Open Educational Resources und Bibliotheken

Open Educational Resources (OER) sind "Lehr-, Lern- und Forschungsressourcen in Form jeden Mediums, digital oder anderweitig, die gemeinfrei sind oder unter einer offenen Lizenz veröffentlicht wurden, welche den kostenlosen Zugang sowie die kostenlose Nutzung, Bearbeitung und Weiterverbreitung durch Andere ohne oder mit geringfügigen Einschränkungen erlaubt“ („Leitfaden zu Open Educational Resources in der Hochschulbildung“, hrsg. von der Deutschen UNESCO-Kommission, Bonn 2015, S. 5).

Ein wirklich alle Bereiche von OER betrachtende "Whitepaper zu Open Educational Resources (OER) an Hochschulen in Deutschland" von Markus Deimann, Jan Neumann und Järan Muuß-Merholz fasst den Stand der Diskussion im Frühjahr 2015 zusammen. Der letztere betreibt auch die Transferstelle für OER mit vielen weiteren Infos zum Thema. Auf politischer Ebene gibt es einen Anfang des Jahres von BMBF und KMK publizierten "Bericht der Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der Länder und des Bundes zu OER". Im Rahmen eines vom BMBF geförderten Projektes von Wikimedia Deutschland, Mapping OER, sollen folgende zentrale Herausforderungen von OER untersucht werden:

  • "Wie kann Qualität auch bei offenen und freien Bildungsmaterialien sichergestellt werden?
  • Welche Arten der Weiterbildung bieten sich an, um Lehrende zum Thema OER zu schulen?
  • Welche nachhaltigen Finanzierungsmodelle sind in Bezug auf freie Bildungsmaterialien denkbar?
  • Wie kann die Lizenzierung der Materialien praxisnah gestaltet werden und welche urheberrechtlichen Fallstricke sind zu bedenken?"

OER und Bibliotheken

OER sind spätestens seit dem Aufsatz von Jan Neumann im Bibliotheksdienst auch ein Thema für Bibliotheken (siehe auch das Gespräch dazu zwischen Jöran Muuß-Merholz und Jan Neumann). Auch das oben erwähnte umfangreiche Whitepaper berücksichtigt das Thema Bibliothken in einem eigenen Teilkapitel (S. 48-50). Sichtbar ist dies auch durch die Vorträge von Jürgen Plieninger ("Was sind Open Educational Resources (OER) und was haben Bibliotheken damit zu tun?") und Adrian Pohl ("Metadaten für Open Educational Resources (OER) im deutschsprachigen Raum") auf einer Session zu OER-Metadaten im Rahmen eines Workshops der DINI AG KIM (Kompetenzzentrum Interoperable Metadaten – KIM) im Frühjahr 2015. Jürgen Plieninger hat in einem Wiki Material zum Thema OER und Bibliotheken gesammelt. Hier findet man z.B. auch Überblicke zur Recherche nach OER, vgl. auch eine Übersicht auf deutsche Quellen bei iRights.info von Jöran Muuß-Merholz.

Die OER-Metadaten-Gruppe vom KIM hat "Empfehlungen zur Publikation von OER-Metadaten (Entwurf)" gegeben. Schon 2013 wurde ein Papier "Metadaten für Open Educational Resources (OER). Eine Handreichung für die öffentliche Hand", erstellt von der Technischen Informationsbibliothek (TIB), publiziert.

Gerade die Frage der Metadaten stellt zur Zeit wohl eine große Herausforderung dar, da "große Teile der heute verfügbaren OER nur unzureichend mit Metadaten ausgezeichnet sind, die eine Grundvoraussetzung für das Suchen und Finden von OER darstellen." "Um diesen Missstand zu überwinden ist es deshalb erforderlich, OER mit Metadaten auszuzeichnen, wobei ein institutionsübergreifender einheitlicher Standard verwendet werden sollte. Voraussetzung dafür wäre, dass sich ein einheitlicher Standard entwickelt und in der Praxis etabliert. Der Standard sollte den Anforderungen der Praxis gerecht werden und genügend Felder enthalten, um aussagekräftig zu sein, aber ansonsten so schlank [wie irgend möglich (Hervorhebung T.H.)] sein, dass potentielle Metadatenredakteure [ich denke da eher an die Autoren selbst!] nicht abgeschreckt werden." (Whitepaper, S. 49)

Die Erstellung und das Angebot von Open Educational Ressources ist eine Form der Publikation. Publizieren impliziert dabei immer ein gewisses Qualitätsniveau, einerseits hinsichtlich Inhalt, andererseits aber auch hinsichtlich der technischen Art und Weise des Publizierens. Und hier kommen eben auch Bibliotheken ins Spiel. Denn hier sind unbedingt auch technische Standards für die Nachnutzung einzuhalten. Dazu gehören u.a. die Verwendung von Persistent Identifiers (i.d.R. DOI – Document Object Identifiers), offene Standards für das Harvesting (z.B. OAI-PHM, Linked Open Data) sowie Linking-Technologien wie OpenURL. Sinnvoll wäre es im Rahmen eines OER-Projektes zwischen einer Kommunikations-Plattform und an- bzw. eingebundenen Publikations-Plattformen zu unterscheiden. Zusätzlich sollte betont werden, dass bei der technischen Erstellung und dem technischen Angebot von OER möglichst auch nur Open-Source-Werkzeuge verwendet werden sollten. Ein OER in einem nicht offenen Office-Format z.B. ist nicht wirklich offen, es kann nämlich nur benutzt werden, wenn man die entsprechenden proprietären Werkzeuge besitzt.

Über OER hinaus

Wenn in Bibliotheken über OER reflektiert wird, und dies habe ich auch bei mir beobachtet, werden OER eher objekt- bzw. dokumentenorientiert gesehen. OER sind aber auch als Prozesse, als "Open Educational Practices" (OEP), aufzufassen – vgl. Mayrberger, Kerstin, und Sandra Hofhues. "Akademische Lehre braucht mehr ‚Open Educational Practices‘ für den Umgang mit ‚Open Educational Resources‘ – ein Plädoyer" (Zeitschrift für Hochschulentwicklung 8, Nr. 4, 2013).

Zu den OEP könnte man auch die stark gehypten MOOCs (Massive Open Online Courses) zählen – mehr dazu im von Rolf Schulmeister herausgegebenen Band "MOOCs – Massive Open Online Courses : Offene Bildung oder Geschäftsmodell?" (Waxmann, 2013, PDF-Datei downloadbar!). Zu Informationskompetenz und MOOCs siehe auch die Präsentation von Sheila Webber mit dem Titel "MOOCs, Information Literacy and the role of the librarian".

In einem viel zitierten Aufsatz mit dem Titel "The Open Future: Openness as Catalyst for an Educational Reformation" (EDUCAUSE Review 45, Nr. 4 (Januar 2010): 14-20) hat David Wiley schon 2010 die Rolle von Offenheit für Bildung und Ausbildung beschrieben. Offenheit besteht für Wiley – tendenziell eher objektorientiert gedacht – in der Möglichkeit der "4R" (Reuse, Revise, Remix, Redistribute). Er betont aber auch die Rolle der Offenheit beim Prozess des Lernens, wenn er schreibt (S. 16): "Education is sharing. Education is about being open."

Und auch der Begriff Emanzipation passt hier und dazu auch Rancières Philosophieren über das Unterrichten. "Emancipation literally means to give away ownership (ex:away;
mancipum: ownership)." schreibt Gert Biesta in "A New Logic of Emancipation: The Methodology of Jacques Rancière" (Educational Theory 60, Nr. 1 (1. Februar 2010): 39–59, S. 41 – Nicht Open Access). Der Begriff stammt also aus dem Lateinischen (emancipatio als Zusammensetzung aus e: aus, manus: Hand, capere: nehmen) und bedeutet damit im Wortsinn die Freigabe "aus" dem eigenen Besitz. Und dies ist ja auch das Ziel von Open Access und OER, die also beide die Emanzipation als Ziel jeder Bildung gerade auch im heutigen Sinne unterstützen. 😎

Zur Hamburg Open Online University

Der Jahresbericht 2014 des nordrhein-westfälischen Zentrums für Bibliotheks- und Informationswissenschaftliche Weiterbildung (ZBIW) widmet sich dem Thema Offenheit und enthält auf S. 26-29 einen aktuellen Beitrag von Jan Neumann mit dem Titel "Open Educational Resources (OER) – Grundlagen und Aufgaben für wissenschaftliche Bibliotheken". Am Anfang wird hier auch ein Hamburger Projekt erwähnt, die Hamburg Open Online University (HOOU), die der tiefere Grund ist, warum der hier Schreibende in das Thema OER etwas mehr eingestiegen ist. Als Mitwirkender an einer Expertengruppe OER der HOOU für die TUHH sehe ich meine Aufgabe vor allem darin, als Beobachtender dieses spannenden Projektprozesses den Blick von Bibliotheken auf OER zum Tragen zu bringen und Möglichkeiten von Bibliotheksdienstleistungen auszuloten. Und wie manche Mitglieder dieser "sogenannten" Expertengruppe bin ich vor allem Lernender beim Thema OER.

Hinter der HOOU, ein durch die Freie und Hansestadt Hamburg gefördertes Kooperationsprojekt aller Hamburger Hochschulen (siehe auch die Info-Seite zur HOOU der Universität Hamburg), steckt die Vision einer Universität für alle: Bürgerinnen, Bürger und Angehörige der Hamburger Hochschulen erforschen und bearbeiten die breite Öffentlichkeit interessierende wissenschaftliche Projektthemen (Stichwort "Citizen Science"). Diese Projektthemen können auch von jedem selbst in den Pool eingebracht werden. Am Thema Interessierte können ihr Thema auswählen und dazu ihre Teilnahme bekunden. Die Forschenden und Lehrenden der Hamburger Hochschulen unterstützen durch ihre Expertise den Lern- und Forschungsprozess der Teilnehmenden an den Lernprojekten.

Wenn gewünscht – so jedenfalls die Vision – sollen Teilnehmende nach Abschluss des Projektthemas in der HOOU ein Zertifikat erhalten, das bei aktuell Studierenden und bei anderen Personen, die eventuell erst später studieren wollen, als Studienleistung anerkannt werden kann. Durch offene Lernprozesse sowie qualitätsgeprüfte offene Lernressourcen und Publikationen (Open Educational Resources) erfahren Teilnehmende die Möglichkeiten einer offenen Wissenschaft ("Open Science") in einer digitalen und nachhaltigen Gesellschaft, die sich nur mit Hilfe von Wissenschaft und Technik weiterentwickeln kann. Nebeneffekt des Projektes soll eine bessere Sichtbarkeit Hamburger Forschung und Lehre in der Öffentlichkeit sein. Soweit die Vision, so wie sie von mir verstanden wurde und bis zu der es noch ein sehr weiter Weg sein wird.

Gerade heutzutage erscheint aber – und auch darum finde ich dieses Projekt wichtig – ein Nachdenken über Wissenschaft und deren Veränderungen durch die digitale Entwicklung immer wichtiger. Aus wissenschaftlich-technischer Sicht betrifft dies Entwicklungen in Richtung einer „Open Science“, aus (umwelt-)politischer Sicht die Frage, wie eine Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft mit Hilfe von Wissenschaft und Technik gelingen kann. Dies erscheint nur möglich, wenn bei BürgerInnen und Politikern ein Verständnis für Wissenschaft vorhanden ist – über deren Kennzeichen und Theorie, deren Sichtbarkeit und Nutzen im Rahmen der gegenwärtigen Gesellschaft, deren spezifischen Zwecke, Prozesse und Methoden sowie deren sozial-gesellschaftliche Einbettung in die moderne Gesellschaft, und dies alles auf einer Meta-Ebene reflektiert und durch praktische Mitarbeit gewonnen. Vielleicht kann die HOOU, wenn denn die Vision Wirklichkeit werden sollte, dazu etwas beitragen.

OER und Informationskompetenz

Aktuell betont Sandra Hofhues die Notwendigkeit einer didaktischen Sicht noch einmal in ihrem Blog-Beitrag "Offene Bildungsressourcen (OER) an Universitäten und Hochschulen: Plädoyer für eine didaktische Sicht". Besonders gefallen hat mir hier der Hinweis auf die "Leerstelle" Medien- und Informationskompetenzen als zentrale Bedeutung einer Auseinandersetzung mit OER. Umfassen OER Lehrmaterialien und Lernprodukte – also extra für die Lehre von Lehrenden produzierte OER und von Lernenden eventuell auch mit Unterstützung der Lehrenden selbst erarbeitetes Material – dann wird die Publikation von OER ein "implizites" Lernprogramm für Lehrende und Lernende zum Umgang mit Urheberrechten im digitalen Zeitalter, was ja auch ein wichtiger Teil von Medien- und Informationskompetenz ist. Und dass es beim Thema Informationskompetenz besonders um eine Reflexion über Praktiken der Wissenschaft geht, wie ich es in meinem letzten Blog-Beitrag beschreibe, finde ich in folgendem Satz wieder: „Konstituierend sind dafür der Wissenschaft inhärente Elemente wie Kritik bzw. kritisches Denken, Austausch und Diskurs.“

Kritisches

Vergessen wir aber nicht, dass Offenheit auch kritisch gesehen werden kann. Mercedes Bunz hat dies in einem Blog-Beitrag mit dem Titel "Why ‘open’ isn’t progressive anymore" hervorgehoben. Sie verweist insbeosndere auf einen Aufsatz von Nathaniel Tkacz, der 2015 auch ein Buch mit dem Titel "Wikipedia and the Politics of Openness" publiziert hat.

Eine differenzierte Sicht bietet auch Richard Edwards in seinem Aufsatz "Knowledge infrastructures and the inscrutability of openness in education". Hinzuweisen ist auch auf einen Text von Jeremy Knox mit dem Titel "Five Critiques of the Open Educational Resources Movement. Teaching in Higher Education" (2013). Eine kritische Sicht auf "Open education" findet man bei Pauline Van Mourik Broekman, Gary Hall, Ted Byfield, Shaun Hides, und Simon Worthington in "Open education: a study in disruption" (London, New York: Rowman & Littlefield International, 2014. Open Access-Version). Auf den Seiten 76 bis 78 finden sich Empfehlungen ("principles") zu "Open education" im Sinne der Autoren:

  • Explicitly frame Open Education as social and socialising
  • Find ways of connecting with other movements dealing with issues of openness
  • Collaborate with international partners
  • Experiment with sound and vision (at the very least)
  • Avoid monolithic systems
  • Learn from agile and rapid development methodologies
  • Understand and use co-creation
  • Produce more comprehensive analysis of media and cultural studies-related Open Education provision in the United Kingdom/Europe
  • Engage critically

Auf S. 82ff findet sich auch eine Kritik an den Creative Commons.

Eine kritisch-reflektierte Sicht in Deutschland auf OER bietet Markus Deimann, z.B. mit seinem Aufsatz "Open Education als partizipative Medienkultur? Eine bildungstheoretische Rahmung" (In: Partizipative Medienkulturen, herausgegeben von Ralf Biermann, Johannes Fromme, und Dan Verständig, 185–205. Wiesbaden: Springer, 2014. Open Access Version)

Nachdenkliches zur Praxis

Die Herausforderung von OER ist aber die Praxis. Und im Hochschulbereich gibt es da noch große Entwicklungsmöglichkeiten.

  1. Ein erstes denkbares Szenario ist die Produktion und das Angebot von OER durch Lehrende. Skripten und Folien zu Lehrveranstaltungen werden so – auch aus urheberrechtlicher Sicht – aufbereitet, dass sie unter einer offenen Lizenz (möglichst Creative Commons BY oder Creative Commons BY SA) angeboten werden können. Hier gibt es diverse Barrieren, seien es rechtliche Unsicherheiten, Zeitmangel, unzureichende digitale Kompetenz u.a.m. (vgl. dazu Pirkkalainen, H., J.P.P. Jokinen, und J.M. Pawlowski. „Understanding Social OER Environments – A Quantitative Study on Factors Influencing the Motivation to Share and Collaborate“. IEEE Transactions on Learning Technologies 7, Nr. 4 (Oktober 2014): 388–400. doi:10.1109/TLT.2014.2323970. Kein Open Access).

    Eine sehr schöne Auflistung der Mythen, "warum OER nicht funktioniert", bietet eine Webseite des European Open Edu Policy Project. Aber auch didaktische Gründe können gegen eine Veröffentlichung als OER sprechen: So kann man eventuell gestellte Aufgaben bei der Lehrveranstaltung im nächsten Semester nicht in der Form wiederverwenden, weil sie schon bekannt sind.

    Ein paar Beispiele zu diesem Szenario:

    Aber welchen Sinn machen z.B. Präsentationsfolien als OER, wenn sie in PDF-Form unter einer CC-Lizenz ins Netz gestellt werden. Positiv ist natürlich, dass alle diese anschauen können und zumindest teilweise inhaltlich nachvollziehen können, was der Inhalt des Vortrages war. Auch um Anregungen zu bekommen, ist so etwas sehr nützlich. Aber wirklich weiter verwenden, werden Lehrende bzw. Vortragende die Folien oder Skripte anderer sicher nicht, dazu ist meist der Kontext – zu dem z.B. auch die Person selbst gehört, die vorträgt – oder die Zielgruppe nicht wirklich passend. Daran kranken ja auch die vielen Online-Tutorials, oder kleinen Film-Sequenzen oder gar Video-Vorlesungs-Aufzeichnungen, die existieren – bei allen Vorteilen, die diese natürlich auch haben, wenn der Kontext passt! Ich denke, dies steckt auch hinter dem „not-invented-here“-Syndrom, das oft auch als Barriere genannt wird.

    Bietet man die oben genannten Präsentationsformen jedoch in einem offenen Präsentationsformat an und fügt zusätzlich die enthaltenen Abbildungen als nicht zu niedrig aufgelöste Bild-Dateien unter einer CC-Lizenz bei, kann dies, wenn es vom Kontext her passt, vielleicht wirklich weiter verwendet werden. Ein solches stärker granuläres Angebot macht bei der Erstellung natürlich mehr Arbeit. Die Frage ist, wann ist dies sinnvoll und in welcher Form und wo kann etwas angeboten werden, damit es von anderen auch wiedergefunden wird.

  2. Eine Ausweitung des oben beschriebenen Szenarios stellt dann die gemeinsame Erarbeitung von OER dar, z.B. auch in Form von Books Sprints. Ergebnisse solcher Aktionen sind:

  3. OER können natürlich auch als Ergebnis einer Lehrveranstaltung entstehen, als Lernprodukt, das entweder gemeinsam von Studierenden (auch zusammen mit Lehrenden) oder individuell von jedem Lernenden erstellt wird. Teile von Studien-, Projekt- und Examensarbeiten könnten durchaus als OER publiziert werden. Sie zeigen damit Ergebnisse des Lernens und Lehrens einer Bildungsinstitution und können so sogar einen Marketing-Effekt haben. Auch Lehrenden und Lernende spezifischer Lehrveranstaltungen können angeregt werden, Produkte ihres Lernens weiterzugeben.

Von Jöran Muuß-Merholz stammt eine "OER-Matrix: eine Systematik zu den Ausprägungen von Open Educational Resources", bei der deutlich wird, dass Offenheit eigentlich ein Kontinuum darstellt, genauso wie der Grad, wie OER dem Lernen dienen. Für mich, und das wird in der Matrix aus meiner Sicht so nicht deutlich, können OER auch aus Lernprozessen heraus entstehen.

Hier ist auch die Frage der Beziehung von OER zu Open Access (OA) angesprochen, denn theoretisch können alle als OA publizierten Dokumente auch als OER dienen. Was kann man von Open Access im Hinblick auf OER lernen? Zunächst einmal wird deutlich, dass der Weg zu OER ein langer Weg ist. Und man muss sich beim Thema OER bewusst sein, dass auch hier irgendwann über Geschäftsmodelle gesprochen wird bzw. die Verlage welche anbieten (siehe dazu S. 34ff im ganz oben genannten Whitepaper) . Auch kommerzielle Verlage werden versuchen mit OER Geschäfte zu machen. Letztlich sind die immer zahlreicher werdenden Open-Access-Bücher (vgl. www.doabooks.org und www.oapen.org) vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften auch OER.

Fazit für diesen Blog-Beitrag

Dieser Beitrag trägt für mich interessante Aspekte zum Thema OER zusammen. Wie viele andere Beiträge über OER auch ist er größten Teils redundant zu diesen. Geschrieben wird über OER genug, die Herausforderung ist aber, OER zu produzieren.

Und hier wird noch sehr mit Wasser gekocht: Schaut man sich z.B. in der OER-Plattform der TU Darmstadt OpenLearnWare um, findet man hauptsächlich Filme oder Audio-Dateien von Vorlesungen. In der Regel werden nicht mal die Präsentationsfolien zum Download angeboten. Bei einer Vorlesungsreihe mit dem Titel "Fachforum E-Learning: Bildung für Alle? Offene Lernressourcen an Hochschulen" (2014) stehen immerhin die PDF-Dateien der Präsentationen zur Verfügung.

4 Gedanken zu „Open Educational Resources und Bibliotheken

  1. Hallo Thomas,

    ebenfalls danke für diesen guten Überblick und die zahlreichen Links und Quellen. Mir ist neulich noch ein Projekt aufgefallen, das zeigt, wie auch OER von Lernenden in den Umlauf gebracht werden können. So hat die TU Graz die Masterarbeit von Martina Stadler mit dem Titel „Was macht OER-Projekte erfolgreich? Eine Analyse von Erfolgsfaktoren von Projekten zu offenen Bildungsressourcen (OER) im schulischen Kontext“ veröffentlicht.

    Viele Grüße
    Axel

  2. Hallo Thomas,

    danke für deinen Beitrag. Ich möchte hier nochmal betonen, dass es sich bei den „Empfehlungen zur Publikation von OER-Metadaten“ um eine Entwurfsfassung handelt, die in Zukunft – bestenfalls als Ergebnis der praktischen Anwendung – angepasst und ergänzt werden wird.

    Zudem möchte ich hier noch ein weiteres Projekt im Kontext OER und Bibliotheken erwähnen. Die OER Worldmap (https://oerworldmap.org), seit Anfang 2015 in der Entwicklung bei hbz und graphthinking mit Förderung der Hewlett Foundation und im Austausch mit OER-Aktiven. Dort sollen Dienste, Organisationen, Personen und Events aus dem OER-Kontext gesammelt – also sozusagen Dinge katalogisiert – werden, so dass es einen Überblick über die Entwicklung der weltweiten OER-Aktivitäten gibt und OER-Akteuren als Instrument der Vernetzung dienen kann. (Siehe auch den Projektantrag (Englisch) unter https://oerworldmap.wordpress.com/proposal/.) Ein Use Case auf Basis der OER Worldmap ist die Nutzung einer Liste von OER-Sammlungen zum Aufbau einer OER-Suchmaschine. Wir werden in der nächsten Zeit OER-Quellen ergänzen…

    Viele Grüße
    Adrian

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