Informationskompetenz beim Österreichischen Bibliothekartag

Beim Österreichischen Bibliothekartag in Wien, bei dem einer der Schwerpunkte beim Thema Offenheit lag (siehe auch Link zu Bericht zum Bibliothekartag im ETH-Bibliotheks-Blog), gab es eine Reihe von Vorträgen zur Informationskompetenz, die ich besucht habe. Nur von diesen berichte ich hier kurz.

Die Britin Jane Secker berichtete von Aktivitäten in Großbritannien, die immer mehr weit über die Hochschulbildung hinausgehen: „Information literacy beyond the academy : recent perspectives from the UK„. Ein besonders erwähnenswertes britisches Projekt ist SADL (Student Ambassadors for Digital Literacy), das sogenanntes „peer-learning“ im Fokus hat.

Der Vortrag von Fabian Franke „Informationskompetenz in Deutschland“ ermöglichte es, die deutsche Situation von außen anders wahrzunehmen. So konnte die Vielfalt der Statements zu Informationskomeptenz von Wissenschaftsorganisationen und Politik in Deutschland (zuletzt z.B. von der HRK) durchaus auch die Entwicklung in Österreich beschleunigen.

Robert Tobwein und Karin Ruhmannseder stellten ihre Lehrveranstaltung „Digitales Wissensmanagement – Survival Kit Bibliothek“ vor, die als ECTS-Kurs an der Universität Salzburg eine Einführung wissenschaftliche Arbeitstechniken bietet und an der, ähnlich wie bei einem Seminar Wissenschaftliches Arbeiten des Berichtenden an der TU Hamburg-Harburg, unterschiedlichste Experten der verschiedensten Institutionen der Universität beteiligt sind. So ist hier sogar die Rechtsabteilung der Uni eingebunden.

Im Rahmen des 2. Forums Informationskompetenz: Standards und Frameworks zur Informationskompetenz diskutierten die Teilnehmenden neue Entwicklungen im anglo-amerikanischen Bereich. Diese wurden zunächst von der Organisatorin des Forums, Karin Lach, kurz vorgestellt:

Danach gab es drei Impulsvorträge von Brigitte Schubnell aus Zürich, Michaela Zemanek aus Wien und vom Berichtenden. Ich thematisierte die unterschiedlichen, sich in der Fachliteratur niederschlagenden (drei) Sichten auf Informationskompetenz (Folien auch bei Slideshare), die ihn auf eher theoretischer Ebene nach dem Kern von Informationskompetenz als Konzept und Praxis fragen lässt. Mit Bezug zum wissenschaftlichen Arbeiten bzw. zum Forschungsprozess werde hier vor dem Hintergrund akademischer Fachkulturen eine erkenntnistheoretische (epistemologische) Komponente sichtbar, eine „epistemic literacy“.

Für Brigitte Schubnell, die die besondere kulturelle, auch sprachlich bedingte Vielfalt der Situation in der Schweiz hervorhob, dienen Standards und Modelle eher zur Verständigung untereinander und weniger als Rechtfertigung nach außen.

Michaela Zemanek betonte, dass Informationskompetenz nicht allein ein Thema von Bibliotheken ist, dass diese im akademischen Kontext auch ein Teil der wissenschaftlichen Sozialisation sei, sowie dass es darauf ankomme, Einsichten zu fördern, und nicht Checklisten zu unterrichten. In Österreich hat das Thema Informationskompetenz einen großen Aufschwung genommen, da seit 2013 eine „Vorwissenschaftliche Arbeit“ Bestandteil der Reifeprüfung ist.

In der weiteren Diskusssion wurden u.a. Fragen diskutiert, wie die Theorie zur Praxis komme, wie Informationskompetenz zu Themen wie Evaluation und Akkreditierung passe u.a.m. Insgesamt gesehen sind die erwähnten Standards und Modelle auch als Angebote zu sehen, um mit Kolleginnen und Kollegen aber auch mit den Lernenden ins Gespräch zu kommen. Es sei vielleicht auch notwendiger, weniger zu diskutieren und mehr (auch intuitiv) zu handeln.

Für den Berichtenden ist deutlich geworden, dass es beim Thema Informationskompetenz international ähnliche Diskussionen gibt und dass der Aspekt der Offenheit (im Sinne Offenheit für andere Ansätze, aber auch im Sinne der Berücksichtigung von Themen der Offenheit innerhalb der Informationskompetenz (Open Access, Open Data; Open Educational Resources) hier sehr gut dazu passt.

Die Folien zu den Vorträgen werden wohl nach und nach auf dem BIB Opus-Publikationsserver veröffentlicht werden.