Open Access und OER

Im Rahmen eines HOOU Workshop zu „Open Access“ auf der Campus Innovation 2017 (Donnerstag, 23.11.2017) ging es um Fragen nach Schnittstellen und möglichen Synergien zwischen Open Educational Resources (OER) und Open Access. Dies ist ein kurzer Bericht zum Impuls-Vortrag mit dem Titel „Open Access. Bibliothek in Zukunft?! – und was dies mit Open Educational Resources (OER) zu tun hat“ und von der daran anknüpfenden Diskussion.

Die Impulspräsentation begann mit einer Sicht auf „Offenheit in Forschung und Lehre“, die aufgrund der ständig zunehmenden Digitalisierung und deren Einfluss auf die Hochschulbildung und das wissenschaftliche Publizieren sich in den Schlagwörtern „Open Science“ und „Open Education“ manifestiert. In Hamburg illustrieren die laufenden Projekte „Hamburg Open Science“ (HOS) (Bürgerschaft Hamburg Drucksache 21/10485 vom 26.09.2017) und „Hamburg Open Online University“ (HOOU) (Drucksache 21/10426 vom 19.09.2017) diese Schlagwörter.

Das in der Ankündigung zur Impulspräsentation zu findende „Bibliothek in Zukunft?!“ umfasst die Frage der Verortung von Bibliotheken in diesen Open-Szenarien. Die Universitätsbibliothek der TUHH, die tub., versucht in beiden Szenarien aktiv ihre Kompetenz z.B. bzgl. Repositorien, Schnittstellen, eindeutigen Identifikatoren und Metadaten im Bereich Informations-Infrastrukturen einzubringen, vgl. etwa https://openscience.tuhh.de.

Die tub. führte ein Early Bird Projekt im Rahmen der HOOU mit dem Titel „Wie funktioniert eigentlich Forschung?“ durch. Als OER zum Wissenschaftlichen Arbeiten entstand unter anderen Ressourcen ein Weblog, das ein Bachelor-Seminar an der TUHH begleitet.

Im Jahre 2018 arbeitet die tub. an einem HOOU-Projekt „Wissenschaftliches Arbeiten öffnen“ mit den Zielen einer Neukonzeption eines Bachelor-Seminars sowie der Erstellung von weiteren OER zum Thema. Praktische Rezepte zum wissenschaftliche Arbeiten, Reflexion über das Funktionieren von Wissenschaft sowie Offenheit als Tugend machen Wissenschaft leichter zugänglich – für Studierende, aber auch für alle, die in Alltag (oder etwa in der Politik) wissenschaftlich begründete Entscheidungen treffen müssen. Eine globale Welt, die an Nachhaltigkeit orientiert ist, ist immer mehr auf Offenheit angewiesen.

Kurz habe ich im Impulsvortrag auf ein OER als Lernprodukt aus dem Seminar „Wissenschaftliches Arbeiten“ hingewiesen, eine Open Access Publikation mit Texten von Ingenieur-Studierenden zur Zukunft von Bibliotheken:

Bibliothek in Zukunft?! Texte von Studierenden zum Wandel von Bibliotheken. Aus dem Bachelor-Seminar „Wissenschaftliches Arbeiten“ an der TU Hamburg / hrsg. von Thomas Hapke. Hamburg: TUHH Universitätsbibliothek, 2017,

das ähnlich wie die im Workshop vorgestellten „Lernprodukte“ aus dem HOOU-Projekt RUVIVAL über das von der tub. betriebene Open Access Repository tub.dok der TUHH verfügbar ist und das zudem einen inhaltlichen Rückgriff auf den oben genannten Teil des Titels des Impuls-Vortrages gestattete.

Die Impulspräsentation, schwerpunktmäß zum Thema Open Access – siehe auch das Thema auf der Website der tub. Hamburg – sollte im Workshop einer Diskussion vorbereiten, wo es um folgende Fragen geht:

  • Wie passen OER und Open Access zusammen?
  • Wie können OER die für Open Access vorhandene Informations-Infrastruktur nutzen?
  • Wie und was kann die OER-Bewegung von der Open Access Bewegung lernen? Und umgekehrt?
  • Unterscheiden sich, und wenn ja wie, OER von via Open Access publizierten Dokumenten?

Einige Stichpunkte aus der Diskussion:

  • Qualität ist sowohl bei OA als auch OER ein Thema. Peer Review ist auch als offenes Peer Review möglich.
  • Wichtiger Aspekt von Offenheit beim Forschen und Lehren: Einfluss der Persönlichkeit!? (Vgl. ZBW MediaBlog: Wie beeinflusst die Persönlichkeit das Teilen von Forschungsdaten?)
  • Gibt es hochschuleigenes Wissen? Auch ein generelles juristisches Problem, vgl. die Auseinandersetzungen zur Veröffentlichungspflicht via Open Access in Konstanz. Offenheit auch abhängig von Fachgebieten und anderen Kontexten (etwa Industrieforschung), wo Patente und wirtschaftliche Interessen eine Rolle spielen.
  • Rechtliche Fragestellungen gewinnen immer mehr an Bedeutung beim Publizieren. Und welche Äußerung im Netz ist heute keine Publikation?
  • Bibliotheken sind immer mehr auch als Verlage anzusehen, die in ihren Open Access Repositorien Werke aus ihren Heimat-Institutionen veröffentlichen. Beim grünen Weg von Open Access wäre dies dann eine Zweitveröffentlichung. Bei der Qualität der Veröffentlichungen in den Repositorien der Bibliotheken bauen Bibliotheken sicher zur Zeit noch eher darauf, dass die Angebote aus der jeweiligen Heimatinstitution diese Qualität von sich aus auch mitbringen, ohne dass sie sich eigene Services zur Kontrolle inhaltlichen Qualität von Publikationen leisten können.
  • Bibliotheken nerven ja oft mit Fragen nach der Datenqualität, sie sehen hier aber auch ihre fast wichtigste Rolle:
    In einer idealen Welt der digitalen Dokumente (Publikationen, Forschungsdaten, OER usw.) sind die unterschiedlichen „Dokumente“, Objekte, Dateien usw. (je nach gewünschter Granularität!) jeweils mit unterschiedlichsten, beschreibenden Metadaten versehen. Sowohl die einzelnen Objekte sind über eindeutige Identifikatoren (etwas DOI oder andere Handles) direkt zu nutzen, als auch die einzelnen beschreibenden Metadaten-Elemente sind über einen Uniform Resource Identifier (URI), siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Uniform_Resource_Identifier, direkt und einzeln zu nutzen, etwa ist für jeden Autor seine ORCID, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/ORCID, angegeben, so dass direkt auch nach weiteren Objekten des spezifischen Autors gesucht werden kann. Vgl. zu Metadaten von OER auch meinen Text: „How we bec[o]me metadata“ – Beschreiben, Finden, Weitergeben und Verändern von Open Educational Resources. Synergie : Fachmagazin für Digitalisierung in der Lehre. #04 2017. S. 58-61
  • Hinsichtlich der Unterschiede zwischen OER und via Open Access publizierten Dokumenten ist sicher die bei OER intendierte Weiterverarbeitung der Objekte als wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu nennen. Eine funktionierende Versionenkontrolle ist hier sicher noch wichtiger als bei herkömmlich Open Access publizierten Objekten. Nannte man im Print-Bereich eine neue Version noch „Auflage“ ist bei OER die Frage zu stellen, was eine neue Version genau ist, etwa eine bestimmte Zeitscheibe einer sich ständig weiter entwickelnden bzw. verändernden OER. Bzw. wann eine Version keine Version eines Werkes mehr ist, sondern schlicht ein neues Werk. Viel Stoff zur Reflektion für Philosophierende, aber auch für juristisch Interessierte. 😎

Ein Gedanke zu „Open Access und OER

  1. Pingback: Open Access und OER – biboer

Kommentare sind geschlossen.