Wozu ist eigentlich das amerikanische Framework zu Informationskompetenz gut?

Anlässlich eines von mir endlich gelesenen Aufsatz zum amerikanischen Framework for Information Literacy for Higher Education soll dieser Blog-Beitrag deutlich machen, warum es auch für eine Bibliothek wichtig ist bzw. sein kann, sich für unsere Aktivitäten zur Förderung von Informationskompetenz und zum wissenschaftlichen Arbeiten mit diesem Framework zu beschäftigen. Ich habe diesen Text auch in einem internen Blog der Universitätsbibliothek der TU Hamburg veröffentlicht.

Sauerwein, T. (2019). Framework Information Literacy – Aspekte aus Theorie, Forschung und Praxis. Bibliothek Forschung und Praxis, 43(1), 126–138. https://doi.org/10.1515/bfp-2019-2027 (Open-Access-Version https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/20519)

Das Framework ersetzt für mich die klassichen Standards zur Informationskompetenz. Es besteht aus 6 abstrakten Konzepten (Frames = Rahmen), die zur Beschreibung dessen dienen, was Studierenden als Wichtigstes vermittelt wreden sollte.

  • „Autorität ist ein Konstrukt und kontextabhängig [Authority Is Constructed and Contextual]
  • Informationen entstehen in einem schöpferischen Prozess [Information Creation is a Process]
  • Informationen sind wertvoll [Information Has Value]
  • Forschung ist (Hinter-)Fragen [Research as Inquiry]
  • Wissenschaft ist Austausch [Scholarship as conversation].
  • Recherche ist strategische Erkundung [Searching as a Strategic Exploration]“
    (S. 128, OA-Version S. 5)
„Autorität ist ein Konstrukt und kontextabhängig [Authority Is Constructed and Contextual] Informationen entstehen in einem schöpferischen Prozess [Information Creation is a Process] Informationen sind wertvoll [Information Has Value] Forschung ist (Hinter-)Fragen [Research as Inquiry] Wissenschaft ist Austausch [Scholarship as conversation]. Recherche ist strategische Erkundung [Searching as a Strategic Exploration]“.27

Visualisierung des Framework for Information Literacy for Higher Education
Erstellt von der AG Informationskompetenz des Bibliotheksverbunds Bayern in Kooperation mit Studierenden der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern, Fachbereich Archiv- und Bibliothekswesen
CC BY-NC-SA 4.0

Die bayerische AG Informationskompetenz hat nun vor kurzem eine Visualisierung der 6 Frames veröffentlicht (Nicole Scherbel: Framework turns visual : Auf dem Weg zu einem neuen Verständnis von Informationskompetenz. Bibliotheksforum Bayern 13 (2019) 117)

Der Aufsatz von Tessa Sauerwein erläutert sehr schön, dass die Frames den Zusammenhang zwischen Informationskompetenz und dem wissenschaftlichen Arbeiten bzw. zwischen Informationskompetenz und dem „Forschungsdiskurs“ rund um „Guter wissenschaftlicher Praxis“, Open Science und Open Access, aber auch rund um die Diskussion um Fake-News aufzeigen.

„Studierende [… sollen nicht nur] nach Literatur recherchieren […] lernen, […] sondern […] verstehen, wie die darin veröffentlichten Ergebnisse zustande kommen.“ (S. 133, OA-Version, S. 13)

Zudem bietet er Anregungen, die Frames selbst in der eigenen Praxis zu nutzen, evtl. auch bei Führungen innerhalb der Bibliothek!? Gerade die Beispiele zu den Frames (S. 133-134, OA-Version, S. 12-14) in dem Aufsatz können dazu dienen, das, was Studierende und Nutzende in der Bibliothek eigentlich machen, – warum sie nach Literatur suchen, warum der Katalog oder Google Scholar dafür vielleicht nicht ausreichen usw. – zu hinterfragen und für uns als in der Bibliothek Arbeitende bewusst zu machen.

In dem Text von Tessa Sauerwein wird erwähnt, dass das Framework „hard to teach“ ist, aber vielleicht bedeutet Lehre hier auch, zu lernen, die Frames für Diskussionen als Anregungen zu nehmen bzw. in Lern- oder Auskunftssituationen auf bestimmte dieser Frames implizit hinzuweisen.

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