Ein historisch-genetischer Blick auf Suchmaschinen

"Auf den Spuren der Suche" nannte sich ein Projekt von Studierenden im Rahmen der studiengangsübergreifenden Lehre am Department Information der HAW Hamburg, das am Freitag, den 7. Februar 2014, mit seinen Ergebnissen vorgestellt wurde. Das Projekt ist ein Beispiel dafür, dass man aus Geschichte lernen kann, dient Geschichte doch bei diesem Projekt besonders dazu, ein besseres Verständnis der Funktionsweise von Suchmaschinen zu entwickeln.

In seinem Einführungsbeitrag zeigte der Suchmaschinen-Spezialist und Initiator des Projektes Dirk Lewandowski also, dass durch eine Betrachtung der historischen Entwicklung von Suchmaschinen ein besseres Verständnis für deren Nutzung und für die Bedeutung des Themas Suche in unserer modernen Welt insgesamt möglich ist. So fasst etwa eine Betrachtung der Entwicklung des Suchmaschinenranking die noch heute wichtigen Konzepte zum Ranking zusammen: Beginnend mit der Auswertung von statistischen Textanalysen über die Nutzung der Popularität von Links und Klicks wurde nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 der Aktualitätsbezug besonders wichtig und in die Ergebnislisten eingebaut, während seit einigen Jahren auch durch die Nutzung mobiler Geräte die Auswertung des Ortbezug (Lokalität) eine immer bedeutendere Rolle spielt. Auch die vermeintliche Vielfalt heutiger Suchmaschinen kann mit einer historischen Betrachtung der "Search engine relationship Charts von Bruce Clay" dekonstruiert werden.

Idee für das Projekt lieferte nach Lewandowski ein Beitrag von Thomas Dominikowski mit dem Titel "Zur Geschichte der Websuchmaschinen in Deutschland" im von Lewandowski herausgegebenen "Handbuch Internet-Suchmaschinen ; 3 ; Suchmaschinen zwischen Technik und Gesellschaft" (Heidelberg : AKA, Akad. Verl.-Ges., 2013, S. 3-34).

Die gelungene Verbindung von Informationsgeschichte und der Förderung von Informationskompetenz, meine beiden Lieblings-Themen, wurde auch im Versuch eines Nachbaus einer frühen "Suchmaschine" unterstrichen. Die von Michael Buckland in den letzten Jahren und Jahrzehnten aus der Versenkung in der historischen Überlieferung hervorgeholte und damit erneut bewusst gemachte "Statistischen Maschine" von Emanuel Goldberg kann als eine frühe, auch elektrischen Strom nutzende Suchmaschine angesehen werden. Sie ermöglichte mit der damals aktuell vorhandenen Technik der Mikrofotografie die Recherche nach codierten Dokumenten mit einer ihrerseits codierten "Suchanfrage-Lochkarte". Zur Veranschaulichung haben drei Studierende im Rahmen dieses Projektes diese Maschine als Modell nachgebaut. Fotos zur Präsentation von Emanuel Goldbergs "Statistischer Maschine" sowie ein Teilbereich innerhalb der Darstellung auf der Projekt-Website erläutern die Funktionsweise.

Weitere Teilthemen des Projektes waren u.a. die personalisierte Suche, Suchmaschinen und Werbung, Suchmaschinen-Optimierung (SEO) und Kinder-Suchmaschinen.

Zum Schluss noch ein paar Hinweise auf weitere Beiträge zur Geschichte der Suchmaschinen in diesem Blog und ein Tipp zu einer ganz anderen spannenden Diskussion zur Informationsgeschichte zwischen bekannten Historikern wie Paul N. Edwards, Lisa Gitelman, Adrian Johns u.a. mit dem Titel "Historical Perspectives on the Circulation of Information" (publiziert in: The American Historical Review 116(2011)5, 1393-1435).