich ist bzw. alle Werke Plagiate sind.

Gegen Ende des Beitrages taucht auch rein zufällig 😎 das Thema Informationskompetenz auf! Das Thema scheint auch wissenschaftlich durchaus aktuell zu sein. So ist in einem gerade erschienenen eBook des Springer-Verlages mit dem Titel „Milieus of Creativity : an Interdisciplinary Approach to Spatiality of Creativity“ unter anderem ein Aufsatz von Dean Keith Simonton zu finden mit dem Titel „Scientific Creativity as a Combinatorial Process: The Chance Baseline“.

Informationskompetenz und Wissensmanagement

Recherchiert man zum Begriff „Informationskultur“ tauchen als Ergebnis der Recherche Items auf, die die Informationskultur in Unternehmen betrachten. Hier kommt dann also die Problematik von Informationskompetenz im beruflichen Alltag in den Blick, die vor Jahren im deutschsprachigen Bereich schon durch Beiträge von Marianne Ingold thematisert wurde. Eng ist die Beziehung hier auch zum Wissensmanagement. Auf das Thema „Persönliches Wissensmanagement“ wurde hier ja auch schon verwiesen.

Nun ist mir gerade zu diesem ganzen Themenkomplex ein Aufsatz untergekommen, der viel Kritisches, was das Thema „information literacy“ angeht, aufgreift:

Ruben Toledano O’Farrill : Information Literacy and Knowledge Management: Preparations for an Arranged Marriage. Libri 58 (2008) 155-171. (Ist wohl im Rahmen der Nationallizenz in Deutschland verfügbar!)

Ich habe lange keinen Artikel mehr gelesen, der aus meiner Sicht die Sache so trifft. Wenn ich von dem, was ich denke, etwas aufgeschrieben hätte, wäre wahrscheinlich ein Artikel mit ähnlicher Zielrichtung herausgekommen, aber sicher nie so fundiert, belegt und reflektiert. 😎

Der Artikel behandelt das Verhältnis von Lernen, information literacy und literacy, wobei der Autor „literacy“ so definiert:

A definition of literacy based on the above discussion is therefore: ‚The progressive development of competences for becoming aware of, accessing, critically interpreting and effectively using a variety of languages, codes, semiotic resources and technological affordances as tools for learning, communication, and sense-making in situated social practices.‘

Und er schlägt vor:

One way of thinking about the effects of this proposal is to question whether any existing definition or conception of information literacy would radically change if the word ‚information‘ was taken out. For example, […] Can we define literacy as ‚appropriate information behaviour‘ (Webber & Johnston 2005)? Can we think of workplace literacy rather than of workplace information literacy? If we answer ‚yes‘ to these questions, we are agreeing that information literacy is just an aspect of literacy, or rather, that literacy means engaging with information in all of its modalities.

Schade, dass es im Deutschen keine wirkliche Übersetzung von „literacy“ gibt.

Standards wie ACRL, SCONUL und ANZIL wurden für den Autor entwickelt „on a belief of high individual agency, based on a view of learning that is rooted in strong indivdualism“. Lernen für den Autor ist nicht, nur die richtigen Informationen zu finden, sondern „a way of being in the world, not just of coming to know about it.“

In contrast with learning as only implying internalization, learning as participative practice in communities concerns the whole person acting in the world, and implies a relational view of persons, their perceptions, their actions, and the world. Individuals, communities and technologies are players in a broader context of culture and social organization.

Was kann die Bibliothek für Ingenieure tun?

Im Engineering Subject Centre der britischen Higher Education Academy fand ich folgende schöne Zusammenstellung von Bibliotheksdienstleistungen für Ingenieure, die ich sicher auch noch für die Webseiten oder den Weblog der TUHH-Bibliothek verwenden werde.

Engineers: what can your academic library do for you?

Academic libraries provide vibrant study environments, employing the latest technologies and methods to meet both your needs as a busy engineering teacher and researcher, and those of your engineering students.

Das ist wieder ein Beispiel für relativ kurze Texte aus dem anglo-amerikanischen Bereich, die aber das Wesentliche wunderbar zusammenfassen. Immer noch aktuell sind z.B. auch die von Susan Gilroy (Lamont Library, Harvard) erstellten „Tips for doing research online„, die leider nur noch über Archive.org zugreifbar sind. [Ergänzung 13.9.2010:] Mittlerweile hat die Lamont Library diese und andere Texte via Scribd zur Verfügung gestellt.

Wissensordnungen, Geschichten erzählen und Datenbanken

Irgendwie hat es mir die neue Edition Unseld des Suhrkamp Verlages angetan. Nur mehr Zeit zum Lesen müsste man haben!

Bisher habe ich nur folgendes Buch mit Genuss gelesen:

Neue Wissensordnungen – Wie aus Informationen und Nachrichten kulturelles Wissen entsteht“ von Olaf Breidbach. Breidbachs Differenzierung zwischen Information und Wissen und deren Einbettung in die Kultur- und Wissenschaftsgeschichte trifft Vieles von dem, womit ich mich selbst beschäftige!

Auf meiner Leseliste steht noch „Komplexitäten – Warum wir erst anfangen, die Welt zu verstehen“ von Sandra Mitchell.

Und schon sind weitere spannende Bücher angekündigt:

Manche der Bücher sollten vielleicht auf Leselisten zur Förderung von Informationskompetenz stehen, denn kritisches Denken verbunden mit historisch-kultureller Reflektion gehören für mich dazu!

Studentisches über Informationskompetenz für Studierende und darüber hinaus

Die neue Ausgabe von w.e.b.Square, der wissenschaftlichen Onlinezeitschrift des Instituts für Medien und Bildungstechnologie (imb) der Universität Augsburg, kreist um das Thema „Jedem das Seine: Der Siegeszug von Social Software und Web 2.0“. Diese Zeitschrift ist eine Zeitschrift von Studierenden für Studierende, aber natürlich auch darüber hinaus. Vergleiche auch die Meldung bei IDW online!

Am interessantesten sind für mich folgende Beiträge:

  • Die Bachelor-Arbeit von Julia Fink mit dem Titel „Informationskompetenz bei der Suche nach wissenschaftlichen Quellen : Eine empirische Studie unter Studierenden der Universität Augsburg“

    Information ist eine der wichtigsten Ressourcen des 21. Jahrhunderts. Die selbständige, bewusste und kritische Nutzung von Informationen ist für heutige Studierende äßerst bedeutsam. Sowohl in Wissenschaft und Wirtschaft als auch im Alltag ist ein routinierter Umgang mit Software, dem Internet und die Fähigkeit zu selbstorganisiertem Lernen unumgänglich. Eine Grundvoraussetzung dafür ist es, Informationen effizient und effektiv nutzen zu können. Denn was nutzen Informationen, wenn man nicht dazu in der Lage ist, die brauchbaren von den unbrauchbaren zu trennen? Die vorliegende Bachelorarbeit von Julia Fink gibt einen Überblick über verschiedene Modelle zur Informationskompetenz (Information Literacy) und stellt dar, welche Bedeutung sie im Kontext Hochschule, aber auch für Lebenslanges Lernen und die Bewältigung des Alltags hat. Um mögliche Defizite bzw. studiengang- und semesterspezifische Differenzen bei der Recherche nach wissenschaftlicher Literatur (sei sie elektronisch oder nicht-elektronisch) aufzudecken, wurden Studierende der Universität Augsburg zu ihrem Umgang mit Informationen befragt.

  • Die Master-Arbeit von Tamara Bianco mit dem Titel „Bloggen – Pflichtübung oder Passion? Eine empirische Untersuchung von Knowledge Blogs als Tool des persönlichen Wissensmanagements vor dem Hintergrund der Selbstbestimmungstheorie“

    Wer sich mit dem Web 2.0 beschäftigt, kommt nicht umhin, sich mit den so genannten Weblogs auseinander zu setzen. Weblogs werden gemeinhin als Tagebücher verstanden, in denen der Autor seinen Alltag verarbeitet. In der vorliegenden Masterarbeit wird der Fokus auf „Knowledge Blogs“ – Weblogs von Wissensarbeitern – gelegt. Die Arbeit knüpft dabei an den Arbeitsbericht an, der in Zusammenarbeit mit Gabi Reinmann verfasst wurde und der Knowledge Blogs mit der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan in Bezug setzt. Die theoretische Perspektive des Arbeitsberichts wird dabei um eine eigene empirische Studie, exemplarisch durchgeführt mit und an Wissenschaftlern, erweitert. Dabei gilt es herauszufinden, wie das Selbstverständnis des Bloggens bei Personen aus dem Wissenschaftsbetrieb ist, wenn es heißt: Bloggen – Pflichtübung oder Passion?

Aber auch manche Aufsätze der älteren Ausgaben im Archiv erscheinen mir sehr interessant!

Macht das Internet dumm?

Diese Frage wird zur Zeit in diversen Medien diskutiert. So auch in der letzten Ausgabe des Spiegel (der Artikel dazu unter dem Titel „Die Datensucht“ ist nun auch online! T.H. 27.8.08). Auch die Zeit fragt auf in ihrem Online-Angebot: Macht uns Google wirklich dumm?.

Auslöser ist wohl ein Artikel von Nicholas Carr in der Zeitschrift Atlantic. Aber auch der New Scientist enthält in ähnlicher Richtung einen Kommentar des britischen Philosophen Anthony C. Grayling mit dem Titel „The importance of knowing how“. Auszüge findet man in einem britischen Blog.

Angesprochen werden in den Texten eine Vielzahl von Themen aus dem Bereich Informationskompetenz, die wachsende Informationsflut, das Problem der Plagiate und die Frage, wie der Umgang mit Internet, Web 2.0 usw. unser Arbeiten, Denken und Lernen verändert. Sicher, neu ist diese Diskussion nicht (vgl. auch), und historisch gesehen gab es ähnliche Diskussionen bei jeder medialen Umwälzung.

Neues zu Informationskompetenz und Lernen (das einen Ort benötigt!)…

… bot die Sektion „Best Practice bei der Vermittlung von Informationskompetenz für Studierende: Modelle und ihre Bewertung“ auf dem Bibliothekartag in Mannheim. Einige Folien der Vorträge sind schon online, weitere werden sicher noch folgen!

Obwohl ich nicht dabei war, ein paar Anmerkungen:

Die Vorträge und Themen geben wieder einen guten Überblick zu Aktivitäten zur Informationskompetenz in Deutschland: Neben den bisher schon innerhalb des Bundeslandes organisierten Bibliotheken aus Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg (natürlich ist z.B. ein Beitrag aus Konstanz von Oliver Kohl-Frey dabei!) ist diesmal auch der Norden mit Hamburg und Niedersachsen bei den Vortragenden vertreten. Themen der Vorträge waren – neben Zielgruppenorientierung, Strategie und Realität von Informationskompetenz-Aktivitäten – die Vorstellung eines Visualisierung, Emotionen und Dramaturgie nutzenden Tutorials der Universitätsbibliothek der TUHH zum wissenschaftlichen Arbeiten (VISION) und die international schon länger intensiv diskutierte Bewertung von IK-Aktivitäten (UB Mannheim).

Auf den wunderschönen Vortrag von Suzanne Rockenbach zu den Essentials jeder IK-Förderung, nämlich die Entwicklung von Neugier und Zweifel, ist hier schon mal hingewiesen worden. Wer den Vortrag noch nicht gesehen (ich leider auch bisher nicht!) sowie den Text und die Folien bisher noch nicht sich angeschaut hat, versäumt den Kern unseres Tuns!

Besonders erwähnenswert ist noch der Beitrag Oliver Schoenbeck (IBIT Oldenburg) mit dem Titel „Leitidee Informationskompetenz: Vorschläge aus der Arbeit der DINI-AG ‚E-Kompetenzen'“, der die Entwicklung von Informationskompetenz als Leitlinie jeglichen Bibliotheks-Services sieht: Eine optimale Website, die Integration der Bibliothek ins eLearning, ein flexibel reagierender Auskunfts-Service – all dies trägt zur Entwicklung der Informationskompetenz von Kunden bei und macht die Bibliothek zum Lernort:

Nicht zufällig hat Oliver Schoenbeck auch einen Aufsatz zu einem wohl bald herauskommenden Themenheft „Lernorte“ der Zeitschrift „Bibliothek: Forschung und Praxis“ mit dem Titel „Platz schaffen für neue Bedürfnisse – ein neuer Lernort auf alten Flächen“ beigesteuert. Der grundlegende Aufsatz zum Thema Lernort stammt von Christine Gläser und trägt den Titel „Die Bibliothek als Lernort – neue Servicekonzepte“. Auch dies ist Teil von Informationskompetenz! Beide Aufsätze sind als Preprint verfügbar.

Creativity through combinatorics

Creative Combinatorics is the subject of a blog I produced to accompany a poster presentation with the title „Combinatorics and order as a foundation of creativity, information organisation and art in the work of Wilhelm Ostwald“ at the conference „Analogous spaces – architecture and the space of information, intellect and action“, 15-17 May 2008, Ghent University, Belgium. So this blog is a way to explore the subject of my poster itself through creative combinatorics.

What to Do With Wikipedia

Basierend auf einem interessanten Artikel mit dem Titel infolitland – What to Do With Wikipedia von William Badke (Trinity Western University, Kanada) entspann sich eine interessante Diskussion in der Mailingliste ILI-L, dabei war auch ein Hinweis auf einen interessanter Vortrag mit dem Titel „Using Wikipedia to Reenvision the Term Paper“.

Badke ist Autor des Buches "Research Strategies: Finding Your Way Through the Information Fog", das gerade in der 3. Auflage erschienen ist. Online ist eine gekürzte Version des Buches verfügbar.

Portal für Persönliches Wissensmanagement

Das Portal für Persönliches Wissensmanagement gehört zu einem Buch von Gabi Reinmann; Martin J. Eppler (Wissenswege : Methoden für das persönliche Wissensmanagement. Bern: Huber, 2008) und bietet eine Fülle an Infos zu diesem zur Informationskompetenz eng verwandten Gebiet!

BTW: An der TUHH haben wir gerade die Software Citavi als Literaturverwaltungsprogramm als Campus-Lizenz neu im Angebot. Passend zum persönlichen Informationsmanagement hier noch ein weiterer Buch-Tipp mit einem, wie ich finde, sehr schönen Titel: Keeping found things found : the study and practice of personal information management / William Jones. Amsterdam: Kaufmann, 2008.

Das Thema hat sicher nicht umsonst Konjunktur.

Bologna in Zeiten des Web 2.0 – Assessment als Gestaltungsfaktor

"Bologna in Zeiten des Web 2.0 – Assessment als Gestaltungsfaktor"

heißt ein interessanter Arbeitsbericht der Medienpädagogin Gabi Reinmann, der die allgemeine Situation der Hochschulen im Zeitalter von Bologna und dem Web 2.0 beschreibt und hier besonders auf Evaluation von Studienleistungen problematisiert und hierbei neue Gestaltungsmöglichkeiten vorschlägt. All dies sind Gedanken, die sicher auch für die Leistungsbewertung im Rahmen von eigenständigen Kursen zur Informationskompetenz eine wichtige Rolle spielen.

Verhalten von Studierenden heute

Zur Zeit erscheint in den Vereinigten Staaten eine Flut von Veröffentlichungen zum Verhalten von Studierenden in der elektronischen Welt und zur Art und Weise ihres wissenschaftlichen Arbeitens und ihrer Nutzung von Bibliotheken. Siehe auch Current Cites, October 2007.

Müsste man eigentlich alles gründlich durchlesen, um zukünftige Konzepte im Bereich Bibliotheken, Informationkompetenz und E-Learning zu entwickeln. Vielleicht reichen ja auch die Zusammenfassungen! 😎

Innovate – journal of online education

Eine neue Ausgabe der nach kostenfreier Anmeldung auch im Volltext zugänglichen elektronischen Zeitschrift ist erscheinen: Innovate – October/November 2007 Volume 4, Issue 1

Zwei Beispiele für interessante Aufsätze aus der letzten Zeit: