Nachdem ich in der Blog-Kategorie "Philosophy of information" bisher relativ oft anglo-amerikanische Autoren erwähnt habe (Ausnahme Rafael Capurro!), hier ein paar Hinweise auf philosophisch-theoretische Beiträge zum Informations- und Bibliothekswesen aus deutschen Landen.
- Schon seit längerer Zeit verfolge ich den Blog Übertext von Adrian Pohl, der sich unter anderem auch mit Fragen des Informationsbegriffes aber auch der Zukunft von Bibliotheken beschäftigt.
- In der Zeitschrift Libreas findet sich ein Aufsatz zum Dokumentbegriff von Jakob Voß und unter dem schönen Titel "Der Schnee von morgen. Søren Brier schickt den Informationsbegriff in die semiotische Schmelze" eine Rezension des Buches von Brier.
Der oben erwähnte Beitrag von Adrian Pohl "Kommunikation statt Information" hat mir nochmal deutlich gemacht, dass ich für mich keinen eindeutigen Informationsbegriff habe.
Den angesprochenen Perspektivwechsel von Information zur Kommunikation halte ich zwar aus praktischen Gründen auch für nötig, aber nicht weil sich der Kommunikationsbegriff einfacher fassen ließe als der Informationsbegriff. Beide, wie auch deren "Abgrenzung zu ‚Daten‘, ‚Wissen‘, ‚Kommunikation‘, ‚Quelle‘, ‚Text‘ oder gar ‚Schrift’" oder auch Medium und Dokument (siehe Jakob Voß), für alle diese Begriffe gibt es unterschiedlichste Bestimmungen und damit auch unterschiedlichste gegenseitige Abgrenzungen.
Für mich hat z.B. die Definition von Information als "einen Unterschied, der einen Unterschied macht" von Gregory Bateson einen gewissen Charme, z.B. mit seiner Nähe zum Lernen, denn Lernen ist auch Unterscheiden (Dies ist mir durch den schönen Vortrag von Wiebke Derboven zur Woche der Lebensentwürfe mit dem Titel Lebenslanges Lernen an der TUHH richtig bewusst geworden!).
Ich würde auch nie von "Wissensressourcen (die die Grundlage von Information sein können)" sprechen, wie Till Kinstler in einem Kommentar zum Blog-Eintrag von Adrian Pohl! Für mich ist Wissen nur etwas, was sich in den Köpfen abspielt, man kann dies veröffentlichen als Information für andere, so das man Information auch als "veröffentlichtes Wissen" bezeichnen könnte (dies habe ich zuerst irgendwo in einem Text von Gabi Reinmann gelesen!). Information hat für mich immer etwas Potentielles für den Rezipienten, je nachdem, ob er diese versteht oder nicht! Information als Teil der Kommunikation hat nach Luhmann also immer auch mit Selektion zu tun.
Noch ein Aspekt, der mir immer wichtig ist, ist das im Informationsbegriff enthaltende Formgebende, das ich vor kurzem in den Schriften des Computer- und Medienkünstler Lev Manovich, hier in vorbereitenden Texten für sein geplantes Buch "Info-aesthetics", gelesen habe:
"The contrast between form and information is one of the fundamental cultural dimensions which accompanies the shift from industrial to information society; or from modernism to what I would like to brand ‘informationalism’ […] And yet, as the word inFORMation implies itself, there is a hidden form-making impulse in information society."
"Rather, info-aesthetics refers to various new contemporary cultural practices which can be best understand as responses to the new priorities of information society: making sense of information, working with information, producing knowledge from information."
Und von hier ist dann ein Schwenk möglich zur Förderung von Informationskompetenz bzw. Informationskultur! 😎