Call for Papers: Das 4. einer Kolloquiums-Reihe zur Informationsgeschichte

Im nächsten Jahr findet im belgischen Mons das 4. Kolloquium einer Kolloquiums-Reihe zur Informationsgeschichte statt, die 2002 dort auch begonnen hatte. Der Call for Paper ist unten zitiert.

CALL FOR PAPERS

Transcending Boundaries in Europe in the Period of the Belle Epoque: Organizing Knowledge, Mobilizing Networks, and Effecting Social Change -A colloquium to be held at the Mundaneum, Mons, 20-21 May 2010

Papers for the colloquium will explore aspects of network development, information creation, organization and exchange, and related “boundary spanning” activities of individuals and institutions and the scholarly tools and techniques that this enabled them to develop during the period of the “Belle époque” in which the Western European world underwent extensive social, political and “epistemic” change from approximately 1880 to 1914.

Those interested in submitting papers for the colloquium are asked to submit an abstract of not more than 500 words by January 31, 2010. Abstracts may be in French or English and will be refereed. Authors will be notified by of the outcome of this process by February 28, 2010. Accepted papers must be delivered at the Colloquium in English.

Further information!

Analoge Räume

„Analoge Räume – zur Geschichte des komplexen Verhältnisses von Information, Wissen und Raum (Analogous spaces – on the history of the complex relation between information, knowledge and space)“ heisst mein Bericht von der Konferenz Analogous Spaces letztes Jahr im Mai in Ghent, der nun in der Zeitschrift ABI-Technik (29(2009)2, 102-116) erschienen ist. Interessenten schicke ich gerne einen Preprint zu.

Abstracts in Deutsch und Englisch:

Die interdisziplinäre, 2008 in Belgien stattgefundene Konferenz „Analogous spaces – architecture and the space of information, intellect and action“ präsentierte einerseits Forschungsaktivitäten zur Geschichte wissenschaftlicher Information und Kommunikation und war damit auch eine Reise zu den Anfängen der frühen Informationsgesellschaft. Andererseits vermittelt sie Informationsgeschichte mit Kultur-, Architektur- und Kunstgeschichte, indem auf diverse Analogien zwischen analogen und digitalen Räumen Bezug genommen wurde. Thematischer Ausgangspunkt war der Belgier Paul Otlet als Begründer der Dokumentation um die Wende zum 20. Jahrhundert, von dessen intellektuellem Netzwerk hier in einem Exkurs auch der Chemiker und Pionier des deutschen Informationswesens Wilhelm Ostwald besonders erwähnt wird.

On the one hand the interdisciplinary conference „Analogous spaces – architecture and the space of information, intellect and action“ taking place 2008 in Belgium presented research activities on the history of scholarly information and communication. With it at the same time it was a journey to the origins of the early information society. Otherwise the conference connected information history with the history of culture, architecture and art by referring various analogies between analog and digital spaces. Topical starting point was the Belgian Paul Otlet as founder of documentation around the turn of the 20th century. In an excursus the German chemist and information pioneer Wilhelm Ostwald is especially mentioned as part of the intellectual network of Otlet.

Information / Kommunikation und die Nutzung der Kernenergie

Das vom Projekt DigitalPreservationEurope (DPE) erstellte Cartoon zum Thema digitale Langzeitarchivierung mit dem Titel „Digital Preservation and Nuclear Disaster: An Animation“, das über YouTube verfügbar ist, illustriert ein wichtiges Problem der Informationsgesellschaft.

Mich hat es auch an ein sehr wichtiges Problem erinnert, das bei der Diskussion um die Nutzung von Kernenergie so gut wie nie thematisiert wird, die Frage der Kommunikation und Information. Die zeitlichen Dimensionen für die Notwendigkeit, Atommüll und das dazugehörige Wissen über Art und Lagerungsort des Mülls sicher aufzubewahren, sind verglichen mit den bisherigen menschlichen Erfahrungen bei der Überlieferung menschlichen Wissens so gross, dass schon dies allein ein Grund wäre, zukünftig auf jegliche Kernenergie zu verzichten. Die Nutzung und Entsorgung von Kerntechnik umfasst also auch ein Kommunikations- und Überlieferungsproblem. Das Wissen um die Art des Mülls und dessen Aufbewahrung ist teilweise schon im Fall der Atommüll-Lagerungsstelle in der Anlage Asse nicht mehr verfügbar und dies ist erst maximal gut 40 Jahre her. Was ist an möglicherweise vorhandenen Informationen von eventuellen „gefährlichen“ Anlagen aus der Zeit der ägyptischen Pharaonen heute noch vorhanden? 😎

BTW: Bibliotheken sind übrigens immer Klima-Schützer, da CO2-Speicher! 😎

Information in der Frühen Neuzeit

… ist der Titel eines neuen Buches zur Geschichte der Information. Im Mittelpunkt der Beiträge steht hier eher der verwaltungstechnische Umgang mit Information, wie er in Organisationen der staatlichen, kirchlichen oder gelehrten Verwaltung auftritt.

Information in der Frühen Neuzeit : Status, Bestände, Strategien / Arndt Brendecke, Markus Friedrich, Susanne Friedrich (Hrsg.). Berlin: LIT Verl., 2008

Der Band, der auch aus einer Tagung heraus entstanden ist, enthält eine interessante Definition von Information als „das, was an Repräsentationen der Welt in Hinsicht auf eine Aufgabe verfügbar ist“ (S. 16), die sich auf Peter Burke (vgl. meine Rezension seines Buches „Papier und Marktgeschrei : die Geburt der Wissensgesellschaft“ (2001)) bezieht. Burke hat selbst einen Beitrag zum Band geliefert. Auch für den nicht unbedingt an der frühen Neuzeit Interessierten, bietet der Band interessante Beiträge zur „Information als Kategorie historischer Forschung“, zur Begriffsentwicklung von Information in Ergänzung zu Capurros Arbeiten (vgl. auch meine Rezension zu Ott), zum frühen Phänomen der Informationsflut und anderes mehr. Der Beitrag zu frühen Suchmaschinen in Form von Adressbüros in der Habsburgermonarchie von Anton Tantner passt zum gerade erschienenen Buch „Suchmaschinen : die Welt als Datenbank“ von David Gugerli (Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2009). Gugerli beginnt seine Betrachtungen allerdings erst in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts!

Was machen Fachreferenten eigentlich?

Zu dieser Frage habe ich ja schon mal etwas geschrieben. Ein (wohl nicht wirklich ernst gemeinter) Kommentar zum Netbib-Eintrag über den „twitternden“ Fachreferenten-Kollegen in Hannover bzgl. Mehraufwand und Tätigkeiten von Fachreferenten hat mich an die 10 Jahre zurückliegende Diskussion zu den Tätigkeiten von Fachreferenten erinnert.

Eine schöne Zusammenfassung der damaligen Diskussion bietet Björn Bosserhoff im Bibliothekdienst: Wissenschaftlicher Bibliothekar – Berufsstand in der Legitimationskrise? Ein Rückblick auf die Debatte von 1998, der gleich am Anfang ein Statement von Georg Leyh aus dem Jahre 1952 zitiert:

"Der Bibliothekar ist Verwaltungsbeamter, ohne auf gelehrte Haltung und Betätigung verzichten zu dürfen. Ein Spannungsverhältnis zwischen Verwaltungsaufgaben und wissenschaftlicher Arbeit ist von vornherein gegeben. Das eigentliche bibliothekarische Problem besteht darin, die beiden Accente richtig zu verteilen und harmonisch auszugleichen."

Auch Wolfgang Schmitz‘ Vortrag „Wie ein bibliothecarius beschaffen seyn müsse“. Betrachtungen zur Entwicklung des bibliothekarischen Berufsbildes im 20. Jahrhundert“ auf dem Symposium "Von den Preußischen Instruktionen zu eScience" im Institut für Informationswissenschaft der Fachhochschule Köln am 29. Januar 2009 enthält am Schluss dieses Zitat!

Daraus folgt: Der Fachreferent ist ein Twitter, äh Zwitter zwischen Bibliothek als Institution und Fachwissenschaft als Gemeinschaft! 😎

Paul Otlet als Vorläufer von Vannevar Bush

Darauf weist dieser schöne Blog-Beitrag von Edward Vanhoutte hin. Danke an Boyd Rayward für den Hinweis!

The choice for separate cards allowed for indefinite addition, continuous interfiling, repetitive manipulation and classification, and direct utilisation. This, he called the Monographic Principle.

Vorläufer dieses Monographieprinzips bei Otlet waren aber auch Formulierungen bei Karl Wilhelm Bührer und Wilhelm Ostwald, die 1911 „Die Brücke“ gründeten und die beide mit Otlet Kontakt hatten:

So hatte z.B. Bührer schon früh auf die Nutzung von Karteikarten im Geschäftsleben aber auch zur Erleichterung des wissenschaftlichen Arbeitens hingewiesen und dabei so etwas wie das Monographieprinzip formuliert. Für ihn diente

[j]edes Blatt […] ganz konsequent [Hervorhebung im Original] nur für eine Notiz, welche oben rechts durch Anbringung eines Titels sofort rubriziert wird […] Gelehrten ist dieses Zettelsystem zum Sammeln und Ordnen ihrer Exzerpte ganz besonders zu empfehlen.

(Quelle: Karl W. Bührer, Ueber Zettelnotizbücher und Zettelkatalog, in: Fernschau 4 (1890) S. 190-192. Vgl. auch Thomas Hapke: Roots of mediating information : aspects of the German information movement. In: W. Boyd Rayward (Hrsg.), European Modernism and the Information Society. Informing the Present, Understanding the Past. Aldershot: Ashgate, 2008. pp. 307-327.)

Bookmarks 2009

Letzte Woche hatte ich noch Gelegenheit mir die Ausstellung „Bookmarks 2009 – Wissenswelten von der Keilschrift bis YouTube“ in der kestnergesellschaft, Hannover anzusehen.

Eine super Idee ist es, das alte Buch verbunden mit einem Blick auf Leibniz mit YouTube zu kombinieren. Leider konnten vor Ort die Bücher und Manuskripte – ebenso wie das Original der Leibniz’schen Rechenmaschine – nur wie im Schaufenster angesehen werden. Aber diesen darstellerischen Nachteil vor Ort macht die Ausstellung im Netz wieder wett: Man kann hier alle Exponante im Detail in Foto und Film (via YouTube) betrachten und selbst die parallel gehaltenen Vorträge sind multimedial online! Beispielhaft!

Wissensordnungen, Geschichten erzählen und Datenbanken

Irgendwie hat es mir die neue Edition Unseld des Suhrkamp Verlages angetan. Nur mehr Zeit zum Lesen müsste man haben!

Bisher habe ich nur folgendes Buch mit Genuss gelesen:

Neue Wissensordnungen – Wie aus Informationen und Nachrichten kulturelles Wissen entsteht“ von Olaf Breidbach. Breidbachs Differenzierung zwischen Information und Wissen und deren Einbettung in die Kultur- und Wissenschaftsgeschichte trifft Vieles von dem, womit ich mich selbst beschäftige!

Auf meiner Leseliste steht noch „Komplexitäten – Warum wir erst anfangen, die Welt zu verstehen“ von Sandra Mitchell.

Und schon sind weitere spannende Bücher angekündigt:

Manche der Bücher sollten vielleicht auf Leselisten zur Förderung von Informationskompetenz stehen, denn kritisches Denken verbunden mit historisch-kultureller Reflektion gehören für mich dazu!

Wilhelm Ostwald’s long shadow

„The Origins of Chemical Literature as a Separate Discipline of Chemistry“ heisst ein Beitrag von F. Bartow Culp (S. 641-646) in den Proceedings der 6th International Conference on the History of Chemistry, die 2007 in Leuven (Belgium) stattfand und das Tagungsthema „Neighbours and territories. The evolving identity of Chemistry“ hatte. Abstracts zur Conference sind ebenfalls online.

Ein Teil des Textes von Bartow trägt die Überschrift dieses Blog-Eintrages.

[Zusatz 5.2.2009] Die kompletten Proceedings der Konferenz „Neighbours and territories. The evolving identity of Chemistry“ sind nun verfügbar auf der Website der „Working Party on the History of Chemistry“ der EuCheMS (European Association for Chemical and Molecular Sciences).

Auch ein Pionier des chemischen Informationswesens!

In der Zeit Nr. 48 vom 20. November 2008 befindet sich auf Seite 44 ein ganzseitiger Artikel über Dimitri Stein, der auch für die Geschichte des chemischen Informationswesens Einiges geleistet hat. Leider ist dies in diesem Artikel nicht erwähnt worden.

Dimitri Stein durfte unter den Nazis nicht Doktor werden. Jetzt hat er seine Promotion, die ihm 1943 verwehrt wurde, an der TU Berlin vollendet.

Stein war auch Freund von Erich Pietsch, dem langjährigen Leiter des Gmelin-Institutes für Anorganische Chemie (1936-1967) und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation (1956-1961). Stein hatte Pietsch kurz vor Kriegsende kennengelernt und war in den 50er und 60er Jahren Kontaktperson des Gmelin-Institutes in den Vereinigten Staaten. Er unterstätzte Pietsch dabei, Kenntnisse zur mechanischen Dokumentation, die damals mittel PCs, 😎 also Punched Cards bzw. Lochkarten erfolgte, nach Deutschland zu bringen und den internationalen Wissensaustausch in diesem Bereich zu fördern. Pietschs Aktivitäten legten die Grundlage für die internationalen Beziehungen des deutschen Informationswesens in den sechziger Jahren.

Mehr zu Pietsch und hier besonders bzgl. Stein (S. 331f) in meinem Aufsatz: Erich Pietsch: International Connections of a German Pioneer in Information Science, in: The History and Heritage of Scientific and Technological Information Systems: Proceedings of the 2002 Conference / W. Boyd Rayward and Mary Ellen Bowden, Editors. Information Today, Inc., Medford, New Jersey, 2004. S. 327-338. Die Proceedings dieser Konferenz sind frei im Netz verfügbar!

Noch mehr zu Pietsch auf deutsch: T.Hapke: Erich Pietsch – Information und Dokumentation im Spannungsfeld zwischen Staat und Nutzer. In: Informationspolitik ist machbar?! Reflexionen zum IuD-Programm 1974-1977 nach 30 Jahren / Josef Herget, Sonja Hierl, Thomas Seeger (Hg.). Frankfurt a.M.: DGI, 2005. S. 43-58. (Preprint)

Ostwald immer digitaler!

Zu den schon in diesem Blog erwähnten Digitalisaten von Ostwalds Werken sind jetzt auf deutschen Servern weitere dazugekommen:

(Zusatz 24.11.2008:) Im Rahmen des zuletzt erwähnten Projektes fand vom 20. bis 21.11.2008 in Leipzig eine Konferenz statt mit dem Titel „An den Grenzen der Wissenschaft. Die ‚Annalen der Naturphilosophie‘ und das natur- und kulturphilosophische Programm ihrer Herausgeber Wilhelm Ostwald und Rudolf Goldscheid„, an der auch der Autor dieses Blogs teilnehmen durfte.

Und wieder Paul Otlet …

Nach meinem kurzen Vortrag im Rahmen der Mitgliederversammlung der DGI auf der 30. DGI-Online-Tagung (zugleich 60. Jahrestagung der DGI) am 16. Oktober 2008 mit dem Titel „Information damals – Otlet & Co : Ein Ausflug in die Frühgeschichte der modernen Informationsgesellschaft“ wurde ich von Ulrike Spree, die wieder ihr Seminar „Klassiker der Wissensorganisation/des Information Retrieval“ veranstaltet, auf einen Film über Paul Otlet mit seinem Biografen Boyd Rayward mit dem Titel „Alle Kennis van de Wereld (Biography of Paul Otlet)“ (1998) hingewiesen, den ich bisher noch nie wirklich bewusst wahrgenommen habe! 😎

Mein Vortrag in Frankfurt zeigte einige Bilder aus Mons und ging dann aber auf Wilhelm Ostwald, Erich Pietsch und andere weniger bekannte deutsche Pioniere des Informationswesens ein.

Mehr zu Otlet auf Boyd’s Webseite, mehr zu Ostwald siehe auch meinen Text: Wilhelm Ostwald zu Organisation und Medium wissenschaftlicher Information und Kommunikation (Vienna Knowledge Net, 2008).

Die Website des Vienna Knowledge Net enthält interessante Texte rund um die digitale Welt und ihre Geschichte, so auch einen Aufsatz von Markus Krajewski mit dem Titel „Zitatzuträger. Aus der Geschichte der Zettel/Daten/Bank“

Frühe Suchmaschinen

Aus dem bibliothekarischen Weblog netbib hier der Hinweis auf eine Tagung in Wien zur Geschichte von Suchmaschinen unter dem Titel „Vor Google – Suchmaschinen im analogen Zeitalter“.

Besonders interessant ist das ebenfalls in netbib erwähnte Interview mit den Organisatoren der Tagung auf der Website des ORF, wird doch hier auch auf einen Zusammenhang zwischen Informationsgeschichte und Informationskompetenz hingeiwesen! 8-)!

ORF.at: Gibt es einen neuen Trend in den Sozial- und Geisteswissenschaften, sich angesichts von Google und anderen Werkzeugen mit diesen Fragen zu beschäftigen?
Anton Tantner: Es gibt tatsächlich, aus der Bibliothekswissenschaft kommend, Informationswissenschaftler, die sich auch historisch damit beschäftigt haben. Die große Frage ist auch die nach der „digitalen Generation“, die sozialwissenschaftlich intensiv beforscht wird. Wie organisieren Schulkinder im Internet-Zeitalter ihr Wissen? Wie verwenden sie Suchmaschinen? Das wird in Zukunft auch immer wichtiger für die universitäre Lehre. Was sollen Hochschullehrer in Zukunft vermitteln?

60. Jahrestagung der DGI – Jubiläumsheft

Das Heft 6-7 des Jahrgang 59 (2008) der Zeitschrift „Information – Wissenschaft und Praxis“ enthält anläßlich der 60. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis u.a. interessante Beiträge zur Geschichte des deutschen Informationswesens und zum Thema Informationskompetenz:

  • Ein Editorial von Rainer Kuhlen: Auch über die Sechzig hinaus müssen Wissen und Information verfügbar bleiben.
  • Grussworte von ehemaligen Präsidenten der DGD/DGI: Peter Canisius, Arnoud de Kemp und Joachim-Felix Leonhard.
  • Ein Rückblick auf terminologische Arbeit im Dokumentationswesen von Axel Emert mit dem Titel: Begriffsordnung und Terminologie – Seit jeher unverzichtbar für die Dokumentation? (A-)KTS: Ein DGI-Komitee: Tradition, Zukunft, Aufgaben
  • Feiern wir wirklich den 60. Geburtstag der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation? fragt Eberhardt Gering
  • Den Abdruck des Manuskripts einer Vorlesung des von 1951 bis 1955 Ersten Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation (DGD), Prof. Dr. Hans Wilhelm Eppelsheimer (1890-1972), unter dem Titel „Vorlesungen zum Thema Bibliothekswesen und Dokumentation“ – Förderung von Informationskompetenz damals!
  • Eine Denkschrift der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis (DGI e.V.) zur Förderung der Informationskompetenz im Bildungssektor von Luzian Weisel und Alexander Botte – Förderung von Informationskompetenz heute!

Noch eine Anmerkung zum Beitrag von Eberhardt Gering, der die Frage zum 60-jährigen Jubiläum der Reaktivierung der DGD 1948 aufgreift, eine Diskussion, die vor 10 Jahren mit dem Aufsatz von Hansjoachim Samulowitz aus historischer Sicht behandelt wurde: 50 Jahre DGD? Anmerkungen zur „verschollenen“ Vorgeschichte der DGD. In: Nachrichten für Dokumentation 49(1998)6, S.331-332. Vor zwei Jahren hat Hansjoachim Samulowitz ein weiteres Mal etwas dazu geschrieben: Zur Gründungsgeschichte der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation. In: Nachrichten für Dokumentation, ISSN 0027-7436, Bd. 57 (2006), 4, S.191-196.

Von einem Vergessen der Gründungsgeschichte der DGD kann aus meiner Sicht keine Rede sein. Dass die DGD während der Zeit des Nationalsozialismus mit der gesamten Dokumentation Teil der Kriegswirtschaft war und auch eine propagandistische Rolle spielte, hat ja schon Elke Behrends in ihrer Dissertation dargestellt (Technisch-wissenschaftliche Dokumentation in Deutschland von 1900 bis 1945 : unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses von Bibliothek und Dokumentation / Behrends, Elke. Wiesbaden : Harrassowitz, 1995). Auch Erich Pietsch, der Vorsitzende der DGD nach Eppelsheimer, war ja in der NS-Zeit kein Heiliger und hat seine Rolle gespielt. Anpassung sowie Mitläufertum und das ‚Vergessen‘ derselben sind bei den in der DGD während und nach dem Kriege aktiven Personen genauso zu konstatieren wie bei den meisten anderen Deutschen, die diese Zeit mitgemacht haben.

Hier noch der Hinweis auf einen weiteren Beitrag zur Geschichte der DGD von Marlies Ockenfeld und Herrn Samulowitz auf der Konferenz 2002 in Philadelphia mit dem Titel „Libraries and Documentation in Germany: A Long-Lasting Conflict„.