Kombinatorik, Kreativität und Informationskompetenz

Auf dieses Essay, das auch als Podcast zur Verfügung steht und im TUBHH-Blog erwähnt wurde, ist hier noch nicht hingewiesen worden:

Kombinatorisches und Kreatives zum Verhältnis von Mathematik und Bibliothek

Ausgehend von einer Aussage des Chemikers Wilhelm Ostwald zur Kombinatorik als Komponente von Kreativität wird in diesem Essay durch Zitate aus der „Bibliothek von Babel“ von Jorge Luis Borges der Zusammenhang zwischen Bibliothek und Kombinatorik und damit Mathematik illustriert. Abschliessend wird das Verhältnis von Kombinatorik und Kreativität im Rahmen von modernen Ideen eines alternativen Umgangs mit dem Urheberrecht (Creative Commons) thematisiert: Die „Bibliothek von Babel“, die alle Werke enthält, die aus der Kombination von allen möglichen Zeichen kombinatorisch konstruiert werden können, ist Teil einer Welt, in der kein Plagiat möglich ist bzw. alle Werke Plagiate sind.

Gegen Ende des Beitrages taucht auch rein zufällig 😎 das Thema Informationskompetenz auf! Das Thema scheint auch wissenschaftlich durchaus aktuell zu sein. So ist in einem gerade erschienenen eBook des Springer-Verlages mit dem Titel „Milieus of Creativity : an Interdisciplinary Approach to Spatiality of Creativity“ unter anderem ein Aufsatz von Dean Keith Simonton zu finden mit dem Titel „Scientific Creativity as a Combinatorial Process: The Chance Baseline“.

Informationskompetenz im E-Denkarium

Das E-Denkarium von Gabi Reinmann hat eine neue Adresse und ist wie immer eine Fundgrube für interessante Diskussionen. Direkt auf Informationskompetenz bezieht sich ein Bericht zu einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Informationskompetenz, Medienkompetenz, digitale Kompetenz oder noch was anderes?“ auf dem Internationalem Symposium für Informationswissenschaft (ISI). Manches daraus spielt für mich auch in die Diskusssion um Standards zur Informationskompetenz im Bibliothekswesen hinein. Am Ende dieses Beitrages schreibt Gabi Reinmann:

Ich habe die Auffassung vertreten, dass die Output-Orientierung an sich eine tolle Sache ist, aber das Problem besteht darin, dass man diesen Output nun auch ständig erfassen muss. Dann sind wir wieder mal beim Assessment-Thema und bei dem Problem, dass Kompetenz auf einmal vor allem das ist, was man erfassen kann. Und genau das kann es ja wohl nicht sein.

Ziiert wird in dem Beitrag ein weiterer Bericht zu der genannten Veranstaltung im Blog von Frank Vohle mit dem Titel „Informationskompetenz: Wo sind die Probleme?„. Seine provokante These ist,

dass wir keine Informationskompetenz brauchen, solange wir in Schule und Hochschule nicht komplexe und offene Problemstellungen in den Lehralltag einbinden.

Thüringer Bibliothekspädagogik

Holger Schultka und die thüringenweite AG Benutzerschulung präsentieren in ihrem neuen Portal Bibliothekspädagogik eine Fülle an Ideen und Anregungen zur Förderung von Informationskompetenz.

Aus Anlass des 98. Deutschen Bibliothekartags 2009 in Erfurt gibt es z.B. eine neue Broschüre mit dem Titel „In Bibliotheken lehren und lernen – Hilfsmittel für die bibliothekspädagogische Praxis : Eine Auswahl für das Lehren und Lernen im Lebenslauf – Mit didaktischen Überlegungen„.

Spannend wird sicher auch die Lernwerkstatt auf dem Bibliothekartag!

Das Besondere der Thüringer Aktivitäten ist die intensive Zusammenarbeit zwischen Bibliotheken und Schulen. Insgesamt sind sicher auch viele Anregungen im Portal zu finden, die wir an der TUHH-Bibliothek bezüglich der Kinderforscher nutzen können.

Informationskompetenz-Förderung in der Grundschule

Eine schöne Flash-Anwendung (hat bei mir nur im Internet Explorer funktioniert) für die Grundschule: Das Inforadar mit Tech Pi & Mali Bu vom Margret Datz (Pressemitteilung IDW).

In den didaktischen Begleit-Informationen heisst es:

Die Tech Pi und Mali Bu-Episode „Das Inforadar“ regt dazu an, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, dass eine Auswahl nötig ist, um richtige und falsche, brauchbare und unbrauchbare Aussagen zu einem bestimmten Thema zu unterscheiden.

Was machen Fachreferenten eigentlich?

Zu dieser Frage habe ich ja schon mal etwas geschrieben. Ein (wohl nicht wirklich ernst gemeinter) Kommentar zum Netbib-Eintrag über den „twitternden“ Fachreferenten-Kollegen in Hannover bzgl. Mehraufwand und Tätigkeiten von Fachreferenten hat mich an die 10 Jahre zurückliegende Diskussion zu den Tätigkeiten von Fachreferenten erinnert.

Eine schöne Zusammenfassung der damaligen Diskussion bietet Björn Bosserhoff im Bibliothekdienst: Wissenschaftlicher Bibliothekar – Berufsstand in der Legitimationskrise? Ein Rückblick auf die Debatte von 1998, der gleich am Anfang ein Statement von Georg Leyh aus dem Jahre 1952 zitiert:

"Der Bibliothekar ist Verwaltungsbeamter, ohne auf gelehrte Haltung und Betätigung verzichten zu dürfen. Ein Spannungsverhältnis zwischen Verwaltungsaufgaben und wissenschaftlicher Arbeit ist von vornherein gegeben. Das eigentliche bibliothekarische Problem besteht darin, die beiden Accente richtig zu verteilen und harmonisch auszugleichen."

Auch Wolfgang Schmitz‘ Vortrag „Wie ein bibliothecarius beschaffen seyn müsse“. Betrachtungen zur Entwicklung des bibliothekarischen Berufsbildes im 20. Jahrhundert“ auf dem Symposium "Von den Preußischen Instruktionen zu eScience" im Institut für Informationswissenschaft der Fachhochschule Köln am 29. Januar 2009 enthält am Schluss dieses Zitat!

Daraus folgt: Der Fachreferent ist ein Twitter, äh Zwitter zwischen Bibliothek als Institution und Fachwissenschaft als Gemeinschaft! 😎

Informationskompetenz in Europa und international

Sheila Webber hat schon auf das neue Buch aus Italien hingewiesen:

Basili, C. (Ed.) (2008), Information Literacy at the cross-road of Education and Information Policies in Europe. Rome: CNR.

Ein schöner Blick über die Grenzen mit Beiträgen zur Situtation von Informationskompetenz-Aktivitäten aus Ländern, von denen man selten etwas auf Englisch liest: Frankreich, Italien, Polen, Rumänien, Spanien u.a. Aus deutscher Sicht schreiben Annemarie Nilges (Joined Planning and Development – Customized Solutioin : the North-Rhine-Westphalian Network on Information literacy) und Thomas Hapke (Information literacy activities in Germany between the Bologna process and the web 2.0).

Ein ähnlicher Titel mit Beiträgen aus Ländern, deren Beiträge selten auf Englisch publiziert werden und der damit hilft, die Sprach-Barriere zu überwinden: Jesus Lau (Ed.) (2008), Information literacy: international perspectives. München: Saur.

ePortfolios, Informationskompetenz und das Web 2.0

Auf den Zusammenhang zwischen ePortfolios und Informationskompetenz hatte ich ja schon mal an anderer Stelle hingewiesen. Das folgende Zitat zu E-Portfolios von EIfEL (European Institute for eLearning) verdeutlicht dies nochmal:

„In the context of a knowledge society, where being information literate is critical, the portfolio can provide an opportunity to demonstrate one’s ability to collect, organise, interpret and reflect on documents and sources of information.“

Im Rahmen des durch Hamburger Sondermittel geförderten Projektes der TU Hamburg-Harburg mit dem Namen „StudIPort 2.0“, an dem auch die TUHH-Bibliothek beteiligt ist, soll u.a. die bestehende Lernumgebung Stud.IP um ePortfolios erweitert werden. ePortfolios sind so etwas wie ‚digitale Sammelmappen‘ für Ergebnisse des eigenen Lernens und können zugleich als aussagekräftige Bewerbungsmappe während der Jobsuche dienen. ePortfolios dienen der Reflexion über das eigene Lernen, z.B. auch im Rahmen eines Lerntagebuches (oft auch Studientagebuch oder Lernjournal genannt).

Da ja dieses Weblog so etwas wie mein eigenes Lerntagebuch darstellt, können Lerntagebücher sicher auch über Weblogs realisiert werden. Mit Komponenten des Web 2.0 sind solche Lerntagebücher sehr einfach zu realisieren. Ich habe mal auf WordPress.com ein Weblog als Prototyp für ein Lerntagebuch aufgebaut, das ja auch ein Teil eines ePortfolios sein kann. Die Struktur der Blog-Kategorien, die einzelne Kompetenz- und Erfahrungsbereiche des Lernens darstellen, kann zusammen mit den bisherigen Inhalten durch einfache Nutzung der Export/Import-Funktion von WordPress in eine eigenes Weblog zu übertragen. Daher auch der Name portabel4tuhh für diesen Prototyp.

Dazu kommt als zweites die Idee, alternativ statt eines Blogs das Modul Wissensorganisation des Literaturverwaltungsprogramms Citavi, das an der TUHH, aber auch allgemein in einer kostenfreien, leicht eingeschränkten Version zur Verfügung steht, als Lerntagebuch zu nutzen. Auch hierfür werden Dateien zum Download angeboten.

Damit stellt portable4tuhh insgesamt gleichzeitig eine Motivation und Anleitung dar, sich selbst einen Blog anzulegen bzw. das Literaturverwaltungsprogramm Citavi zu nutzen! Auch mit Netvibes ist die Realisierung einer einfachen Low-Cost-Lösung für ePortfolios möglich.

Sicher ist die Nutzung eines Lerntagebuches im Umfeld von Natur- und Ingenieurwissenschaften kaum zu erwarten und das Ganze ist noch nicht wirklich ausgegoren, kann aber vielleicht als Anregung auch für andere Interessenten an ePortfolios dienen!

Informationskompetenz und Wissensmanagement

Recherchiert man zum Begriff „Informationskultur“ tauchen als Ergebnis der Recherche Items auf, die die Informationskultur in Unternehmen betrachten. Hier kommt dann also die Problematik von Informationskompetenz im beruflichen Alltag in den Blick, die vor Jahren im deutschsprachigen Bereich schon durch Beiträge von Marianne Ingold thematisert wurde. Eng ist die Beziehung hier auch zum Wissensmanagement. Auf das Thema „Persönliches Wissensmanagement“ wurde hier ja auch schon verwiesen.

Nun ist mir gerade zu diesem ganzen Themenkomplex ein Aufsatz untergekommen, der viel Kritisches, was das Thema „information literacy“ angeht, aufgreift:

Ruben Toledano O’Farrill : Information Literacy and Knowledge Management: Preparations for an Arranged Marriage. Libri 58 (2008) 155-171. (Ist wohl im Rahmen der Nationallizenz in Deutschland verfügbar!)

Ich habe lange keinen Artikel mehr gelesen, der aus meiner Sicht die Sache so trifft. Wenn ich von dem, was ich denke, etwas aufgeschrieben hätte, wäre wahrscheinlich ein Artikel mit ähnlicher Zielrichtung herausgekommen, aber sicher nie so fundiert, belegt und reflektiert. 😎

Der Artikel behandelt das Verhältnis von Lernen, information literacy und literacy, wobei der Autor „literacy“ so definiert:

A definition of literacy based on the above discussion is therefore: ‚The progressive development of competences for becoming aware of, accessing, critically interpreting and effectively using a variety of languages, codes, semiotic resources and technological affordances as tools for learning, communication, and sense-making in situated social practices.‘

Und er schlägt vor:

One way of thinking about the effects of this proposal is to question whether any existing definition or conception of information literacy would radically change if the word ‚information‘ was taken out. For example, […] Can we define literacy as ‚appropriate information behaviour‘ (Webber & Johnston 2005)? Can we think of workplace literacy rather than of workplace information literacy? If we answer ‚yes‘ to these questions, we are agreeing that information literacy is just an aspect of literacy, or rather, that literacy means engaging with information in all of its modalities.

Schade, dass es im Deutschen keine wirkliche Übersetzung von „literacy“ gibt.

Standards wie ACRL, SCONUL und ANZIL wurden für den Autor entwickelt „on a belief of high individual agency, based on a view of learning that is rooted in strong indivdualism“. Lernen für den Autor ist nicht, nur die richtigen Informationen zu finden, sondern „a way of being in the world, not just of coming to know about it.“

In contrast with learning as only implying internalization, learning as participative practice in communities concerns the whole person acting in the world, and implies a relational view of persons, their perceptions, their actions, and the world. Individuals, communities and technologies are players in a broader context of culture and social organization.

Neues aus Augsburg

Die Informationskompetenz-Initiative an der Universität Augsburg, die ja nicht in einer Bibliothek angesiedelt ist (!), wurde hier ja schon erwähnt. Unter der Überschrift „Informationskompetenz und wissenschaftliches Arbeiten“ gibt es einen neuen Arbeitsbericht des Instituts für Medien- und Bildungstechnologie mit dem Untertitel „Studienergebnisse und Empfehlungen zur wissenschaftlichen Recherche im Hochschulstudium“. Wirklich überraschende Ergebnisse von Befragungen und Feldforschung sind für mich nicht wirklich dabei. Betont wird die deutliche Verbindung zum wissenschaftlichen Arbeiten, wenn es bei den Schlussfolgerungen heisst:

  • Hauptfokus der Probleme der Studierenden lassen sich in die Bereiche wissenschaftliche Methoden, Themeneingrenzung / Forschungsfragen und Formalia aufteilen.

Und bei den Empfehlungen heisst es:

  • Studierende bevorzugen es, ihre Kommilitonen bei Fragen zum wissenschaftlichen Arbeiten heranzuziehen. Peer-Learning stellt deshalb eine wichtige Komponente im Bereich des wissenschaftlichen Arbeitens im Hochschulstudium dar. Es ist daher sinnvoll, studentische Tutoren als festen Bestandteil des Beratungsangebots für Studierende bereit zu stellen.

An der TUHH gibt diesbezüglich ein ein sehr erfolgreiches Projekt der Studienberatung „StartING@TUHH – Tutorien zum selbstorganisierten Studieren und Lernen für das erste Studienjahr„, in dem ältere Studierende als Lernberater wirken. Diese Tutoren erwerben hier wirklich Schlüsselkompetenzen. Ich hatte schon Gelegenheit im Rahmen des begleitenden Tutoriums für die Tutoren das Thema Informationskompetenz unter dem Motto „Beyond Google – Angebote der TUHH-Bibliothek“ vorzustellen und habe selten so eine motivierte und mitmachende Gruppe erlebt!

Und hier noch ein schöner studentischer Aufsatz aus Augsburg:

Perlova, Julija (2009). Ein Muss für das 21. Jahrhundert. Informationskompetenz als Schlüsselqualifikation für das Informationszeitalter. w.e.b.Square. 01/2009. URL: http://websquare.imb-uni-augsburg.de/2009-01/4

Standards zur Informationskompetenz werden zu wichtig genommen!

In Deutschland wird über nationale Standards zur Informationskompetenz nachgedacht. Auch auf der letzten Sitzung der AG Informationskompetenz des GBV (AGIK GBV) war dies ein Thema.

Hiermit fasse ich meine Sicht der Dinge, die auch geprägt ist von der Diskussion auf diesem Treffen, zusammen. Vielleicht können einige dieser Gesichtspunkte beim weiteren Verfahren berücksichtigt werden, um das Thema wirklich national voranzubringen!? Das Ganze ist jetzt doch etwas viel geworden, hatte sich aber irgendwie bei mir aufgestaut und ich habe meine Einwände gegen Standards einfach mal runter geschrieben.

Es gibt einen Vorschlag, eine Kurzform der „Standards der Informationskompetenz für Studierende“ des Netzwerkes Informationskompetenz Baden-Württemberg (2006) als nationale Standards zu präsentieren. Dieser soll auf der Frühjahrssitzung der Sektion IV im DBV am 25. und 26.März 2009 in Darmstadt 2009 vorgestellt werden.

Meine Kritikpunkte im Einzelnen:

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Zum Begriff Informationskultur

Das erste Mal bewusst aufgefallen ist mir der Begriff Informationskultur im Titel des Buches vom Briten Luke Tredinnick „Digital Information Culture: The Individual and Society in the Digital Age“ (2008).

Tredinnick beschreibt digitale Informationskultur unter 5 Gesichtspunkten, die auch für mich zu einem ganzheitlichen und weiten Begriff von Informationskompetenz gehören. Ich füge stichwortartig das dazu, was mir an diesbezüglichen Aspekten von Informationskompetenz zu diesen Punkten bisher eingefallen ist:

      Textualität (Textuality): Schreiben und Kontext; Text als sozialer Konstrukt, Wissenschaftliches Arbeiten; …?
      Authentizität (Authenticity): Was ist original? Geistiges Eigentum; Kopieren und Zitieren; …?
      Wissen (Knowledge): Was ist Wahrheit? Was ist Wissen? Was ist Information? Wie entsteht wissenschaftliches Wissen? Problematik des Peer Review? Informationsüberfluss; Gemeinschaftliches Wissen; Lernen, Vermittlung und Bildung; …?
      Macht (Power): Zugang zu Information und Wissen; Informationsmonopole; Digital Divide; Open Access, Zeitschriftenkrise, Informationsökonomie, Urheberrecht, Geheimhaltung von Information; Bewertung von Forschung; ..?
      Identität (Identity): Datenschutz, Privacy; Virtualisiserung, Second Life; …?
      Gedächtnis (Memory): Überlieferung und Geschichte; Erhaltung digitaler Artefakte; …?

Am Schluss vom Kapitel „Knowledge“ habe ich eine so schöne Formulierung/Erweiterung für „information literacy“ gefunden, die hier als „second-order literacy“ bezeichnet wird, dass ich diese etwas länger zitieren möchte:

In the digital age, where information and data are cheap, proliferating through digital environments and always at the end of a search engine query, the value of knowledge derives from understanding the process through which truth become authenticated, and the underlying assumptions, values, biases, presuppositions and belief systems which inform that process.

This is captured in the idea of second-order literacy. Second-order literacy is not a matter of reading, but of creating meaning out of texts or cultural objects within the whole social context. It is about situating truth claims within their social and cultural context and of reading the context as well as the content, not as a way of objectifying knowledge, but as a way of understanding truth claims. Second-order literacy is a matter of understanding that truths are never given, and that authority is never wholly conferred from the sites of knowledge production and creation. And second-order literacy is also a matter of participating in knowledge creation and dissemination, of participating in the process by which shared truths emerge. (S. 114-116)

Noch mehr Diskussionen: Ein Gespräch zur Informationskompetenz mit Wilfried Sühl-Strohmenger

In einem Blog schreibt man ja schnell mal etwas, was nicht ganz ausgegoren ist. So hat ein Nebensatz in meinem Blog-Eintrag mit dem Titel „Diskussion zur Informationskompetenz“, der sicher etwas missverständlich formuliert war, meinen Freiburger Kollegen Wilfried Sühl-Strohmenger dazu animiert, mir eine Mail zu schreiben. Dies führte zu einem interessanten Austausch über unsere jeweilige Sicht auf Informationskompetenz, und ich hatte dadurch die Gelegenheit deutlich zu machen, warum ich mich an seinem Beitrag im Bibliotheksdienst etwas „reibe“! Vielleicht ist das folgende in Auszügen wiedergegebene „Gespräch über Informationskompetenz“ auch für Lesende dieses Blogs interessant. Man könnte sagen „Information literacy in conversation“, in Anlehnung an den Aufsatz von R. David Lankes, Joanne Silverstein, Scott Nicholson mit dem Titel „Participatory Networks: The Library as Conversation“ (2007).

In einem Beitrag im Bibliotheksdienst hat Wilfried Sühl-Strohmenger einen Vortrag von Susanne Rockenbach zum Anlass genommen, auf „unsinnige Gegensätze zwischen Lehren und Lernen, zwischen Anleiten und Entdeckenlassen, zwischen Neugier/Zweifel und ‚Vorratslernen‘ usw.“ hinzuweisen. In seiner Mail an mich schrieb er dazu weiter:

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Diskussion zur Informationskompetenz

Nachdem ich im November 2008 im Seminar von Dirk Lewandowski und Ulrike Spree mit dem Titel „Klassiker der Wissensorganisation / des Information Retrieval“ mit einer Präsentation zu Gast war, war ich letzte Woche erneut im Department Information der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, in der Lehrveranstaltung zur „Teaching Library“ von Detlev Dannenberg und Christine Gläser.

Meine Präsentation schwankte zwischen Praxis (Was ist das Wichtigste zur Informationskompetenz? Welche Themen würden Sie in 45 Minuten ansprechen? Denn oft bekommen Sie nicht mehr Zeit vom Dozenten einer Veranstaltung, in der Sie eingeladen werden, etwas zur Literaturrecherche vorzustellen.), der Realität sowie den Möglichkeiten von eLearning und der Frage, wie sich das Thema Informationskompetenz angesichts des Web 2.0 und der Zukunft weiter entwickelt.

Ein Ergebnis der Diskussion zum Inhalt der 45 Minuten war vielleicht, dass es eigentlich egal ist, was man präsentiert oder macht, die Hauptsache ist, das Thema und die dahinter stehende Bibliothek kommen positiv besetzt rüber. Besonders wichtig wäre es, eine kritische Haltung zur eigenen Suche und zur Bewertung von Informationsquellen zu erreichen. Für mich das Wichtigste sind immer noch „Neugier und Zweifel“ (Susanne Rockenbach) wecken, auch wenn Wilfried Sühl-Strohmenger in seinem Artikel im Bibliotheksdienst (42. Jg. (2008), H. 8/9) Susanne Rockenbach bewusst falsch zu verstehen scheint. Schade! Für mich ist die „Learning Facilitating Library“ immer noch wichtiger als die „Teaching Library“.

Eine weitere interessante Frage war: Voran macht man den Erfolg von Informationskompetenz-Aktivitäten fest? Wie kann man diese bewerten, ein Thema, was auch bei der internationalen Diskussion zur Informationskompetenz sehr aktuell ist. Auch auf dem letzten Bibliothekartag in Mannheim gab es dazu einen Vortrag, der aber die Messung der Verbesserung von Informationskompetenz teilweise auf die Abfrage reinen Wissens reduzierte. Dann finde ich die dort aber auch erwähnte Präsentation einer Datenbank oder das Führen eines begleitenden Recherche-Portfolios, um den Erfolg von Veranstaltungen zur Informationskompetenz zu messen, wesentlich sinnvoller. Persönlich sehe ich Erfolg, wenn in einer solchen Diskussion wie in der HAW mein Beitrag als „Weckruf“ verstanden wird, wenn Lehrende nach einer Präsentation in Kursen zum Wissenschaftlichen Arbeiten im nächsten Jahr nochmals anfragen, ob ich eine mache oder wenn Lehrende mich um einen Beitrag zum Thema Literaturrecherche für ihr Lehrbuch bitten.

Was kann die Bibliothek für Ingenieure tun?

Im Engineering Subject Centre der britischen Higher Education Academy fand ich folgende schöne Zusammenstellung von Bibliotheksdienstleistungen für Ingenieure, die ich sicher auch noch für die Webseiten oder den Weblog der TUHH-Bibliothek verwenden werde.

Engineers: what can your academic library do for you?

Academic libraries provide vibrant study environments, employing the latest technologies and methods to meet both your needs as a busy engineering teacher and researcher, and those of your engineering students.

Das ist wieder ein Beispiel für relativ kurze Texte aus dem anglo-amerikanischen Bereich, die aber das Wesentliche wunderbar zusammenfassen. Immer noch aktuell sind z.B. auch die von Susan Gilroy (Lamont Library, Harvard) erstellten „Tips for doing research online„, die leider nur noch über Archive.org zugreifbar sind. [Ergänzung 13.9.2010:] Mittlerweile hat die Lamont Library diese und andere Texte via Scribd zur Verfügung gestellt.

Wissensordnungen, Geschichten erzählen und Datenbanken

Irgendwie hat es mir die neue Edition Unseld des Suhrkamp Verlages angetan. Nur mehr Zeit zum Lesen müsste man haben!

Bisher habe ich nur folgendes Buch mit Genuss gelesen:

Neue Wissensordnungen – Wie aus Informationen und Nachrichten kulturelles Wissen entsteht“ von Olaf Breidbach. Breidbachs Differenzierung zwischen Information und Wissen und deren Einbettung in die Kultur- und Wissenschaftsgeschichte trifft Vieles von dem, womit ich mich selbst beschäftige!

Auf meiner Leseliste steht noch „Komplexitäten – Warum wir erst anfangen, die Welt zu verstehen“ von Sandra Mitchell.

Und schon sind weitere spannende Bücher angekündigt:

Manche der Bücher sollten vielleicht auf Leselisten zur Förderung von Informationskompetenz stehen, denn kritisches Denken verbunden mit historisch-kultureller Reflektion gehören für mich dazu!