Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur

Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur. Medienbildung für die Persönlichkeitsentwicklung, für die gesellschaftliche Teilhabe und für die Entwicklung von Ausbildungs- und Erwerbsfähigkeit“ heisst der Bericht einer Expertenkommmission des BMBF zur Medienbildung (Pressemitteilung), auf den Gabi Reinmann schon vor längerer Zeit in ihrem Blog hingewiesen hat und den Luzian Weisel in der Zeitschrift „Information – Wissenschaft & Praxis“ (60 (2009) S.243) kommentiert.

Informationskompetenz wird hier als Teil der Medienbildung aufgefasst, der ihrerseits vier Themenfelder zugeordnet werden: 1. Information und Wissen, 2. Kommunikation und Kooperation, 3. Identitätssuche und Orientierung und 4. Digitale Wirklichkeiten und produktives Handeln. Natürlich lässt sich hier über das Verhältnis von Medien- und Informationskompetenz (welche impliziert welche bzw. welche ist der anderen untergeordnet) diskutieren, aber mir gefällt an diesem Papier die Betonung der engen Verbindung von Information und Medien mit Bildung und Kultur.

Zum Thema Bildung findet sich in Gabi Reinmanns Blog ein Hinweis auf einen schönen Text von Peter Bieri, der mir vor Jahren schon mal im Zeit-Magazin aufgefallen ist.

Life konnte ich übrigens Gabi Reinmann vor gut drei Wochen in Hamburg bei ihrem Vortrag über „Forschendes Lernen und wissenschaftliches Prüfen: Die potenzielle und faktische Rolle der digitalen Medien“ erleben.

Analoge Räume

„Analoge Räume – zur Geschichte des komplexen Verhältnisses von Information, Wissen und Raum (Analogous spaces – on the history of the complex relation between information, knowledge and space)“ heisst mein Bericht von der Konferenz Analogous Spaces letztes Jahr im Mai in Ghent, der nun in der Zeitschrift ABI-Technik (29(2009)2, 102-116) erschienen ist. Interessenten schicke ich gerne einen Preprint zu.

Abstracts in Deutsch und Englisch:

Die interdisziplinäre, 2008 in Belgien stattgefundene Konferenz „Analogous spaces – architecture and the space of information, intellect and action“ präsentierte einerseits Forschungsaktivitäten zur Geschichte wissenschaftlicher Information und Kommunikation und war damit auch eine Reise zu den Anfängen der frühen Informationsgesellschaft. Andererseits vermittelt sie Informationsgeschichte mit Kultur-, Architektur- und Kunstgeschichte, indem auf diverse Analogien zwischen analogen und digitalen Räumen Bezug genommen wurde. Thematischer Ausgangspunkt war der Belgier Paul Otlet als Begründer der Dokumentation um die Wende zum 20. Jahrhundert, von dessen intellektuellem Netzwerk hier in einem Exkurs auch der Chemiker und Pionier des deutschen Informationswesens Wilhelm Ostwald besonders erwähnt wird.

On the one hand the interdisciplinary conference „Analogous spaces – architecture and the space of information, intellect and action“ taking place 2008 in Belgium presented research activities on the history of scholarly information and communication. With it at the same time it was a journey to the origins of the early information society. Otherwise the conference connected information history with the history of culture, architecture and art by referring various analogies between analog and digital spaces. Topical starting point was the Belgian Paul Otlet as founder of documentation around the turn of the 20th century. In an excursus the German chemist and information pioneer Wilhelm Ostwald is especially mentioned as part of the intellectual network of Otlet.

E-Learning und Hochschulbibliotheken

Die Master-Arbeit mit dem Titel „E-Learning und Hochschulbibliotheken“ von Andreas Heinemann, erstellt im Rahmen des Studienganges Master of Library and Information Science an der Fachhochschule Köln, bietet einen schönen Überblick zum Thema.

Aus dem Abstrakt:

Knapp die Hälfte der deutschen Universitätsbibliotheken ist in irgendeiner Form in die universitäre E-Learning-Struktur eingebunden. Die verschiedenen Modelle dafür reichen von der Übernahme des vollen Services über eine strategische Partnerschaft bis hin zu lockeren Kooperationsformen. Insgesamt kann die Bibliothek ihr breites Dienstleistungsportfolio nutzen, um ihre Services in eine E- Learning-Umgebung einzubringen. Diese umfassen die Bereitstellung digitaler Dokumente in elektronischen Semesterapparaten oder Lernmanagementsystemen, die Etablierung der Bibliothek als reellem und virtuellem Lernort, Hilfestellung bei Fragen des Urheberrechts, die Erschließung multimedialer Lernobjekte mit Metadaten und ihre längerfristige Zugänglichmachung sowie die Vermittlung von Informationskompetenz mittels E-Learning-Szenarien wie Blended Learning oder Online-Tutorials.

Mash-Ups und Urheberrecht

Passend zu den weiter laufenden aktuellen Diskussionen zum Urheberrecht (via TUBHH Blog) noch ein schöner Beitrag von Christian Kortmann in der Zeit Nr. 18 vom 23.4.2009, der auch das Thema Kreativität und Kombinatorik trifft.

Für Verfechter des Urheberrechts ein Trend des Grauens
Die Mash-up-Kultur fordert das traditionelle Verständnis des Urheberrechts heraus. Fair Use, das erweiterte Zitatrecht der amerikanischen Rechtsprechung, das nichtautorisierte Parodien ausdrücklich erlaubt, ist eine Mindestbedingung für die neue Praxis. Man kann heute nichts mehr erschaffen, so argumentieren Remixkünstler mit postmoderner Konsequenz, ohne Geschaffenes zu zitieren: Um in der digitalen Mediengesellschaft kreativ zu sein, muss man alles Bestehende miteinander kombinieren dürfen.

Vergleiche auch: Creative Combinatorics as a foundation of creativity, information organisation and art!

Information / Kommunikation und die Nutzung der Kernenergie

Das vom Projekt DigitalPreservationEurope (DPE) erstellte Cartoon zum Thema digitale Langzeitarchivierung mit dem Titel „Digital Preservation and Nuclear Disaster: An Animation“, das über YouTube verfügbar ist, illustriert ein wichtiges Problem der Informationsgesellschaft.

Mich hat es auch an ein sehr wichtiges Problem erinnert, das bei der Diskussion um die Nutzung von Kernenergie so gut wie nie thematisiert wird, die Frage der Kommunikation und Information. Die zeitlichen Dimensionen für die Notwendigkeit, Atommüll und das dazugehörige Wissen über Art und Lagerungsort des Mülls sicher aufzubewahren, sind verglichen mit den bisherigen menschlichen Erfahrungen bei der Überlieferung menschlichen Wissens so gross, dass schon dies allein ein Grund wäre, zukünftig auf jegliche Kernenergie zu verzichten. Die Nutzung und Entsorgung von Kerntechnik umfasst also auch ein Kommunikations- und Überlieferungsproblem. Das Wissen um die Art des Mülls und dessen Aufbewahrung ist teilweise schon im Fall der Atommüll-Lagerungsstelle in der Anlage Asse nicht mehr verfügbar und dies ist erst maximal gut 40 Jahre her. Was ist an möglicherweise vorhandenen Informationen von eventuellen „gefährlichen“ Anlagen aus der Zeit der ägyptischen Pharaonen heute noch vorhanden? 😎

BTW: Bibliotheken sind übrigens immer Klima-Schützer, da CO2-Speicher! 😎

Kombinatorik, Kreativität und Informationskompetenz

Auf dieses Essay, das auch als Podcast zur Verfügung steht und im TUBHH-Blog erwähnt wurde, ist hier noch nicht hingewiesen worden:

Kombinatorisches und Kreatives zum Verhältnis von Mathematik und Bibliothek

Ausgehend von einer Aussage des Chemikers Wilhelm Ostwald zur Kombinatorik als Komponente von Kreativität wird in diesem Essay durch Zitate aus der „Bibliothek von Babel“ von Jorge Luis Borges der Zusammenhang zwischen Bibliothek und Kombinatorik und damit Mathematik illustriert. Abschliessend wird das Verhältnis von Kombinatorik und Kreativität im Rahmen von modernen Ideen eines alternativen Umgangs mit dem Urheberrecht (Creative Commons) thematisiert: Die „Bibliothek von Babel“, die alle Werke enthält, die aus der Kombination von allen möglichen Zeichen kombinatorisch konstruiert werden können, ist Teil einer Welt, in der kein Plagiat möglich ist bzw. alle Werke Plagiate sind.

Gegen Ende des Beitrages taucht auch rein zufällig 😎 das Thema Informationskompetenz auf! Das Thema scheint auch wissenschaftlich durchaus aktuell zu sein. So ist in einem gerade erschienenen eBook des Springer-Verlages mit dem Titel „Milieus of Creativity : an Interdisciplinary Approach to Spatiality of Creativity“ unter anderem ein Aufsatz von Dean Keith Simonton zu finden mit dem Titel „Scientific Creativity as a Combinatorial Process: The Chance Baseline“.

Informationskompetenz im E-Denkarium

Das E-Denkarium von Gabi Reinmann hat eine neue Adresse und ist wie immer eine Fundgrube für interessante Diskussionen. Direkt auf Informationskompetenz bezieht sich ein Bericht zu einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Informationskompetenz, Medienkompetenz, digitale Kompetenz oder noch was anderes?“ auf dem Internationalem Symposium für Informationswissenschaft (ISI). Manches daraus spielt für mich auch in die Diskusssion um Standards zur Informationskompetenz im Bibliothekswesen hinein. Am Ende dieses Beitrages schreibt Gabi Reinmann:

Ich habe die Auffassung vertreten, dass die Output-Orientierung an sich eine tolle Sache ist, aber das Problem besteht darin, dass man diesen Output nun auch ständig erfassen muss. Dann sind wir wieder mal beim Assessment-Thema und bei dem Problem, dass Kompetenz auf einmal vor allem das ist, was man erfassen kann. Und genau das kann es ja wohl nicht sein.

Ziiert wird in dem Beitrag ein weiterer Bericht zu der genannten Veranstaltung im Blog von Frank Vohle mit dem Titel „Informationskompetenz: Wo sind die Probleme?„. Seine provokante These ist,

dass wir keine Informationskompetenz brauchen, solange wir in Schule und Hochschule nicht komplexe und offene Problemstellungen in den Lehralltag einbinden.

Thüringer Bibliothekspädagogik

Holger Schultka und die thüringenweite AG Benutzerschulung präsentieren in ihrem neuen Portal Bibliothekspädagogik eine Fülle an Ideen und Anregungen zur Förderung von Informationskompetenz.

Aus Anlass des 98. Deutschen Bibliothekartags 2009 in Erfurt gibt es z.B. eine neue Broschüre mit dem Titel „In Bibliotheken lehren und lernen – Hilfsmittel für die bibliothekspädagogische Praxis : Eine Auswahl für das Lehren und Lernen im Lebenslauf – Mit didaktischen Überlegungen„.

Spannend wird sicher auch die Lernwerkstatt auf dem Bibliothekartag!

Das Besondere der Thüringer Aktivitäten ist die intensive Zusammenarbeit zwischen Bibliotheken und Schulen. Insgesamt sind sicher auch viele Anregungen im Portal zu finden, die wir an der TUHH-Bibliothek bezüglich der Kinderforscher nutzen können.

Information in der Frühen Neuzeit

… ist der Titel eines neuen Buches zur Geschichte der Information. Im Mittelpunkt der Beiträge steht hier eher der verwaltungstechnische Umgang mit Information, wie er in Organisationen der staatlichen, kirchlichen oder gelehrten Verwaltung auftritt.

Information in der Frühen Neuzeit : Status, Bestände, Strategien / Arndt Brendecke, Markus Friedrich, Susanne Friedrich (Hrsg.). Berlin: LIT Verl., 2008

Der Band, der auch aus einer Tagung heraus entstanden ist, enthält eine interessante Definition von Information als „das, was an Repräsentationen der Welt in Hinsicht auf eine Aufgabe verfügbar ist“ (S. 16), die sich auf Peter Burke (vgl. meine Rezension seines Buches „Papier und Marktgeschrei : die Geburt der Wissensgesellschaft“ (2001)) bezieht. Burke hat selbst einen Beitrag zum Band geliefert. Auch für den nicht unbedingt an der frühen Neuzeit Interessierten, bietet der Band interessante Beiträge zur „Information als Kategorie historischer Forschung“, zur Begriffsentwicklung von Information in Ergänzung zu Capurros Arbeiten (vgl. auch meine Rezension zu Ott), zum frühen Phänomen der Informationsflut und anderes mehr. Der Beitrag zu frühen Suchmaschinen in Form von Adressbüros in der Habsburgermonarchie von Anton Tantner passt zum gerade erschienenen Buch „Suchmaschinen : die Welt als Datenbank“ von David Gugerli (Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2009). Gugerli beginnt seine Betrachtungen allerdings erst in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts!

Informationskompetenz-Förderung in der Grundschule

Eine schöne Flash-Anwendung (hat bei mir nur im Internet Explorer funktioniert) für die Grundschule: Das Inforadar mit Tech Pi & Mali Bu vom Margret Datz (Pressemitteilung IDW).

In den didaktischen Begleit-Informationen heisst es:

Die Tech Pi und Mali Bu-Episode „Das Inforadar“ regt dazu an, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, dass eine Auswahl nötig ist, um richtige und falsche, brauchbare und unbrauchbare Aussagen zu einem bestimmten Thema zu unterscheiden.

Was machen Fachreferenten eigentlich?

Zu dieser Frage habe ich ja schon mal etwas geschrieben. Ein (wohl nicht wirklich ernst gemeinter) Kommentar zum Netbib-Eintrag über den „twitternden“ Fachreferenten-Kollegen in Hannover bzgl. Mehraufwand und Tätigkeiten von Fachreferenten hat mich an die 10 Jahre zurückliegende Diskussion zu den Tätigkeiten von Fachreferenten erinnert.

Eine schöne Zusammenfassung der damaligen Diskussion bietet Björn Bosserhoff im Bibliothekdienst: Wissenschaftlicher Bibliothekar – Berufsstand in der Legitimationskrise? Ein Rückblick auf die Debatte von 1998, der gleich am Anfang ein Statement von Georg Leyh aus dem Jahre 1952 zitiert:

"Der Bibliothekar ist Verwaltungsbeamter, ohne auf gelehrte Haltung und Betätigung verzichten zu dürfen. Ein Spannungsverhältnis zwischen Verwaltungsaufgaben und wissenschaftlicher Arbeit ist von vornherein gegeben. Das eigentliche bibliothekarische Problem besteht darin, die beiden Accente richtig zu verteilen und harmonisch auszugleichen."

Auch Wolfgang Schmitz‘ Vortrag „Wie ein bibliothecarius beschaffen seyn müsse“. Betrachtungen zur Entwicklung des bibliothekarischen Berufsbildes im 20. Jahrhundert“ auf dem Symposium "Von den Preußischen Instruktionen zu eScience" im Institut für Informationswissenschaft der Fachhochschule Köln am 29. Januar 2009 enthält am Schluss dieses Zitat!

Daraus folgt: Der Fachreferent ist ein Twitter, äh Zwitter zwischen Bibliothek als Institution und Fachwissenschaft als Gemeinschaft! 😎

Informationskompetenz in Europa und international

Sheila Webber hat schon auf das neue Buch aus Italien hingewiesen:

Basili, C. (Ed.) (2008), Information Literacy at the cross-road of Education and Information Policies in Europe. Rome: CNR.

Ein schöner Blick über die Grenzen mit Beiträgen zur Situtation von Informationskompetenz-Aktivitäten aus Ländern, von denen man selten etwas auf Englisch liest: Frankreich, Italien, Polen, Rumänien, Spanien u.a. Aus deutscher Sicht schreiben Annemarie Nilges (Joined Planning and Development – Customized Solutioin : the North-Rhine-Westphalian Network on Information literacy) und Thomas Hapke (Information literacy activities in Germany between the Bologna process and the web 2.0).

Ein ähnlicher Titel mit Beiträgen aus Ländern, deren Beiträge selten auf Englisch publiziert werden und der damit hilft, die Sprach-Barriere zu überwinden: Jesus Lau (Ed.) (2008), Information literacy: international perspectives. München: Saur.

ePortfolios, Informationskompetenz und das Web 2.0

Auf den Zusammenhang zwischen ePortfolios und Informationskompetenz hatte ich ja schon mal an anderer Stelle hingewiesen. Das folgende Zitat zu E-Portfolios von EIfEL (European Institute for eLearning) verdeutlicht dies nochmal:

„In the context of a knowledge society, where being information literate is critical, the portfolio can provide an opportunity to demonstrate one’s ability to collect, organise, interpret and reflect on documents and sources of information.“

Im Rahmen des durch Hamburger Sondermittel geförderten Projektes der TU Hamburg-Harburg mit dem Namen „StudIPort 2.0“, an dem auch die TUHH-Bibliothek beteiligt ist, soll u.a. die bestehende Lernumgebung Stud.IP um ePortfolios erweitert werden. ePortfolios sind so etwas wie ‚digitale Sammelmappen‘ für Ergebnisse des eigenen Lernens und können zugleich als aussagekräftige Bewerbungsmappe während der Jobsuche dienen. ePortfolios dienen der Reflexion über das eigene Lernen, z.B. auch im Rahmen eines Lerntagebuches (oft auch Studientagebuch oder Lernjournal genannt).

Da ja dieses Weblog so etwas wie mein eigenes Lerntagebuch darstellt, können Lerntagebücher sicher auch über Weblogs realisiert werden. Mit Komponenten des Web 2.0 sind solche Lerntagebücher sehr einfach zu realisieren. Ich habe mal auf WordPress.com ein Weblog als Prototyp für ein Lerntagebuch aufgebaut, das ja auch ein Teil eines ePortfolios sein kann. Die Struktur der Blog-Kategorien, die einzelne Kompetenz- und Erfahrungsbereiche des Lernens darstellen, kann zusammen mit den bisherigen Inhalten durch einfache Nutzung der Export/Import-Funktion von WordPress in eine eigenes Weblog zu übertragen. Daher auch der Name portabel4tuhh für diesen Prototyp.

Dazu kommt als zweites die Idee, alternativ statt eines Blogs das Modul Wissensorganisation des Literaturverwaltungsprogramms Citavi, das an der TUHH, aber auch allgemein in einer kostenfreien, leicht eingeschränkten Version zur Verfügung steht, als Lerntagebuch zu nutzen. Auch hierfür werden Dateien zum Download angeboten.

Damit stellt portable4tuhh insgesamt gleichzeitig eine Motivation und Anleitung dar, sich selbst einen Blog anzulegen bzw. das Literaturverwaltungsprogramm Citavi zu nutzen! Auch mit Netvibes ist die Realisierung einer einfachen Low-Cost-Lösung für ePortfolios möglich.

Sicher ist die Nutzung eines Lerntagebuches im Umfeld von Natur- und Ingenieurwissenschaften kaum zu erwarten und das Ganze ist noch nicht wirklich ausgegoren, kann aber vielleicht als Anregung auch für andere Interessenten an ePortfolios dienen!

Informationskompetenz und Wissensmanagement

Recherchiert man zum Begriff „Informationskultur“ tauchen als Ergebnis der Recherche Items auf, die die Informationskultur in Unternehmen betrachten. Hier kommt dann also die Problematik von Informationskompetenz im beruflichen Alltag in den Blick, die vor Jahren im deutschsprachigen Bereich schon durch Beiträge von Marianne Ingold thematisert wurde. Eng ist die Beziehung hier auch zum Wissensmanagement. Auf das Thema „Persönliches Wissensmanagement“ wurde hier ja auch schon verwiesen.

Nun ist mir gerade zu diesem ganzen Themenkomplex ein Aufsatz untergekommen, der viel Kritisches, was das Thema „information literacy“ angeht, aufgreift:

Ruben Toledano O’Farrill : Information Literacy and Knowledge Management: Preparations for an Arranged Marriage. Libri 58 (2008) 155-171. (Ist wohl im Rahmen der Nationallizenz in Deutschland verfügbar!)

Ich habe lange keinen Artikel mehr gelesen, der aus meiner Sicht die Sache so trifft. Wenn ich von dem, was ich denke, etwas aufgeschrieben hätte, wäre wahrscheinlich ein Artikel mit ähnlicher Zielrichtung herausgekommen, aber sicher nie so fundiert, belegt und reflektiert. 😎

Der Artikel behandelt das Verhältnis von Lernen, information literacy und literacy, wobei der Autor „literacy“ so definiert:

A definition of literacy based on the above discussion is therefore: ‚The progressive development of competences for becoming aware of, accessing, critically interpreting and effectively using a variety of languages, codes, semiotic resources and technological affordances as tools for learning, communication, and sense-making in situated social practices.‘

Und er schlägt vor:

One way of thinking about the effects of this proposal is to question whether any existing definition or conception of information literacy would radically change if the word ‚information‘ was taken out. For example, […] Can we define literacy as ‚appropriate information behaviour‘ (Webber & Johnston 2005)? Can we think of workplace literacy rather than of workplace information literacy? If we answer ‚yes‘ to these questions, we are agreeing that information literacy is just an aspect of literacy, or rather, that literacy means engaging with information in all of its modalities.

Schade, dass es im Deutschen keine wirkliche Übersetzung von „literacy“ gibt.

Standards wie ACRL, SCONUL und ANZIL wurden für den Autor entwickelt „on a belief of high individual agency, based on a view of learning that is rooted in strong indivdualism“. Lernen für den Autor ist nicht, nur die richtigen Informationen zu finden, sondern „a way of being in the world, not just of coming to know about it.“

In contrast with learning as only implying internalization, learning as participative practice in communities concerns the whole person acting in the world, and implies a relational view of persons, their perceptions, their actions, and the world. Individuals, communities and technologies are players in a broader context of culture and social organization.

Paul Otlet als Vorläufer von Vannevar Bush

Darauf weist dieser schöne Blog-Beitrag von Edward Vanhoutte hin. Danke an Boyd Rayward für den Hinweis!

The choice for separate cards allowed for indefinite addition, continuous interfiling, repetitive manipulation and classification, and direct utilisation. This, he called the Monographic Principle.

Vorläufer dieses Monographieprinzips bei Otlet waren aber auch Formulierungen bei Karl Wilhelm Bührer und Wilhelm Ostwald, die 1911 „Die Brücke“ gründeten und die beide mit Otlet Kontakt hatten:

So hatte z.B. Bührer schon früh auf die Nutzung von Karteikarten im Geschäftsleben aber auch zur Erleichterung des wissenschaftlichen Arbeitens hingewiesen und dabei so etwas wie das Monographieprinzip formuliert. Für ihn diente

[j]edes Blatt […] ganz konsequent [Hervorhebung im Original] nur für eine Notiz, welche oben rechts durch Anbringung eines Titels sofort rubriziert wird […] Gelehrten ist dieses Zettelsystem zum Sammeln und Ordnen ihrer Exzerpte ganz besonders zu empfehlen.

(Quelle: Karl W. Bührer, Ueber Zettelnotizbücher und Zettelkatalog, in: Fernschau 4 (1890) S. 190-192. Vgl. auch Thomas Hapke: Roots of mediating information : aspects of the German information movement. In: W. Boyd Rayward (Hrsg.), European Modernism and the Information Society. Informing the Present, Understanding the Past. Aldershot: Ashgate, 2008. pp. 307-327.)