Bibliothek 2.0 und Bibliotheksentwicklung

Schweizer Kollegen publizieren eine neue ambitionierte Zeitschrift mit dem Titel "027.7 Zeitschrift für Bibliothekskultur / Journal for Library Culture". Bei mir ist der Untertitel Bibliothekskultur besonders gut angekommen, da ich ja auch gerne von Informationskultur rede. 😎 Außerdem habe ich gerade einen Aufsatz für eine amerikanische Bibliotheks-Zeitschrift über einen der ersten Förderer der Dezimalklassifikation in Deutschland geschrieben, der in seinen Briefen an Mitstreiter DK-Notationen als Ersatz für manche Worte verwendet, wodurch mich der Titel der Zeitschrift zusätzlich angesprochen hat.

Mein Hamburger Kollege Werner Tannhof, der im Blog der Universitätsbibliothek der Helmut-Schmidt-Universität immer wieder interessante Beiträge publiziert, hat zudem einen Artikel mit dem Titel "Das deutsche wissenschaftliche Bibliothekswesen jenseits der Bibliothek 2.0 – Zukunft jetzt gestalten" beigesteuert. Da Werner Tannhof mich im Vorfeld des Artikels nach meiner Sicht gefragt hat, wie die Bewegung zur Bibliothek 2.0 die Bibliotheksentwicklung in Deutschland geprägt habe, erlaube ich mir hier noch ein paar Anmerkungen.

  • Die Existenz eines wirklichen Mehrwertes von Bibliothek-2.0-Aktivitäten für die Nutzenden von Bibliotheken ist sicher schwierig zu messen. So kann man auch für das Blog der TUHH-Bibliothek fragen, wieweit dessen Inhalt wahrgenommen werden – gefühlt manchmal eher weniger! Trotzdem ist es ein wichtiges Instrument des Marketing von Neuigkeiten. Als Bibliothek hat die TU-Bibliothek beim Thema Web 2.0 wahrscheinlich auch die Entwicklung der Universität in Richtung Social Media mit beeinflusst. Die TUHH als Institution Universität fängt erst seit letztem Jahr in diesem Bereich vermehrt Aktivitäten an!
  • Bei vielen Aktivitäten von Bibliotheken im Bereich IT sind Bibliotheken oft Early-Adopter! Und dies gilt teilweise auch für das Thema Web 2.0! So z.B. auch beim eLearning, wo an der TUHH auch die Bibliothek mit eine treibende Kraft war, Lernmanagement-Systeme – und besonders als Open Source Variante – einzuführen. Die von Werner Tannhof in einem Blog-Artikel zitierten Thesen zum Scheitern wissenschaftlicher Bibliotheken von Steve Coffman finde ich zu kritisch. Innovationen brauchen auch Freiräume und ein Aus- und Rumprobieren und kein sofortiges Schielen auf Nachhaltigkeit! Man kann das auch alles anders verkaufen als Coffmann, Bibliotheken sind und waren immer am Puls der Zeit, so beim Erstellen von Webverzeichnissen und bei den Informationsvermittlungsstellen – Bibliotheken sind damit aber auch immer Teil der allgemeinen Entwicklung gewesen. Insgesamt ist es sicher auch viel zu früh, um endgültig über Beiträge der Library 2.0 Bewegung auf die Bibliotheksentwicklung zu sprechen! Spannend und ein positives Beispiel ist übrigens hier auch das Open Science Lab der TIB Hannover.
  • Das Thema Informationskompetenz profitierte für mich von Bibliothek-2.0-Aktivitäten dadurch, dass das Eigentliche oder der Kern von Informationskompetenz schärfer gefasst werden kann. Der ständige Wandel der Informationstechnologie wirft eben die Frage auf, welche Fähigkeiten und Eigenschaften des Individuums im Bereich Informationskompetenz wichtig bleiben. Lambert Heller sieht Informationskompetenz-Förderung als Teil eines veränderten Bibliotheksmarketing, in dem alle in Bibliotheken Arbeitenden ihre eigene Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen öffentlich (beispielsweise in Blogs) darstellen und wirklich selbst Erfahrungen im Web 2.0 sammeln. Nur durch für Interaktion auf Augenhöhe und Mitagieren in virtuellen Gemeinschaften sei es ohne pädagogischen Duktus und in informellem Rahmen möglich, durch Authentizität, Aufbau von Reputation und Nähe zur jeweiligen Gemeinschaft die Entwicklung von Informationskompetenz bei deren potentiellen Mitgliedern zu fördern und gleichzeitig die Reputation der Einrichtung Bibliothek zu erhöhen. Das heisst auch Mitforschen und Mitpublizieren, um aufgrund eigener Erfahrungen Beratung und Publikationsunterstützung geben zu können.
  • Dass das Thema Lernort für Werner Tannhof zu den großen Herausforderungen von Bibliotheken gehört, ist sicher nicht falsch. Es ist als Thema eigentlich aber eher und auch ein Thema für die Universität insgesamt. So gibt es an der TUHH im neuen Hauptgebäude studentische Lern- und Gruppenarbeitsräume, die nichts mit der Bibliothek zu tun haben. Trotzdem hoffe ich und als TU-Bibliothek arbeiten wir ständig daran, dass bei einer Universität als Institution eine Bibliothek weiterhin immer mit gedacht wird.
  • Eindeutig positive Beiträge von Bibliothek 2.0 zur allgemeinen Bibliotheksentwicklung sind natürlich die Web 2.0 Kataloge, heute Discovery-Systeme genannt, aber (!!) genauso wichtig ist heutzutage die Pflege der Knowledge Base von Link Resolvern – das ist fast wichtiger als klassische Katalogisierung bzw. das ist Katalogisierung heute!
  • Ein sehr wichtiger Aspekt von Bibliotheksentwicklung durch Bibliothek 2.0 ist der Einfluss auf die interne Bibliotheksentwicklung. Immer mehr Kolleginnen und Kollegen können sich durch Blog-Beiträge u.a. an dem beteiligen, was man früher Öffentlichkeitsarbeit nannte. Schon lange nutzt die TU-Bibliothek intern ein Wiki, womit Kommunikationsmöglichkeiten und Mitarbeiterinnen-Beteiligung geschaffen wurden, die vorher so kaum möglich waren! In meiner Bibliothek ist das Wiki neben seiner Funktion zur internen Dokumentation Instrument für die Begleitung von Projekten, Planung von Veranstaltungen und manchmal sogar strategischen Diskussionen. Auch die Möglichkeiten für alle in Bibliotheken Arbeitenden auf dem Laufenden zu bleiben, wurden durch Web 2.0 Tools wesentlich erhöht. Klar, nicht jeder nimmt dies zu jeder Zeit wahr, mancher vielleicht auch gar nicht.

Zum Abschluss noch ein paar persönliche Bemerkungen zu Stellen, die mir im Text von Werner Tannhof besonders aufgefallen sind:

  • Werner Tannhof bezeichnet mich als eine "’Gallionsfigur‘ der deutschen IK-Vermittlungsszene" (S. 6). Ganz abgesehen davon, dass man Informationskompetenz nicht vermitteln sondern nur fördern kann: In Wikipedia habe ich gelernt, dass Galionsfiguren "ein ‚lebendes Aushängeschild‘ eines Vereines oder einer Interessengruppe sind oder eine Führungs- oder Vorreiterfunktion innehaben". Wenn überhaupt dann gilt dies für mich eher im Sinne des ebenfalls bei Wikpedia erwähnten "Aberglauben[s] von Seeleuten", also als jemand, der "den Kurs des Schiffes beobachten[t] und es vor Unglück bewahren[t]". 😎
     
  • "Wie es deutsche Bibliotheksleitungen und die Referenten in den Länderministerien zulassen können, dass IT-Abteilungen ihrer Kreativität und ihrem Ehrgeiz freien Lauf lassen dürfen und nicht zumindest auf regionaler Ebene (wie in Sachsen) gemeinsam entwickeln, wird sich einem Aussenstehenden wohl kaum vermitteln lassen."(S. 9)

    Hier frage ich mich, wie Kreativität, die in Bibliotheken jetzt und für die Zukunft unabdingbar ist, entstehen soll ohne gewisse individuelle Freiräume. Die Möglichkeiten, eigene Ideen umzusetzen und Erfahrungen zu sammeln (natürlich im weiteren Bereich des eigenen Arbeitsumfeldes), ist für mich legitim, und diese möchte auch ich selbst nicht missen. Sie führen zumindest aufgrund meiner Erfahrungen an der TU-Bibliothek zu sehr guten Ergebnissen bei der Weiterentwicklung der Bibliothek.

    Mangelnde Kreativität führt im deutschen Bibliothekswesen aus meiner Sicht auch dazu, dass bei der "Neuausrichtung überregionaler Informationsservices" lieber auf kommerzielle System gesetzt wird, wie die von Adrian Pohl in einem Blog-Beitrag diskutierten Entscheidungen zu DFG-Anträgen zeigen.

  • "Dezent wird dabei allerdings von der bibliothekarischen Blogger- und Twitterer-Szene ausser Acht gelassen, dass derartige Aktivitäten zu nicht geringen Anteilen während der regulären Arbeitszeiten erfolgen und nicht unmittelbar mit den eigentlichen beruflichen Aufgaben, nämlich dem täglichen Dienst am ‚Kunde König‘ zu tun haben …" (S. 7)

    Auch diesen Satz kann ich leider nicht ganz nachvollziehen: Laufende Weiter- und Fortbildung gehören unablässig zum beruflichen Alltag dazu und damit auch das Lesen von Blogs und die Nutzung von Twitter. Und zum Verarbeiten von Information ist es immer noch am besten, diese für sich festzuhalten und im Optimum für andere auch zur Verfügung zu stellen. Insofern halte ich ein Bloggen und Twittern während der Arbeitszeit in einem gewissen Rahmen sogar für notwendig.

    Zudem wird die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit immer diffuser, was positiv empfunden werden kann aber nicht muss (!). Denn dies hat auch große Nachteile. Um diese zu vermeiden, ist Selbstmanagement gefragt, eine Kompetenz, welche zu erlangen nicht immer einfach ist (bei mir jedenfalls ist deren Erlangen immer noch ein laufender Prozess!).

    Klar ist es hier denkbar, dass man zu viel Zeit ins Bloggen und Twittern investiert und Anderes vernachlässigt. Aber die immer vielfältiger werdenden Bedürfnisse von Nutzenden verlangen immer grössere Kompetenzen von in Bibliotheken Arbeitenden, die nur durch ständiges Lernen entwickelt werden können, und dabei kann auch das Bloggen und das Twittern unterstützen.

Andere Perspektiven auf Informationskompetenz

Dass das Thema "Wissenschaftliche Kommunikation" ganz enge Beziehungen zur Informationskompetenz hat, zeigt einmal mehr ein "white paper" mit dem Titel
"Intersections of Scholarly Communication and Information Literacy: Creating Strategic Collaborations for a Changing Academic Environment" der amerikanischen Association of College & Research Libraries (ACRL).

Schon fast klassisch gibt es ja enge Überschneidungen zwischen dem Bereich Wissenschaftliches Arbeiten und Informationskompetenz, hier ist besonders die Literaturverwaltung ein enges Bindesglied. Diskussionen um die Zukunft des Publizierens, zum Beispiel gerade in der Zeitschrift Nature publiziert, die Aktualität von Themen wie Forschungsdaten, Open Access und alternativen Modellen zum Ranking von Forschung sowie die Bedeutung von Urheberrechts-Fragen im elektronischen Alltag zeigen die inhaltliche Bedeutung des Themas dieses Berichtes.

In dem Papier werden drei Wechselwirkungen zwischen wissenschaftlicher Kommunikation und Informationskompetenz besonders hervorgehoben:

  1. "economics of the distribution of scholarship (including access to scholarship, the changing nature of scholarly publishing, the education of students to be knowledgeable content consumers and content creators)
  2. digital literacies (including teaching new technologies and rights issues, and the emergence of
    multiple types of non-textual content)
  3. our changing roles (including the imperative to contribute to the building of new infrastructures for scholarship, and deep involvement with creative approaches to teaching)" (S. 1)

Zwei Dinge sind mir beim Browsen durch das Papier noch besonders aufgefallen:

  • Der Abschnitt 1.6. Publishing as Pedagogy (S. 9) bringt mich auf die Idee, einen Kurs zum wissenschaftlichen Arbeiten einfach mal als Publikationsprojekt auszuprobieren, was sicher schon irgendwo auch in Deutschland ausprobiert wurde.
  • Die Nutzung des Begriffes "Information fluency" (S. 14-15)

Fragen des Life Cyle von Information, speziell wissenschaftlicher Information, führen letztendlich auch zu Fragen darüber, was Wissenschaftlichkeit, was wissenschaftliche Wahrheit oder Wahrheit überhaupt eigentlich ist.

"Informationskompetenz neu konfigurieren" ist auch der Titel einer Präsentation auf dem 5. Bibliothekskongress in Leipzig im März von Lars Müller. Er nutzt u.a. das schöne Bild von zu "figurierenden" Informationslandschaften der Britin Annemaree Lloyd.

Weitere Folien von Vorträgen beim Bibliothekskongress zum Themenfeld "Bibliothekarische Dienstleistungen, Vermittlung von Informationskompetenz, E-Tutorials" sind auf dem BIB-Publikationsserver publiziert.

Aktuelle Präsentationen zum Thema Metaliteracy von Trudi Jacobson und Tom Mackey bieten ebenso andere und neue Perspektiven auf Informationskompetenz wie manche der Beiträge zur britischen Konferenz Librarians’ Information Literacy Annual Conference (LILAC) 2013.

ANCIL – eine neue wichtige Abkürzung

Aufmerksam wurde ich auf "A New Curriculum for Information Literacy (ANCIL)" wieder einmal durch Sheila Webber’s Blog. Der von ihr initiierte "Information Literacy Journal Club" diskutierte über ANCIL.

ANCIL ist das Ergebnis eines Projektes an der Cambridge University Library. Federführend waren Jane Secker und Emma Coonan. Die Britin Jane Secker wurde gerade einer der Movers and Shakers 2013 des amerikanischen Library Journal.

Das Projekt wurde schon 2011 beendet, wurde von mir aber bisher nicht wahrgenommen. Auf der Projekt-Homepage von ANCIL finden sich mehrere spannende Dokumente:

Das Executive Summary bietet einen ersten Überblick über die 10 "strands" (Fäden) des Curriculums.

  1. Transition from school to higher education
  2. Becoming an independent learner
  3. Developing academic literacies
  4. Mapping and evaluating the information landscape
  5. Resource discovery in your discipline
  6. Managing information
  7. Ethical dimension of information
  8. Presenting and communicating knowledge
  9. Synthesising information and creating new knowledge
  10. Social dimension of information literacy

Hier und in dem weiteren eher theoretischen Papier von Emma Coonan "Teaching learning: perceptions of information literacy (theoretical background)" wird wirklich über den Tellerrand bibliothekarischer Informationskompetenz geschaut. Hier findet sich auch die folgende schöne Definition von Informationskompetenz:

"… information literacy as a continuum of skills, behaviours, approaches and values that is so deeply entwined with the uses of information as to be a fundamental element of learning, scholarship and research."

Im eigentlichen Curriculum "A new curriculum for information literacy: curriculum and supporting documents" findet man dann eine detaillierte Beschreibung zu Inhalten, Lernzielen, Beispiel-Aktivitäten und Bewertungs-Beispielen zu allen zehn Strängen des Curriculums. Dies wirkt alles sehr praktisch und ist sicher hilfreicher als manche Informationskompetenz-Standards. Enthalten ist in diesem Bericht (S. 17-20) dann auch eine schöne Gegenüberstellung von ANCIL zu den Sconul 7 Pillars, den ACRL Stanadrds und den ANZIIL Standards. Letztere bitte nicht mit ANCIL verwechseln! 😎

Vielleicht kann ANCIL ja helfen, dass eine der sicher teilweise polemischen "Steilen Thesen" mit ernstem Hintergrund von Karsten Schuldt für die Zukunft der Bibliotheks- und Informationsiwssenschaft nicht Wirklichkeit wird:

„In zehn Jahren wird dem Bibliothekswesen klar geworden sein, dass die Behauptungen (a) Informationskompetenz wäre gesellschaftlich wichtig, (b) Informationskompetenz wäre vor allem Recherchefähigkeit und (c) Bibliotheken würden Informationskompetenz fördern, ausserhalb der Bibliotheken kaum ernstgenommen wird. Das Bibliothekswesen wird sich dann zu fragen beginnen, ob These (a) und (b) überhaupt stimmen und sich in diesen Diskussionen verfangen, während die Gesellschaft diese Diskussion weiter ignoriert.“

Zur Zukunft des Reference Service in Bibliotheken

Die englische Bezeichnung dessen, was in deutschen Bibliotheken Information, Auskunft oder auch Auskunfts- oder Informationsdienst genannt wird, umfasste schon immer mehr Service als in Deutschland üblicherweise angeboten wird.

In seinem schönen Beitrag "Preparing to Meet the Future of Reference Service: Leverage Knowledge and Instruction for Tomorrow’s University Library" beschrieb David Michalski, University of California, Davis, 2011 seine Sicht auf die zukünftige Entwicklung.

Hier ein paar, auch aus meiner Sicht programmatische Textausschnitte, die nicht nur auf den Auskunftsdienst zu beziehen sind, sondern auf die gesamte wissenschaftliche Bibliothek, einschliesslich deren Aktivitäten zur Förderung von Informationskompetenz:

"Reference is not an imposition [= lästige Pflicht!]; rather it lays bare what is already integral to the intellectual project of universities. To refer is to provide context, to put into connection, to follow the connection that weaves together social worlds.[…]

The reference librarian thus teaches the archaeology of documents. He or she helps reconstruct how documents come to life, and how they are received in different circumstances. The reference librarian alerts readers to the social life of information by teaching how connections and distinctions take shape within a document’s information network.[…]

… one must get to know one’s patrons by participating in their academic life. Librarians at universities ought to find ways to imagine the social world of students and faculty, perhaps by attending classes and discussing how syllabi are designed. […]

The accelerated instability of disciplinary boundaries challenges the library.[…]

A paradox of transparency has arisen within the contemporary information environment: while the visibility and access to information expands, the social context of information seems to have become less transparent. The same vast, multidisciplinary digital reserves, which make the discovery of information possible has led to a disembodied form of content presentation. Context is harder to perceive. As such it is harder for both the researcher and librarian to re-situate the social location of information. In this environment, the interpretation, evaluation, and translation of sources becomes a crucial factor in the successful research endeavor. As such, universities require the diffusion of new information literacy skills, those appropriate to a changing infoscape.[…]

The separation between librarian skills and academic research skills no longer holds, but this is not disintermediation.[…]

Librarians need to understand the research process. […] This knowledge is best acquired through practice.[…]

Reference and collection development are complementary tasks and ought to be thought about and practiced together.[…]

Wie Discovery-Systeme meine Informationskompetenz-Aktivitäten verändern

Eigentlich mache ich ja immer das gleiche im Bereich der Förderung von Informationskompetenz an der TUHH. Auf eigene Initiative hin oder auch auf Anfrage gebe ich eine 45- bis 60-minütige Präsentation mit Titeln wie "Fachinformation finden" oder "Mehr als Google" (siehe auch einige der Präsentationen bei Slideshare). Mal im Rahmen einer Vorlesung, eines Seminars oder einer projektorientierten Veranstaltung, mal für Mitarbeitende an Instituten, mal als studentische Info-Veranstaltung organisiert von den Fachschaften versuche ich in der zur Verfügung stehenden Zeit ein (kritisches) Bewusstsein für die Informationssuche und das effektive Finden von Informationen zu geben.

Inhaltlicher Gang der Argumentation in der Vergangenheit:

  1. Problematik des Findens von Fachinformation, Orientierung in Nachschlagewerken
  2. Beschreibung des TU-Bestandes und Einführung Katalog-Recherche: Spielen mit der Datenbank-Oberfläche und mit Suchbegriffen: Synonyme, logische Verknüpfungen, Trunkierung, Suchfelder, Phrasensuche usw.
  3. Recherche nach Zeitschriften-Aufsätzen in Fach-Datenbanken: Neue Oberflächen mit neuen/anderen Features hinsichtlich Trunkierung, Verknüpfungen usw.
  4. Wie komme ich an den Volltext?

Nach dem Angebot unseres Discovery-System TUBfind als primärer Sucheinstieg haben sich die obigen Inhalte verändert. Anne Christensen hat in ihren Beitrag "Discovery-Systeme und Informationskompetenz" zur letzten Sitzung der AG Informationskompetenz im GBV eindruckvoll gezeigt, dass die Zugriffe auf Volltexte in Lüneburg seit Einsatz des dortigen Discovery-Systems massiv gestiegen sind, und damit hervorgehoben, dass für Discovery-Systeme die Filter- und Delivery-Funktionen eine besonders große Rolle spielen.

Immer wichtiger erschien es mir im Laufe der Zeit, so etwas wie Kernpunkte der Informationskompetenz (siehe das Ende eines Blog-Beitrages im Vorjahr!) implizit immer mehr mit zu berücksichtigen. Discovery-Systeme ermöglichen es, sich auf diese Kernpunkte mehr zu konzentrieren. Für die TUHH-Bibliothek habe ich dazu auch eine eigene Seite mit dem Titel "Sich informieren – Tipps zum Überleben" konzipiert.

Bei meinen Präsentationen und auch bei Beratung am Serviceplatz Information lege ich mittlerweile gerne den Schwerpunkt auf "Google Scholar". Dies ist ein Beispiel dafür, dass Bibliotheken dort sichtbar sein können, wo ihre Kunden agieren. Dies passt zu Überlegungen aus den Niederlanden, den Katalog von Bibliotheken nicht als den Nabel der Welt zu betrachten. Mein aktueller Beitrag im Blog der TU-Bibliothek greift dies auf.

Dazu eine Anmerkung aus bibliotheksstrategischer Sicht: Trotzdem finde ich natürlich Discovery-Systeme wichtig, und auch der klassische Katalog wird noch längere Zeit seine Existenzberechtigung haben. Beides auch deshalb, damit die Abhängigkeit von externen Diensten nicht zu gross wird und man Kontrolle über die eigenen Daten behält aber auch eigene Kompetenz im Bereich Suchmaschinen sowie Metadaten bzw. Daten allgemein in der Bibliothek hält.

Zum Thema Informationskompetenz gehören für mich auch Diskussionen, wie man Link-Resolver Kunden so anbietet, dass Nutzenden optimalen Nutzen davon haben, eine Diskussion, die Beate Rajski im Netbib-Blog erneut angestoßen hat, siehe auch ihren Beitrag zu Gateways, die zu Bibliotheks-Services führen.

Zum Abschluss mein heutiger inhaltlicher Gang der Argumentation im Rahmen von Präsentationen:

  1. Problematik des Findens von Fachinformation, Orientierung in Nachschlagewerken
  2. Unterscheidung zwischen Discovery-System und klassischer Katalogoberfläche bewusst machen
  3. Wie komme ich an den Volltexte? Google Scholar als Recherche-Instrument mit Unterstützung von Linking-Diensten der Bibliotheken. Mit diesen Link-Resolvern lande ich dann elegant auch in der klassischen Katalog-Oberfläche oder in GBV-Datenbanken mit der Möglichkeit zur Fernleihe!
  4. Recherche nach Zeitschriften-Aufsätzen in Fach-Datenbanken: Spielen mit der Datenbank-Oberfläche und mit Suchbegriffen: Synonyme, logische Verknüpfungen, Trunkierung, Suchfelder, Phrasensuche usw.
  5. Management von Information: Literaturverwaltung

Zum Zusammenhang zwischen Bildung und In-formation(s-kompetenz)

Die Diskussion von Kompetenz und Bildung wird im Bereich der Medienpädagogik besonders im Rahmen der Medienbildung geführt. Auch im Rahmen von Diskussionen, ob es ein spezifisch digitales Denken gibt bzw. inwieweit die digitalen Medien unser Denken und Lernen verändern, wird aus bildungswissenschaftlicher Sicht mit diskutiert, so z.B. von Gabi Reinmann: Digitales Denken – die Sicht der Erziehungs-wissenschaften oder: Freiheit und Zwang im digitalen Zeitalter.

Schaut man nun in ein vor kurzem erschienene Textsammling zum Thema Bildung mit dem Titel "Was ist Bildung? Eine Textanthologie." (Hrsg. Heiner Hastedt, Reclam, 2012), findet man auch hier Anknüpfungspunkte, um Informationskompetenz zu verorten, z.B. über den klassischen Bildungsbegriff hinausgehend im Werk von Michel Foucault, dessen "Sorge um sich" als Teil von Bildung die Selbstbildung und Reflexion betont (S. 15, S. 34ff). Zu dieser gehört eine kritische Funktion von Bildung (S. 39), ausserdem wird die Bedeutsamkeit des Zuhörens und des Schreibens als Aneignungsmethoden hervorgehoben (S. 45).

Im Buch von Sönke Ahrens mit dem Titel "Experiment und Exploration : Bildung als experimentelle Form der Welterschließung" (Bielefeld: transcript, 2011), sind mir weitere Verbindungen zwischen Bildung und Informationskompetenz aufgefallen. Ahrens‘ Buch ist für mich deshalb etwas Besonderes, weil es den seltenen Versuch unternimmt, Naturwissenschaft und Technik mit Bildung über Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte zu verbinden. Ahrens nutzt die Wissenschafts- und Technikforschung sowie die Beschäftigung mit der Geschichte der (Natur-)Wissenschaften, um über Bildung zu reflektieren und den Bildungsbegriff neu zu bestimmen.

Eine weitere Beziehung zwischen Information – oder In-formation, eine Schreibweise, die die Nähe zu Bildung besonders sichtbar macht – und Form ist vom Autor dieses Blogs in einem gerade erschienenden informations- bzw. wissenschaftshistorischen Aufsatz angerissen worden: Wilhelm Ostwald’s Combinatorics as a Link between In-formation and Form (Library Trends 61(2012)2, 286-303.

Für Interessierte hier noch ein paar, etwas längliche Auszüge aus meiner Rezension (Auskunft (32 (2012) 112-119) zu Ahrens‘ Buch:
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Data information literacy

Das neue HRK-Papier zur Informationskompetenz fordert ihn (S. 16, S.19), den „data librarian“. Forschungsdaten sind ein aktuelles Thema. Bibliotheken bieten immer mehr Stellen im Bereich Datenmanagement auch der eigenen Daten (Metadatenmanagement mit Link-Resolvern, Nutzungsdaten-Management, Publikation von Linked Open Data, Nutzung von Persistent Identifiers für Autoren und Publikationen, Publikationsberatung auch zu Forschungsdaten usw.).

Dass das Thema Daten-Informationskompetenz nicht nur die Kompetenz von Informationsexperten meint, sondern heutzutage für alle wissenschaftlich Forschenden von Belang ist, zeigt das Projekt "Data Information Literacy", an dem unter anderen die Purdue University Libraries beteiligt sind.

Mehr zum Thema Forschungsdaten:

Historisch ist der Data Librarian übrigens in der Chemie früh beschrieben worden:

[Zusatz vom 24.2.2013:]
In einer persönlichen Mail hat mich Anne-Katharina Weilenmann
dankenswerterweise auf weitere sehr interressante Links aufmerksam gemacht:

Discovering – the future library

Eigentlich wollte ich mit diesem Blog-Eintrag nur auf den Open-Access-Artikel von Lorcan Dempsey mit dem Titel "Libraries and the informational future: Some notes" (Information Services and Use 32 (2012) 3-4, 203-214) hinweisen, der nochmals seine Sicht auf die zukünftige Entwicklung von Bibliotheken zusammenfasst. Eine dazu passende Präsentation eines vor kurzem gehaltenen Vortrages von Lorcan Dempsey findet man bei Slideshare.

Erst kurz vor Weihnachten hatte Anne Christensen schon auf einen weiteren Artikel von Lorcan Dempsey hingewiesen, zum Thema Discovery-Systeme. Und nun gibt es in Annes Blog einen weiteren Beitrag zum Thema: "8 hypotheses why librarians don’t like discovery".

Meine nach obigem fast auf der Hand liegenden These: Das Nachdenken über die Vor- und Nachteile von Discovery-Systemen hat viel zu tun mit dem Nachdenken über das Selbstverständnis und die zukünftige Entwicklung von Bibliotheken.

Nachdenken über Aufklärung

Relativ zufällig besuchte ich am 30. Januar einen Vortrag von Manfred Geier über das Thema "Anleitung zum Selbstdenken. Über Aufklärung in hochschulpädagogischer Hinsicht" im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung, die Teil eines Symposiums „Studium Generale – Netzwerk Nord“ an der Leuphana Universität Lüneburg war. Das "Studium Generale – Netzwerk Nord" ist ein Forum für den Informations- und Erfahrungsaustausch, an dem auch die TU Hamburg-Harburg beteiligt ist. Ziel des Netzwerks Nord ist die Förderung fachübergreifender Studienangebote. Es hat sogar ein eigenes Leitbild zum "Studium Generale" entwickelt.

Der anregende Vortrag von Manfred Geier bot eine Übersicht zur Geschichte der Aufklärung, bei der besonders John Locke, Immanuel Kant, Johann Georg Hamann und Wilhelm von Humboldt berücksichtigt wurden.

Kernpunkt der Ausführungen war die Bewusstmachung einer Dialektik der Aufklärung im Sinne des Spannungsverhältnisses zwischen Anleitung und Lernen bzw. zwischen Anleitung zum Denken und Selbstdenken, letztendlich zwischen einem wie immer gearteten Zwang und der individuellen Freiheit.

Im Rahmen der abschliessenden Diskussion wurde die Frage nach der heutigen Stoßrichtung von Aufklärung im Sinne von Emanzipation gestellt. Angesichts der modernen Situation sei zumindest in den Industrieländern Freiheit eher nicht das Thema und massenhaft Wissen über die neuen Medien vorhanden, so dass heutzutage eher Konzentration, Selektivität und Bewertung notwendig sind. Hier war man dann ganz nah beim Thema Medien- und Informationskompetenz im Sinne der Aufklärung, über deren Stellenwert in diesem Zusammenhang man sicher nochmals gründlich nachdenken muss.

Daran anknüpfend wäre es für mich an dieser Stelle auch reizvoll gewesen, die andere "Dialektik der Aufklärung", die von Theodor Adorno und Max Horkheimer, in die Überlegungen mit einzubeziehen.

Und noch ein Aspekt, der mir aufgefallen ist: Man sollte die Aufklärung auch als Teil eines spezifisch europäischen Denkens ansehen und dies in Beziehung setzen zum Denken in anderen Kulturen. Gerade für die heutige Welt ist dies ein wichtiges Thema, das aber noch wichtiger werden wird.

Fachübergreifendes Lernen im Studium Generale sollte daher neben fachkulturen-übergreifenden Aspekten auch kulturenübergreifendes Denken, Reflexion über Interkulturalität als Teil des Studium Generale ansehen. Interkulturelle Kompetenzen, die ja viel gefordert werden, würden sicher auch das Leitbild zum Studium Generale explizit sehr gut ergänzen.

Neue englischsprachige Artikel zur Informationskompetenz

"Human IT", Zeitschrift des schwedischen ITH, Centre for Information Technology Studies as a Human Science and Center for Collaborative Innovation at the University College of Borås, bringt ein Sonderheft zu Information Literacy. Neben der Einleitung erscheint mir besonders dieser Aufsatz interessant:

Dieser fesselnde Vergleich dreier theoretischer Ansätze zur Information Literacy und deren praktische Auswirkungen macht deutlich, dass es Sinn macht, den Begriff eher im Plural, Information Literacies, zu nutzen.

Beim neuesten Heft der Zeitschrift "Communications in Information Literacy" interessieren mich folgende Aufsätze, der erste eher praktisch orientiert, der andere wieder theoretischer:

Zuletzt noch ein Hinweis auf die neueste Ausgabe des "Journal of Information Literacy (JIL)", der Zeitschrift der britischen CILIP Information Literacy Group u.a. mit diesen Beiträgen:

Das Nachdenken über die Auswirkungen mobiler technische Anwendungen wie Smartphones und TouchPads auf das Thema Informationskompetenz hat erst begonnen.

Von der Kunst zur Wissenschaft – eine neue Dissertation über Wilhelm Ostwald

"Von der Kunst zur Wissenschaft und zurück : Farbenlehre und Ästhetik bei Wilhelm Ostwald (1853 – 1932)" ist der Titel einer umfangreichen aber auch inhaltsschweren Dissertation an der Universität Halle von Albrecht Pohlmann aus dem Jahre 2010.

Auch wer sich nicht für Ostwalds Farbenlehre interessiert, findet neben einer Einordnung von Ostwalds Brücke-Aktivitäten im Kapitel "4. 2. 2 Weltmedien: Ostwalds Organisations- und Normungsvorhaben" auch so medienhistorisch interessante Kapitel wie "8.3. Das vervielfältigte Bild" mit dem Unterkapitel "8. 3. 2 Reproduktion, Vervielfältigung, Massenkunst" sowie "8. 4. Praxis der ‚technischen Reproduzierbarkeit’" mit Unterkapiteln "8. 4. 1 Katatypie und Ionographisches Pausverfahren" und zur Fotografie oder "8. 5 Die Zeitlichtkunst: Eine medientechnische Idee".

Zusammenfassung:

"Der 1909 mit dem Nobelpreis für Chemie geehrte Wilhelm Ostwald (1853-1932) gehört zu den Naturwissenschaftlern, welche sich den Grundlagen der visuellen Gestaltung widmeten. Die Dissertation stellt erstmals umfassend die Genese seiner Farbenlehre im naturwissenschaftlichen, kunstpolitischen, kunstgeschichtlichen und ästhetischen Kontext ihrer Zeit dar. Seit 1903 widmete er sich der Maltechnik, um schließlich 1914 im Auftrag des Deutschen Werkbundes einen Farbenatlas zu erarbeiten. Sein Ziel war es, angesichts der verwirrend großen Zahl neuer Farbmittel eine verbindliche Farbenordnung als Verständigungsmittel für Künstler, Gestalter und Architekten zu schaffen. Dafür entwickelte er eine neue Theorie der Körperfarben auf der Grundlage der Vierfarben-Theorie von Ewald Hering, welche es ermöglichte, Farben auf eine einfache Art und Weise zu messen. Zugleich leitete er aus den Ordnungsprinzipien seines Farbsystems (ein Farbkörper in Form eines Doppelkegels) eine Farbenharmonielehre ab. Nach dem Ersten Weltkrieg stieß er damit auf den Protest besonders der expressionistischen Künstler. Interesse fand seine Lehre dagegen bei Konstruktivisten und Funktionalisten, so bei der niederländischen „De-Stijl“-Gruppe, der russischen Avantgarde und am Bauhaus, wo Ostwald 1927 auf Einladung von Walter Gropius lehrte. Hauptziel seiner kunsttechnologischen Forschungen war es, im Zeitalter der zweiten wissenschaftlich-technischen Revolution eine universelle Grammatik der Bildmedien zu schaffen. Daher rührte auch sein Interesse an der Fotografie, am abstrakten Film und an Bildübertragungs-Verfahren. Die Reproduzierbarkeit von Kunstwerken erschien ihm als Gebot einer demokratischen Gesellschaft. Seine praktischen kunsttechnologischen Versuche waren in eine umfassende Kunst- und Medientheorie eingebettet, die Ostwald auf der Grundlage seiner "Energetik" (1891) und seiner positivistischen "Naturphilosophie" (1902) entwickelt hatte."

Zur Geschichte der Globalisierung von Wissen

Das Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte hat 2012 einen von Jürgen Renn herausgegebenen Band mit dem Titel "The Globalization of Knowledge" veröffentlicht, dessen Beiträge auch auf einem Workshop aus dem Jahre 2007 beruhen. Das Werk ist Teil der "Edition Open Access" der "Max Planck Research Library for the History and Development of Knowledge".

Vorbildlicherweise steht die Publikation also Open Access zur Verfügung. Angeboten wird neben einer HTML-Version auch eine Version im PDF- sowie im epub-Format für eBook-Reader. Eine gedruckte Version via Publishing on Demand ist möglich. So sollten moderne elektronische Publikationen aussehen, sofern sie sich wie dieses Werk noch am herkömmlichen Buch orientieren!

Aber auch inhaltlich ist diese Buch eine Fundgrube. Vielleicht liegt es aber auch nur an meinem Hobby als Wissenschaftshistoriker, dass mich die Einlassungen auf die umfassende Entwicklung von Wissen im Laufe der Jahrhunderte so ansprechen. Insgesamt ist das Werk natürlich von kaum jemandem komplett durchzulesen angesichts des Umfangs. Aber auch die philosophisch bzw. wissenschafts- und erkenntnistheoretisch orientierten Teile sind eine genauere Lektüre wert.

Wissen wird hier verstanden …

"… as the capacity of an individual, a group, or a society to solve problems and to mentally anticipate the necessary actions. Knowledge is, in short, a problem-solving potential. Knowledge is often conceived (especially in disciplines such as psychology, philosophy and the cognitive sciences) as something mainly mental and private. But from the historical and social viewpoint, it is necessary to consider knowledge as something that moves from one person to another: something that may be shared by members of a profession, a social class, a geographic region or even an entire civilization." (S. 20)

Die Weitergabe von Wissen über die Zeit umfasst komplexe, vielfältig verwobene Prozesse, die von vielen Faktoren abhängig sind. Beim Browsen durch dieses Werk bekommt man davon eine Ahnung, wobei der Zeitrahmen der Beiträge umfassend ist und dabei viele Fachgebiete angesprochen werden.

Besonders interessant sind für mich noch zwei Entdeckungen in diesem Buch:

New roles for new times

Die amerikanische Association of Research Libraries (ARL) hat im Dezember in der Reihe "New roles for new times" einen Report "Research Library Services for Graduate Students", geschrieben von Lucinda Covert-Vail und Scott Collard, herausgebracht.

Er fasst relativ knapp für mich nochmals die Herausforderungsbereiche moderner Bibliotheksentwicklung zusammen:

  • Dienstleistungen zielgruppengerecht segmentieren,
  • neue physische (und mentale 😎 – hier wäre das neu gegründete Open Science Lab der TIB Hannover ein Beispiel!) Räume schaffen bzw. für vorhandene Räume neue Möglichkeiten ausprobieren,
  • neue Partnerschaften eingehen
    (bzw. alte wiederaufleben lassen – meinem Empfinden nach fehlt es auf dem Universitätscampus oft an einer Koordination zu Themenbereichen, die diverse Dienstleistungsbereiche wie Bibliothek, Rechenzentrum, Studierenden-Service, Didaktisches Zentrum usw. betreffen) und
  • Organisationsstrukturen (behutsam!) verändern bzw. anpassen.

Besonders interessant finde ich hinsichtlich des ersten obigen Punktes die Orientierung von Services am akademischen Life-Cycle:

  • Reader and learner—trying to become acquainted with a field and its literature
  • Teacher or “becoming teacher”—learning to apply pedagogy to deliver course content
  • Researcher—collecting data in field sites or through available resources
  • Analyzer and synthesizer—processing and analyzing data collected
  • Writer—learning how to stay motivated, finding the space and mutual support from others
  • Proto-author—orienting towards publishing, copyright, and scholarly communications
  • Archiver—depositing data or final products into library (or other) repositories
  • Job hunter—taking the next academic or professional step

(S. 9-10)

Daeumlinge, Partisanen und Sammler

Dies sind wir doch alle irgendwie! 😎

Däumlinge ist die Übersetzung des Titel eines neuen Buches des französischen Philosophen und Wissenschaftshistorikers Michel Serres, das es leider nur auf Französisch gibt und dass ich gern mal lesen würde. Mal schauen, wann und ob es auf Deutsch herauskommt. "Petite Poucette" (Éditions Le Pommier 2012) sind für Serres diejenigen, die mit den Daumen ihr Mobiltelfon bedienen und damit aus seiner Sicht die Welt verändern! Zwei der wenigen deutschen Beiträge zum Buch sind von Silke Bartel und Jürgen Kuri, der auf einen FAZ-Beitrag vom Mai letzten Jahres über Serres hinweist.

"Der Leser als Partisan" heisst der frei verfügbare Aufsatz von Philipp Felsch im aktuellen Themenheft "Droge Theorie" der Zeitschrift für Ideengeschichte. Hier geht es hauptsächlich um das theoriebeladene Publikationsprogramm des Berliner Merve-Verlages.

Und wer noch mehr Theorie mag, findet in der Zeitschrift Denkströme, dem Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig, in Heft 8 (2012) zwei Aufsätze zum Sammeln, zu Sammlungen, Wissenschaft und Bibliotheken:

Zur Geschichte, Theorie und Praxis von Bibliothekskatalogen

Diese gelungene Mischung an Aufsätzen zu Geschichte, Theorie und Praxis von Bibliothekskatalogen und Discovery-Systemen ist zur Zeit frei verfügbar auf der Website der Zeitschrift Library Trends.

Passend dazu der Aufsatz "Der Katalog : Repräsentation von Medien als Geschichte des Denkens über Wissen, Information, Medien, Nutzerinnen und Nutzern" von Karsten Schuldt in der aktuellen Ausgabe "Bilder, Graphen, Visualisierungen" der Zeitschrift Libreas.