Konstanz Workshop on Information Literacy 2007

Eine Konferenz in Deutschland, die ausschließlich dem Thema Informationskompetenz gewidmet war, hat in Konstanz am 8. und 9. November 2007 stattgefunden:

Konstanz Workshop on Information Literacy 2007

Ca. 60 Teilnehmende und Vortragende waren an den Bodensee gekommen, darunter Gäste aus den Staaten, Großbritannien, viele besonders aus der Schweiz und von anderswo. Sogar ein Teilnehmer aus Ghana war dabei. Der Workshop fand zum Ende des zweiten DFG-Projektes zur Informationskompetenz der Bibliothek der Universität Konstanz statt und hatte besonders fortgeschrittene Lernende und ihre Informationskompetenz im Blick.

Die Vortragsfolien werden demnächst und die Texte der Beiträge bis Ende des Jahres über die Website zugänglich sein.

Ein paar Highlights:

  • Suzie Andretta betonte die enge Beziehung zwischen Lernen und Informationskompetenz. Fortgeschrittene Lernende im Bereich Informationskompetenz sind durchaus auch bei jungen Studierenden zu finden, wie auch Postdocs ihre Informationskompetenz oft vielfältig verbessern können. Das Wichtigste für den Lernenden sei es, die beim Informationsprozess auftretende Unsicherheit besonders bei nicht gewohnten Situationen zu bewältigen, um den eigenen Weg für das Informieren und Lernen zu finden. Für Suzie ist Informationskompetenz eine "functional literacy" und damit ein "umbrella term" für eine Vielzahl von Schlüsselkompetenzen.
  • Patricia Davitt Maughan zeigte in Ihrem Beitrag ganz praktisch, was gutes, positives Lernen ist, indem sie in ihren Vortrag ‚Murmelgruppen‘ einstreute und darin die Teilnehmenden aufforderte, sich mit ihren Nachbarn über Vorlieben und Abneigungen bei eigenen Lernprozessen auszutauschen. Wichtigstes Ziel der Informationskompetenz-Förderung aus Pats Sicht: "To make them [the learners] think! … To make them to look within themselves!"
  • Aleksis Smith Macklin und Bartow Culp von der Purdue University in Indiana verbanden die Aktivitäten zur Schulung von "ICT skills" mit dem Konzept einer Community of Practice.
  • Nicole Krüger stellte den Dienst EconDesk der ZBW Kiel vor, die auch an LOTSE mitbeteiligt ist. Deutlich wurde für mich hier, dass alle Teile einer Bibliothek der Förderung von Informationskompetenz ihrer Nutzer dienen können, auch und gerade der Auskunftsdienst!
  • Weitere Infos bieten die Beiträge in Sheila Webbers Weblog:
    Beitrag 1, Beitrag 2.
  • Sheila Webber selbst berichtete am Ende ihres Beitrages über Erfahrungen mit SecondLife.

Mein eigener Beitrag knüpfte an meinen Aufsatz Informationskompetenz 2.0 an und beschrieb die notwendige Ergänzung der bibliothekarischen Sicht auf Informationskompetenz im Sinne Melvil Deweys durch eine mehr holistische Sicht, für die der Name John Dewey im Titel meines Beitrages stand.

Verhalten von Studierenden heute

Zur Zeit erscheint in den Vereinigten Staaten eine Flut von Veröffentlichungen zum Verhalten von Studierenden in der elektronischen Welt und zur Art und Weise ihres wissenschaftlichen Arbeitens und ihrer Nutzung von Bibliotheken. Siehe auch Current Cites, October 2007.

Müsste man eigentlich alles gründlich durchlesen, um zukünftige Konzepte im Bereich Bibliotheken, Informationkompetenz und E-Learning zu entwickeln. Vielleicht reichen ja auch die Zusammenfassungen! 😎

Tagungsprogramm mit den Vortragsfolien: Die lernende Bibliothek 2007

Das Tagungsprogramm zur Tagung Die lernende Bibliothek 2007 am 25.-27. September 2007, Universität Innsbruck enthält nun auch die Vortragsfolien und -texte (teilweise). Es besteht die Hoffnung, dass der Begriff Teaching Library, obwohl im Titel von einigen Sessions vertreten, vielleicht doch bald aus der Mode kommt, siehe den schönen Beitrag von Susanne Rockenbach aus Kassel! Auch Beiträge zur Verbindung von Web 2.0 mit Informationskompetenz sind vertreten.

[Nachsatz 19.10.2007: Nach Susanne Rockenbach in ihrem Beitrag mit dem Titel "Neugier! Und Zweifel! Informationskompetenz anders!" ist es das Wichtigste jeder Förderung von Informationskompetenz, Neugier und Zweifel zu wecken bzw. zu ermöglichen. Recht hat sie!]

Web-Zwei-Nulliges und Bibliotheken

Die vor allem dem Thema Web 2.0 gewidmete Verbundkonferenz des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) am 11. und 12. September in Bremen hat schnell zu lesenswerten Beiträgen und Kommentaren in den Blogs geführt: Anne Christensen und Patrick Danowski schreiben zum ‚Next Generation Catalog‘ , während Lambert Heller in seinem Beitrag dazu am Schluss auch noch auf die Frage der Informationskompetenz in der Welt des Web 2.0 eingeht. Auch der Workshop der Facharbeitsgruppe Erschließung und Informationsvermittlung des GBV war wie die gesamte Verbundkonferenz von einer diskussionsfreudigen und -fördernden Atmosphäre geprägt.

Noch ein paar weitere Anmerkungen und Beobachtungen zu den Beiträgen und Diskussionen in Ergänzung zu den oben erwähnten Blog-Beiträgen:

  • Im Grusswort vom Rektor der Hochschule Bremerhaven erwähnte dieser, dass in Bremerhaven im Rahmen des Studium Generale demnächst alle Studierenden in den Genuss von Informationskompewtenz-Lerneinheiten kommen werden, welche durch die die Hochschule betreuende Staats- und Universitätsbibliothek Bremen erfolgen werden. Als Service der Hochschule fuer die SuUB Bremen hatte diese die Bibliothek beim Umbau hinsichtlich Raumtechnik, Beleuchtung und Energiemanagement beraten, was zu 70% weniger Energieverbrauch führte. Eine beachtliche Kooperation!
  • Herr Möller-Walsdorf erwähnte die bekannte Stefi-Studie als Argument für Social Software: Kommilitonen fragen und die Nutzung des bekannten Internet-Dienste sind die Haupt-Informationsquellen von Studierenden.
  • Noch ein paar Statements aus der Diskussion zum Katalog 2.0 aus dem Workshop:
    • Ursula Schulz wies darauf hin, dass 20 Jahre Benutzerforschung gezeigt haben, dass OPACs (ich mag dieses Wort nicht: Kataloge) schon immer eine "lausige Dienstleistung" waren. "Wir sprechen nicht die Sprache der Nutzer." Darum sind Katalog 2.0-Projekte wichtig!
    • Wissenschaftler aus Natur- und Technikwissenschaften kann man vielleicht durch die Themen RSS-Feeds und Literaturverwaltung für Web-2.0-Aktivitäten gewinnen.
    • "Professionalität ist das Anbieten einer guten Dienstleistung, nicht das, was Profis machen!" (sinngemäß noch einmal Ursula Schulz)
    • Verbindlichkeit und Professionalität des Gütesiegels Bibliothek sollte auch im Bereich Web 2.0 sichtbar werden. Der Katalog und seine Daten können auch ein Marketinginstrument der Bibliotheken sein, um als „trusted user or co-producer“ wahrgenommen zu werden

Passend zum Thema Informationskompetenz 2.0 und Web 2.0 vielleicht das Editorial von Rolf Fuhlrott zu Heft 3 von B.I.T.online, das auch eine historische Dimension gibt. Leider sind die Aufsätze des Heftes 3 nur für Abonnenten zu lesen:

  1. Vermittlung der Schlüsselqualifikationen Informations- und Medienkompetenz in den neuen Studiengängen von Wilfried Sühl-Strohmenger
  2. Vermittlung von Informationskompetenz – Herausforderung für Schule und Unterricht von Luzian Weisel
  3. Information Literacy durch eine „Teaching Library“? von Gabriela Blum
  4. Über die Chancen des Einsatzes „Sozialer Software“ in der Bibliotheksarbeit von Jürgen Plieninger, Edlef Stabenau, Lambert Heller

Und hier noch die Folien zu meinem Impulsreferat Informationskompetenz 2.0 beim Treffen der AG Informationskompetenz des GBV im Anschluss an die eigentliche Verbundkonferenz. Zwei für mich nochmal sehr wichtige Aspekte aus der Diskussion seien hier genannt: Informationskompetenz ganzheitlich betrachtet schliesst die ganze Institution als Mittel zur Förderung von Informationskompetenz mit ein, z.B. auch den Auskunftsdienst. Über die Bedeutung des Auskunftsinterviews dazu muss reflektiert werden. Heike Kamp sprach von einer fehlenden "Kompetenz bzw. Kultur des Zuhörens"! Die Förderung von Informationskompetenz muss auch das zunehmende informelle Lernen berücksichtigen, so Lambert Heller.

education & media

Sehr interessantes Weblog aus dem Bereich Lernen und neue Medien bzw. E-Learning: education & media.

Enthalten sind Kategorien zur Medienkompetenz (mit einem Beitrag zum Thema „Death by Powerpoint“), zum „critical thinking“ und zum Thema Hochschule (aktuell hier Themen wie Wissen 2.0, Kompetenzen von Wissenschaftlern – aus dem duzMAGAZIN 06/200: hier fehlt leider Informationskompetenz (!) – sowie E-Portfolios an der Hochschule).

Informationskompetenz in Frankreich

Immer wieder fällt mir auf, wie wenig man von den Aktivitäten zur Informationskompetenz mitbekommt aus Ländern, deren Sprachen man kaum oder gar nicht beherrscht. Die sprachliche Barriere ist da oft auch eine kulturelle und verhindert interkulturelle Zusammenarbeit!

Eine allgemeine Übersicht bietet informationskompetenz.de:
Informationskompetenz im Ausland: Portale & Blogs

Gerade aufgefallen ist mir auch eine Masters-Arbeit aus Köln von 2006 von Isolde Teufel mit dem Titel "Das universitäre Bibliothekswesen Frankreichs: neuere Entwicklungen und Herausforderungen – eine Analyse der letzten zehn Jahrgänge des Bulletin des Bibliothèques de France", die je einen Abschnitt über Benutzerschulung und Informationsvermittlung enthält.

Neues bei EDUCAUSE

Neues bei EDUCAUSE zu Informationskompetenz heute (= net savvy) und zur Bedeutung und Problematik von MashUps und Remix für das Lernen und Lehren!

EDUCAUSE Quarterly | Volume 30 Number 1 2007
How Choice, Co-Creation, and Culture Are Changing What It Means to Be Net Savvy

Technology and the way information is created, used, and disseminated have changed, as has the definition of „net savvy“

By George Lorenzo, Diana Oblinger, and Charles Dziuban

EDUCAUSE REVIEW | July/August 2007, Volume 42, Number 4

Dr. Mashup; or, Why Educators Should Learn to Stop Worrying and Love the Remix

By Brian Lamb

Dieser Aufsatz enthält auch einen Hinweis auf einen interessanten Aufsatz zum Thema Plagiat:

Jonathan Lethem, „The Ecstasy of Influence,“ Harper’s Magazine, February 2007

Dazu auch einen aktuellen Beitrag in der Zeit und einen früheren Beitrag in diesem Weblog.

UFB Erfurt/Gotha : Service : Lernangebote

Die Universitätsbibliothek Erfurt hat ihre Lernangebote im Service-Bereich neu gegliedert (danke für den Hinweis von Holger Schultka, der in Erfurt die treibende Kraft ist und für den Inhalt verantwortlich ist).

UFB Erfurt/Gotha : Service : Lernangebote

Unter dem Motto Lernen von A bis M wird das Bildungsangebot der Bibliothek dem Kunden schmackhaft gemacht.

  • A Die Bibliothek als Arbeitsmittel
  • B Basiskompetenzen
  • F Fachlich
  • M Medien- und Kulturgeschichte

Das Angebot bietet auch für andere Bibliotheken eine Fülle von praktischen Anregungen sowie (Selbst-)Lernmaterial und Lehrmittel.

Ein weiteres deutsches Buch zur Teaching Library

Teilweise auch in eigener Sache ein Hinweis darauf, dass nach dem Band von Claudia Lux und Wilfried Sühl-Strohmenger (Teaching library in Deutschland : Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz als Kernaufgabe für Öffentliche und Wissenschaftliche Bibliotheken. Wiesbaden : Dinges & Frick, 2004) ein weiteres deutschsprachiges Buch zum Thema Informationskompetenz und Bibliotheken erschienen ist:


Krauß-Leichert, Ute (Hrsg.): Teaching Library – eine Kernaufgabe für Bibliotheken. Frankfurt am Main: Lang, 2007.

Der Band vereinigt eine Sammlung von Aufsätzen von Informationskompetenz-AktivistInnen in nDeutschland:

  • Ute Krauß-Leichert: Teaching Library – eine Einführung
  • Wilfried Sühl-Strohmenger: Neue Entwicklungen auf dem Weg zur «Teaching Library» – insbesondere bei den Wissenschaftlichen Bibliotheken
  • Thomas Hapke: Perspektive E-Learning – Die Rolle von Universitätsbibliotheken in neuen Lernumgebungen
  • Benno Homann: Standards und Modelle der Informationskompetenz – Kooperationsgrundlagen für bibliothekarische Schulungsaktivitäten
  • Detlev Dannenberg/Jana Haase: In 10 Schritten zur Teaching Library – erfolgreiche Planung bibliothekspädagogischer Veranstaltungen und ihre Einbindung in Curricula
  • Katrin Seewald: Lehren lernen oder Wie entsteht eine Teaching Library?
  • Oliver Kohl-Frey: Beyond the Bachelor. Informationskompetenz für Anfänger und Fortgeschrittene an der Universität Konstanz
  • Holger Schultka: Gedanken zur (Bibliotheks-)Pädagogik.

Transliteracy

Informationskompetenz (information literacy) ist nicht die ganze Welt! 😎

Transliteracy – Ist Informationskompetenz umfassender oder eher ein Teil davon?

Siehe auch den frei verfügbaren New Literacies Sampler, herausgegeben von Michele Knobel und Colin Lankshear! Auch der Begriff Multiliteracies wird oft verwendet!

Transliteracy is the ability to read, write and interact across a range of platforms, tools and media from signing and orality through handwriting, print, TV, radio and film, to digital social networks.

Siehe auch folgenden alten Blogeintrag!